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Erneuerbare auf dem Vormarsch: 2023 stammt erstmals über die Hälfte des Stroms in Deutschland aus regenerativen Quellen

Erneuerbare
Um die benötigten erneuerbaren Strommengen bereitstellen zu können, hat die Bundesregierung ambitionierte Ausbauziele festgelegt: Im Jahr 2030 soll sich die installierte Photovoltaikleistung auf 215 GW verdreifachen und die Leistung der Windenergieanlagen an Land auf 115 GW verdoppeln. ( Bild: ChatGPT)

Aber: Ausbautempo genügt nicht zur Erreichung des 80-Prozent-Ziels der Bundesregierung bis 2030

Mehr Strom aus Solar- und Windenergielangen lassen im Jahr 2023 den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in Deutschland erstmals auf über 50 % steigen. Auch bei Wärme und Verkehr zeigt das Jahr 2023 einige positive Entwicklungen.

1) inkl. fester und flüssiger Biomasse, Biogas, Biomethan, Deponie- und Klärgas, Klärschlamm und dem biogenen Anteil des Abfalls. (Quelle: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik / AGEE-Stat)

Neuer Rekord beim Anteil erneuerbaren Stroms

Nach ersten vorliegenden Daten der Geschäftsstelle der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) am Umweltbundesamt werden im Jahr 2023 etwa 5 % mehr Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt als im Vorjahr. Weil der gesamte Strombedarf im Jahr 2023 nochmals zurückging, wird der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch deutlich steigen und erstmals die 50-%-Marke übertreffen. In den letzten Jahren lag der Anteil bei 46 % (2022) und 41 % (2021).

Haupttreiber der erneuerbaren Stromproduktion waren auch 2023 Photovoltaik und Windenergie: Die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen stieg wegen des im Vergleich zum Vorjahr deutlich sonnenärmeren Wetters trotz gutem  Anlagenzuwachs jedoch nur leicht auf 61 Terawattstunden (TWh). Die Stromerzeugung aus Windenergie lag im Jahr 2023 mit knapp 138 TWh (davon ca. 114 TWh aus Windenergieanlagen an Land und ca. 24 TWh aus Windenergieanlagen auf See) 10 % höher als im windärmeren Vorjahr. Zusammen steuern Solar- und Windenergie etwa 75 % des gesamten erneuerbaren Stroms bei. Das restliche Viertel der Stromerzeugung kommt aus Biomassekraftwerken und Wasserkraftanlagen, sowie zu einem sehr geringen Teil aus Geothermieanlagen. Insgesamt lag die erneuerbare Strommenge im Jahr 2023 bei etwa 268 TWh.

Herausforderungen bleiben groß

Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben die Herausforderungen groß: Um die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung zu erfüllen, sollen bis zum Jahr 2030 80 % unseres Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dafür muss nach derzeitigen Abschätzungen die erneuerbare Stromerzeugung auf etwa 600 Terawattstunden (600 Mrd. Kilowattstunden) steigen und sich damit mehr als verdoppeln, um auch die steigenden Bedarfe der Elektrifizierung des Wärmesektors und des Verkehrs zu decken.

Um die benötigten erneuerbaren Strommengen bereitstellen zu können, hat die Bundesregierung ambitionierte Ausbauziele festgelegt: Im Jahr 2030 soll sich die installierte Photovoltaikleistung auf 215 Gigawatt (GW) verdreifachen und die Leistung der Windenergieanlagen an Land auf 115 GW verdoppeln. Im Jahr 2023 wurde der hierfür notwenige Leistungszubau bei der Photovoltaik mit einem Wert von über 13.000 Megawatt zwar übertroffen, bei der Windenergie reicht der aktuelle Zuwachs von 3.000 Megawatt allerdings nicht aus, um das Ausbauziel zu erreichen.

Erneuerbare gewinnen bei Wärme und Verkehr hinzu

Nach ersten vorläufigen Einschätzungen gab es im Wärmesektor im Jahr 2023 wegen der ähnlich milden ⁠Witterung⁠ wie im Vorjahr keine ausgeprägten Änderungen des Heizwärmebedarfs. So wurde voraussichtlich ähnlich viel erneuerbare Wärme wie im Vorjahr genutzt. Nach ersten Schätzungen dürfte sich der Anteil der erneuerbaren Wärme am Gesamtwärmebedarf trotzdem weiter erhöht haben, weil derzeit von einem weiter gesunkenen Einsatz fossiler Energieträger besonders in der Industrie ausgegangen werden kann. Auf Basis erster vorliegender Daten ist insbesondere die sehr deutliche Steigerung bei der Nutzung von Wärme aus Wärmepumpen (plus 20 %) im Jahr 2023 hervorzuheben.

Im Verkehr wurden ersten Daten zufolge sowohl mehr Biokraftstoffe als auch mehr erneuerbarer Strom eingesetzt als im Vorjahr: Vorläufige Daten zeigen, dass der Absatz von Biodiesel um 4 % anstieg und der Einsatz von Bioethanol um 2 % wuchs. Außerdem wurden 16 % mehr erneuerbarer Strom im Verkehr eingesetzt als im Vorjahr. Die im Verkehr eingesetzte erneuerbare Strommenge von gut 7 TWh entspricht dabei aber noch immer nur knapp 3 % des gesamten erneuerbaren Stroms.

Weitere Informationen

Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) bilanziert im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und ⁠Klimaschutz⁠ (BMWK) die Nutzung der erneuerbaren Energien. Sie hat auf der Grundlage aktuell verfügbarer Daten eine erste Schätzung zur Entwicklung der erneuerbaren Energien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor im Jahr 2023 erstellt. Besonders in den Bereichen Wärme und Verkehr sind die bisher vorliegenden Daten aber noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Im März 2024 wird das jährliche AGEE-Stat-Hintergrundpapier „Erneuerbare Energien in Deutschland – Daten zur Entwicklung im Jahr 2023“ erscheinen. Mit dem Hintergrundpapier werden konsolidierte Daten für die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr veröffentlicht und vertiefende Einschätzungen zur Entwicklung gegeben.

Umweltbundesamt
Postfach 1406
06813 Dessau-Roßlau
Pressesprecher: Martin Ittershagen
E-Mail: presse@uba.de
www.umweltbundesamt.de

>Dazu passt: Speichersysteme für Balkonkraftwerke steigern den Einspareffekt durch Eigenstromerzeugung oft um ein Drittel

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