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Schwerlastverkehr zukünftig mit LNG, Brennstoffzelle, Akku und Oberleitung?

Schwerlastverkehr
Schwerlastverkehr geht auch ohne Diesel: Dieser Lkw der Spedition F. A. Kruse aus Brunsbüttel wird mit Flüssiggas angetrieben. (Bild: F. A. Kruse)

Mit welchen Antrieben fährt zukünftig der Schwerlastverkehr?

Ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen entstehen im Schwerlastverkehr. Um erste Schritte hin zu einer klimafreundlichen Logistik ging es bei der Online-Konferenz „Klimaschutz durch innovativen Lkw-Flottenbetrieb“. Die Referenten berichteten praxisnah von ihren ersten Erfahrungen mit Gas- oder elektrisch betriebenen Lkw mit oder ohne Brennstoffzelle. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Future-Fuels-Cluster, einem Zusammenschluss von Logistik-Unternehmern und -Verbänden, der > Wirtschaftsagentur Neumünster sowie dem schleswig-holsteinischen Erneuerbare-Energie-Cluster >EE.SH.

„Es ist unser Ziel, Emissionen zu reduzieren“, betonte Holger Matzen, Vorsitzender des Future Fuels Clusters, in seiner Einleitung. Mögliche Bedenken gegenüber der Verlässlichkeit alternativer Antriebe konnten Matzen und die weiteren Referenten ausräumen. Flüssiggas beziehungsweise LNG (Liquid Natural Gas) sei „eine absolut zuverlässige Technologie“, erklärte Matzen. Seine Firma Voigt Logistik aus Neumünster betreibt zwei Lkw mit LNG-Antrieb und will weitere Zugmaschinen dieses Typs bestellen. Auch die Firma F. A. Kruse aus Brunsbüttel hat gute Erfahrungen mit ihren sieben LNG-Lkw gemacht. „Unsere Fahrer sagen: Ich möchte keinen Diesel mehr fahren. Der LNG-Motor läuft viel ruhiger, besonders im Stand“, erklärte Bernd Heesch von der Spedition Kruse.

Schwerlastverkehr: Klimaneutralität nur mit Erneuerbaren

LNG ist ein fossiler Kraftstoff und emittiert bis zu 15 % weniger Treibhausgase als moderne Diesel-Lkw. Mit diesen Grundlagen führte André Kranke von Dachser (Kempten) in das Thema ein. Einen klimaneutralen Antrieb erreiche man nur mit Elektromotoren, und auch nur dann, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, machte Kranke deutlich. Sein Unternehmen Dachser setzt unter anderem auf kleine Elektro-Lkw und Cargo-Bikes für einen emissionsfreien Innenstadtbetrieb. In der Stuttgarter Innenstadt betreibt Dachser die deutschlandweit erste emissionsfreie Lieferzone.

In der Schweiz gibt es sechs schwerlastfähige Wasserstoff-Tankstellen, und die Firma Hyundai, bisher einziger Hersteller eines serienmäßigen Brennstoffzellen-Trucks, will 1.600 Fahrzeuge bis 2025 in den Alpenstaat liefern. Peter Waldberger von der österreichischen Spedition Gebrüder Weiss, die auch in der Schweiz tätig ist und seit Januar 2021 einen der ersten ausgelieferten Brennstoffzellen-Lkw betreibt, führte aus, dass die Tankzeit von acht bis zwölf Minuten und die Flexibiliät im Einsatz die Nachteile des innovativen Fahrzeugs – hohe Anschaffungskosten, nicht alle Fahrzeugtypen verfügbar, keine Gefahrgut-Zulassung – überwiegen.

Austauschbare Batterien stabilisieren das Stromnetz

Als echter Pionier des elektrogetriebenen Schwerlastverkehrs berichtete Rolf Meyer vom Fashion-Logistiker Meyer & Meyer aus Osnabrück aus über zehn Jahren Erfahrung mit Akku-getriebenen Lkw. Bei seinem aktuellen Projekt „Route-Charge“ werden bei den E-Lkw an verschiedenen Stationen auf der Strecke Berlin-Magdeburg-Peine leere Batteriemodule gegen aufgeladene ausgetauscht, was schneller möglich ist als das Aufladen. „Die Batterien haben außerdem eine zweite Funktion als Zwischenspeicher, der das Stromnetz stabilisiert“, erklärte Meyer.

Der E-Highway zwischen Lübeck und Reinfeld ermöglicht das Aufladen der Akkus von Hybrid-Lkw mittels Stromabnehmern. Klimafreundlich wird das Projekt durch die Verwendung von grünem Strom aus dem Mittelspannungsnetz. Im Pendelverkehr zwischen dem Hafen Lübeck und Hamburg schaffen seine Hybrid-Lkw drei bis fünf Touren am Tag, berichtete Spediteur Marc-Philipp Bode aus Reinfeld.

„Branchenübergreifende Zusammenarbeit für die Energiewende notwendig“

„Mehr grüner Strom und grüner Wasserstoff ist nötig, um klimafreundliche Logistik zu ermöglichen. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass die Wirtschaft branchenübergreifend für die Energiewende zusammenarbeitet“, sagte Axel Wiese, Projektleiter des Clusters Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein EE.SH.

Pressemitteilung der EE.SH / Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland mbH

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