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SMGW-Hersteller signalisieren Lieferbereitschaft für den Rollout intelligenter Messsysteme

SMGW-Hersteller
Die Chefs der vier SMGW-Hersteller im Kreuzverhör durch >Susanne Schöne (von links): Dr. Peter Heuell (EMH metering), Dr. Holger Graetz (Sagemcom Dr. Neuhaus), Ruwen Konzelmann (Theben Smart Energy) und Ingo Scönberg (PPC). (Bild: ZVEI-Services GmbH / Mark Bollhorst)

SMGW-Hersteller dürfen sich auf sieben fette Jahre freuen

Von Gerhard Großjohann

Verhaltene Aufbruchsstimmung in der Metering-Branche“ lautete die Headline des >energie.blog-Übersichtsberichtes zu den metering days 2023 in Fulda. Erkennbar gute Laune herrschte hingegen bei den vier etablierten Herstellern von Smart Meter Gateways (SMGW): >PPC, >Theben, >EMH Metering und >Sagemcom Dr. Neuhaus. Diese Unternehmen dürfen nun die Früchte ihrer Arbeit ernten. Lohn für jahrelange, wechselvolle Entwicklungsarbeit, für Engelsgeduld in den Zertifizierungsprozessen und für bis zur Schmerzgrenze strapazierte Investitionsbereitschaft. Wer will, kann sehen, dass sich für das SMGW-Hersteller-Quartett biblische Geschichte wiederholt: Nach sieben mageren Jahren (in der Realität waren es sogar mehr) winken nun sieben fette Jahre (2024-2030). Im genannten Zeitraum werden nämlich bis zu 20 Mio. Smart Meter Gateways in Deutschland verbaut werden müssen. Und zumindest für den Rollout dieser Geräte sind die wichtigsten Weichen gestellt – siehe GNDEW. Da bleibt auch für den „fünften Stern am Smart Meter Gateway-Himmel“, die >EFR GmbH, noch genügend Potenzial. Allerdings hat dieses Unternehmen für sein SMGW erst kürzlich die >Zertifizierung nach Common Criteria erhalten und muss noch weitere Hürden bis zur Vermarktungsreife überspringen.

Welche Signale haben die SMGW-Hersteller auf den metering days 2023 in Vorträgen und Diskussionsrunden gesendet? energie.blog dokumentiert die Botschaften in Auszügen.

Aus den Kurzvorträgen

Theben mit CONEXA 3.0
  • „theSi“ neue zertifizierte SiLke bereits erfolgreich im Einsatz. >20.000 Geräte in TheSi ausgeliefert.
  • Produktionskapazität ausgeweitet – 800.000- 1.000.000 Stück p.a. sind gesichert.
  • 1:n mit wMBus Zähler TAF 10 (Kompaktprofil).
  • Netzwerkmanagement über LwM2M.
  • LTE 450MHz Variante.
  • >advalju, eine Kooperation zwischen Theben und >Lackmann, unterstützt den Use-Case „Stufenloses Schalten mit EEBus“.
  • Botschaften von Tina Hadler (Head of Sales): Jetzt die Zeit zur Vorbereitung auf Skalierung im Rollout nutzen! In 2024 Steuerlösungen testen und ins Portfolio übernehmen!
EMH metering mit CASA 1.1

Geschäftsführer Dr. Peter Heuell zeigte, wie sich dynamische Tarife (ab 1. Januar 2025 Pflicht), die an den Börsen bzw. Day-Ahead-Preis gekoppelt sind, mithilfe von TAF 5 (Auslösen von Tarifereignissen) via Smart Meter Gateway und Energiemanagementsystem (EMS) vorteilhaft realisieren lassen.

Sagemcom Dr. Neuhaus mit Smarty IQ

Michael Keller (Key Account Manager), stellte das Motto von Sagemcom Dr. Neuhaus vor: „Energie sicher vernetzt – mit Smart Metering-Lösungen aus Hardware und Software – interoperabel, praxisbewährt und aus einer Hand (Sagemcom Dr. Neuhaus und Fröschl). Kompetenz bei Strom-, Gas-, Wasserstoff- und Wasserzählern. Experte für Datenkommunikation und hochsichere Anbindung von Infrastrukturen – BSI / TR und CC-zertifiziert.

PPC mit SMGW 2.0
  • Neue Hardwareplattform ermöglicht dank Leistungsreserven langfristigen Betrieb entsprechend Mess und Eichgesetz.
  • Mit bewährten Funktionalitäten und zukünftigen Features durch Updates.
  • Interoperabel mit 170 getesteten Zählern.
  • Multi Vendo 1:n für Liegenschaften (TAF 1 und TAF 7 mit OMS-Komoaktprofil).
  • Bewährtes Netzwerk-Managementsystem NMS3.
  • > 500.000 SMGWs ausgeliefert.
  • Produktionskapazität 2024: 800.000 SMGWs, ab 2025 > 1 Mio. jährlich.
  • Botschaft von Vorstandchef Dr. Ingo Schönberg: Interoperabilität skaliert Geschäftsmodelle.
EFR mit Secure Smart Grid Hub
  • Gerät zertifiziert seit 11. September 2023.
  • Alle aktuell relavanten Tarifanwendungsfälle werden unterstützt.
  • USP u.a.: Fehlinstallationsschutz und Servicetechniker-Tool.
  • Zwei Versionen: SGH-S-AL1 für klassischen LTE-Mobilfunk (2G/4G) und SGH-S-AM, eine spezielle Entwicklung für das 450-MHz-Netz. BPL-Variante in Vorbereitung.
  • Erste Mustergeräte bei Kunden für die Präqualifikation
  • Serienauslieferung Anfang im Januar/Februar 2024 geplant.
  • Botschaft von Stefanie Kurtz (Produktmanagerin): Bei Interesse an Testgeräten bitte melden!

Statements aus der Podiumsdiskussion „Die vier SMGW-Hersteller im Kreuzverhör“

Ruwen Konzelmann (Geschäftsführer Theben Smart Energy): Wenn wir an das glauben, was wir tun und was uns die Politik vorgibt, warum tun wir es nicht? Warum gestalten wir die POG nicht so auskömmlich, dass wir dieses Infrastrukturprojekt, das wir vor uns haben, auch schaffen können, dass es Spaß macht, dass wir motiviert an die Sache herangehen können. Wir haben ein hehres Ziel. Wir sagen, wir haben die richtige Architektur. Es beweist sich mehr und mehr, dass das Smart Meter Gateway, das intelligente Messsystem, genau das ist, was ein intelligentes Netz ausmacht. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir es können. Und da brauchen wir halt links und rechts ein paar Euro, und dann kann das Ding auch wirklich gelingen. Ich glaube, dass wir das schaffen werden. Wer hält uns denn auf? Wer hält die Politik denn auf, jetzt auch zu sagen, wir machen das jetzt?
Dr. Peter Heuell (Geschäftsführer EMH metering): Wir haben nur noch zwei Probleme, das ist die POG und die SilKe. Vor drei, vier, fünf Jahren standen wir vor ganz anderen Problemen, die sind alle weg. Es liegt nicht mehr an der Funktionalität der Geräte. Ich sehe mit einem freudigen Auge, dass die Hersteller nichts mehr machen können, wir haben alles, und mit dem weinenden Auge: Wenn unsere Kunden kein Geld verdienen, dann macht das keinen Spaß.
Dr. Holger Greatz (Director Sales & Marketing, Sagemcom Dr. Neruhaus): Es wird an uns Herstellern nicht liegen, dass es an Themen wie POG scheitert, da sind wir gut aufgestellt. Deutschland sollte seine Führerschaft in Europa vorantreiben, sich zu einem digitalen Hub entwickeln. So wie die Schweiz als sicherer Hub für Finanzen ist, sollte Deutschland der sichere Hub für Daten sein.
Ingo Schönberg (Vorstandsvorsitzender PPC): Das Wirtschaftsministerium und das BSI haben geliefert mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende hat das Wirtschaftsministerium, wie versprochen. Es gibt relativ wenig Kritik an dem, was dort festgelegt wurde. Mit dem BSI haben wir heute eine hervorragende Zusammenarbeit. Die Dinge gehen prozessual sehr viel schneller. Unser SMGW 2.0, ein komplett neues Gerät, haben wir in einem dreiviertel Jahr durch die Zertifizierung gebracht. Das wäre vor drei, vier Jahren undenkbar gewesen. Die Sektorenkopplung ist in den Anwendungen angekommen. Das sind nicht irgendwelche Dinge, die vielleicht in der Zukunft kommen, sondern wir reden über das, was heute schon da ist.
Heuell: Natürlich schaffen wir das. Wir werden immer den Markt bedienen können, aber wir werden keine Überkapazitäten schaffen. Vom Volumen her können wir das. Das kriegen wir Hersteller hochskaliert hin.
Konzelmann: Wir hoffen, dass noch etwas dazu kommt, dass wir im europäischen und weltweiten Ausland gute Kooperationspartner finden, dass die Lösungen, die wir in Deutschland etablieren, sich transferieren lassen auf andere Länder. Wir haben tatsächlich vor, Überkapazitäten zu schaffen. Wir glauben nämlich, dass wir sie sehr schnell füllen können.
Graetz: Es geht nicht nur darum, einfach nur Volumen zu produzieren, sondern es geht darum, eine Lösung zu finden, die uns in Deutschland sicher positioniert, aber auch pragmatisch und vor allem schlank, auch was die Feature-Umfänge angeht. Lassen Sie uns bei jeglichen Weiterentwicklungen darauf achten, dass alte Zöpfe abgeschnitten werden, denn jeder Zopf, den wir abschneiden, kostet uns weniger Geld in der Zertifizierung, in der Rezertifizierung.
Heuell: Wenn wir Features verbieten, also Innovation, dann sind wir aus meiner Sicht in der falschen Richtung unterwegs.
Schönberg: In der ganz falschen Richtung! Wir reden nicht über weniger Funktionalitäten,sondern über viel mehr Funktionalität in den Geräten. Das ist der einzige Grund, warum wir mit einer neuen Generation von Geräten rausgehen, vielmehr Funktionalitäten. Wir brauchen mehr Power in den Geräten, um damit die Effizienz der Geräte zu steigern.
Graetz: Die alten Zöpfe sind ja das, was man abschneidet, um innovativer zu sein, um die großen Innovationen stemmen zu können.
Heuell: Ich finde die ganze SilKe überdimensioniert. Können wir damit leben? Ja, aber nicht, weil ich damit leben will, sondern weil ich damit leben muss. Wir werden das hinkriegen. Ich hoffe, dass die Vereinfachung so gut ist, dass es beim Messstellenbetreiber eine wichtige Vereinfachung ist. Heuell: Das Thema Bauteilesituation ist entspannt. Wir sind voll lieferfähig.
Graetz: Wenn man sich die heutige Situation vor Taiwan anschaut, das ist ein Damoklesschwert, das über uns schwebt.
Konzelmann: Grundsätzlich haben wir das Thema Lieferketten im Griff. Es entspannt sich auch die Lage bei den Bauteilen. Wichtig ist einfach auch der Planungshorizont, die Verlässlichkeit von Abrufen.
Schönberg: Was ein ganz entscheidender Parameter noch ist, wir müssen uns um Ersatzbauteile kümmern, weil man weiß nie, was da noch kommt. Das kann einzelne Bauteile betreffen, und darauf müssen wir uns wirklich vorbereiten. Wir sind jetzt nicht mehr bei einigen 10.000 Geräten sondern bei einigen 100.000, vielleicht Millionen Geräten, und da muss die Lieferkette einfach stehen.
Konzelmann: Was wir in den letzten Monaten erleben dürfen, ist, dass sich mehr und mehr wirklich gute und motivierte Leute auf den Energiemarkt fokussieren, dass enorm viel Investitionskapital in diesen Markt hineinfließt.
Graetz: Es liegt an uns, die Leute zu motivieren. Wir stellen fest, das Thema Energie treibt uns alle an.
Schönberg: Es gibt einen Kampf um die Ressource Personal. Wir sind glücklicherweise in einem Segment unterwegs, das relativ spannend ist. Das heißt, es ist hier noch gut Personal zu bekommen, aber man muss etwas dafür tun.

www.metering-days.de

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