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ZVEI-Studie: Flexibilität beim Stromverbrauch reduziert Kosten für Verbraucher und das Versorgungssystem erheblich

Durch Flexibilität beim Stromverbrauch könnten die Stromsystemkosten laut einer Neon-Studie im Auftrrag des ZVEI um bis zu 70 % sinken – und das ohne Komforteinbußen für den privaten Nutzer. Voraussetzung hierfür ist es, den Strombezug in Zeiten zu verschieben, in denen die Strompreise niedrig und die Netze frei sind. (Bild: ChatGPT)

Flexibilität beim Stromverbrauch erfordert flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme und dynamische Stromtarife

„Ohne die Flexibilisierung dezentraler Stromverbraucher würden unsere Stromnetze in Deutschland trotz Ausbau den steigenden Strombedarf nicht stemmen können und die Systemkosten noch erheblicher anwachsen“, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, zur Veröffentlichung der Studie ‚Mehrwert dezentraler Flexibilität‘, die die >Neon Neue Energieökonomik GmbH im Auftrag des ZVEI erstellt hat. Die Studie berechnet, welches Effizienz- und Entlastungspotenzial im systemdienlichen Betrieb von flexiblen Verbrauchern wie Wärmepumpen, Heimspeichern und E-Autos im Verteilnetz steckt. „Das Ergebnis hat uns positiv überrascht“, führt Weber weiter aus. „Flexible Verbraucher können einen eminent wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit und Kostenreduktion sowohl für die privaten Verbraucher als auch für das Gesamtsystem leisten.“ 

Abhängig vom Anwendungsfall könnten die Stromsystemkosten um bis zu 70 % sinken – und das ohne Komforteinbußen für den privaten Nutzer. Voraussetzung hierfür sei es, den Strombezug in Zeiten zu verschieben, in denen die Strompreise niedrig und die Netze frei sind, so Prof. Lion Hirth, Geschäftsführer bei Neon. „Dafür braucht es finanzielle Anreize. Dynamische Stromtarife, die den Börsenstrompreis widerspiegeln, sind dafür gut geeignet. Nebenbei entlastet eine Strompreis-orientierte Betriebsweise auch das Netz, weil Preisspitzen oft mit ausgelasteten Netzen einhergehen“.

Flexibler Stromverbrauch zielführender als steuernde Eingriffe

Um diese Potenziale zu heben, bedarf es nun der richtigen technischen Rahmenbedingungen und Anreize. Der flächendeckende Rollout intelligenter Messsysteme muss mithilfe politischer Flankierung schnellstmöglich vorangehen, denn diese sind die Voraussetzung für dynamische Tarife und Netzentgelte. Gleichzeitig müssen die dynamischen Stromtarife schnell und breit eingeführt sowie zeitvariable Netzentgelte ermöglicht werden. Über Preissignale induzierte Verbrauchsanpassungen sind in ihrer Breitenwirkung zielführender als steuernde Eingriffe etwa durch den Netzbetreiber und sollten daher vorrangig genutzt werden.

Nur durch die konsequente Elektrifizierung aller Sektoren können die Klimaziele erreicht werden. Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energien müssen der Netzausbau und die Netzdigitalisierung forciert werden. Bereits heute stoßen viele Verteilnetze in Deutschland durch die steigende Anzahl von dezentralen Erzeugern wie Photovoltaikanlagen und neuen Verbrauchern wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge an ihre Grenzen. „Umso wichtiger, dass wir die Chancen von dezentraler Flexibilität entschlossener nutzen“, bilanziert Weber. „Anderenfalls könnten die Systemkosten um den Faktor drei höher ausfallen.“

Flexible Tarife bringen Entlastung für Systemkosten und Stromrechnung

Im Rahmen der Studie verglich Neon die Stromsystemkosten dreier typischer Anlagen – Wärmepumpe, Elektroauto, Heimspeicher – die ihr Verbrauchsverhalten orientiert am Preissignal in drei unterschiedlichen Tarifen anpassen – Festpreis (Status Quo), ‚Halb-Flex-Tarif‘ (zusammengesetzt aus Börsenstrompreis und konstanten Netzentgelten) und ‚Voll-Flex-Tarif‘ (zusammengesetzt aus Börsenstrompreis und zeitvariabler Netzentgelte). Dabei zeigte sich, dass das flexible Laden eines zuhause angeschlossenen Elektrofahrzeugs die Systemkosten um bis 70 % (185 Euro/Jahr) senken kann, bei intelligent betriebenen Wärmepumpen um bis zu 24 % (346 Euro/Jahr). „Nur um ein Bild zu zeichnen: Würde man dies auf eine Million Elektroautos hochrechnen, könnte das eine Kostenersparnis von mindestens 180 Mio. Euro pro Jahr bedeuten, für 1 Mio. Wärmepumpen knapp 350 Mio. Euro pro Jahr – und das ohne zusätzlichen technischen Aufwand“, erläutert Weber. Auch auf der Stromrechnung privater Haushalte könne sich der Einsatz von Flexibilitäten bemerkbar machen: Bei Wärmepumpen mit bis zu 19 $, bei Elektroautos bis zu 57 $ geringeren Kosten.

www.zvei.org

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