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Bouke Stoffelsma: „Basiszähler müssen jetzt in großer Zahl verfügbar sein“

Basiszähler
Bouke Stoffelsma, Vorstand der Hausheld AG in Mönchengladbach: „Hausheld kann sich mit eigenem Basiszähler noch mehr für Kunden öffnen." (Bild: Hausheld)

„Bieten genau die Bausteine, die Stadtwerke und EVU für ihren Rollout haben möchten“

Die Übernahme der Zählertechnologie von Itron für den deutschen Markt durch die Hausheld AG hat in der Metering-Branche Aufsehen erregt: Der Smart-Metering-Dienstleister wird nun auch zum Zählerhersteller! energie.blog sprach* mit Vorstand Bouke Stoffelsma über Hintergünde sowie Ziele und Vorteile der Transaktion für Hausheld, aber auch über aktuell diskutierte Fragestellungen wie 1:n und POG.

„Glauben an den Erfolg der Digitalisierung der Energiewende“

e.b: Hausheld übernimmt die Zählertechnologie von Itron für den deutschen Markt, war zu >lesen. Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Deal?

Stoffelsma: Hausheld hat seit 2018 eine Entwicklungskooperation mit Itron. Nach Aufhebung der Markterklärung in 2022 war unsere Markteinschätzung für den deutschen Smart Meter Rollout weniger pessimistisch als die Einschätzung in den USA. Wir haben ja dann auch Einspruch gegen die Aufhebung eingelegt und diese damit erfolgreich suspendiert. Unsere Kunden, unsere Aktionäre und unsere Finanzierungspartner glauben an den Erfolg der Digitalisierung der Energiewende. Sie haben weiter investiert. Die Rollouts wurden alle engagiert fortgesetzt. Also haben wir Itron ein Angebot gemacht, als der Markt am Boden lag. Mit dem GNDEW geht unsere Einschätzung wohl auf: Deutschland wird jetzt zum größten Smart Meter-Markt in Europa.

e.b: Was alles ist Bestandteil der Übernahme? Auch die Entwicklung?

Stoffelsma: Ja, es geht gerade auch um die Entwicklung. Wir übernehmen die Technologie der eHZ- und 3.HZ-Zähler mit allen Rechten. Dazu gehören Schaltpläne, umfangreiche Software und auch sechs Patente. Wir übernehmen aber auch die Fertigungstechnologie und Bauteilvorräte.

e.b: Können Sie sagen, warum Itron sich aus diesem Geschäftsbereich zurückzieht?

Stoffelsma: Das ist eine strategische Entscheidung, die in Austin, Texas, gefällt wurde. Ich denke, es hat damit zu tun, dass viele Kunden über Jahre nicht in FNN-Basiszähler investiert haben. Einfachere Zähler waren preiswerter, weil sie ohne die für die Smart Grids notwendigen Funktionen bestellt wurden. Wir hatten schon Mühe, die deutschen Kapriolen beim Rollout zu erklären. Außerhalb Deutschlands versteht niemand, warum das Technikland Deutschland seine Energienetze nicht digitalisiert.

„Fertigungskapazität liegt bei 400.000 Zählern pro Jahr“

e.b: Welche strategischen Überlegungen Ihrerseits stehen hinter der Übernahme? Welche Vorteile sehen Sie?

Stoffelsma: Wir können unseren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden nachkommen. Unsere Fertigungskapazität liegt nach Abschluss der Übernahme im kommenden Jahr bei rund 400.000 Zählern pro Jahr, mit Reserven nach oben. Wenn immer mehr Stadtwerke mit unserer Technik in einen Voll-Rollout gehen, werden entsprechend viele Smart Meter gebraucht. Wir wollten aber auch immer hochwertige Zähler haben. Itron hat einen der besten Zählern am Markt. Da wir oft in die Rolle des Generalunternehmers kommen, schauen wir auch bei den Zählern genau hin. Daher kam unser Interesse, genau diese Zähler zu übernehmen.

e.b: Der Markt für elektronische Stromzähler in Deutschland ist von Anbietervielfalt geprägt und umkämpft. Wie schätzen Sie die Marktsituation und Ihre Chancen ein?

Stoffelsma: Ja, der Markt ist umkämpft und wettbewerbsintensiv. Itron-Zähler sind sehr beliebt. Mit einem der besten Zähler sind die „Total Cost of Ownership“ niedriger, also die Kosten über die komplette Nutzungsdauer der Zähler. Wir bieten qualitativ hochwertige Zähler, die heute bereits gut in den Qualifikationsverfahren der Eichbehörden sind. Sie werden sowohl Eichverlängerungen in Stichprobenverfahren bestehen als auch im Betrieb zuverlässig arbeiten. Itrons Zähler sind allein bei uns ja über 30.000 Mal im „Modus“ intelligenter Messsysteme im Feld im Einsatz. Diese Praxiserfahrung ist ein großer Vorsprung vor Zählern, die sich erst noch bewähren müssen. Dafür ist schlicht keine Zeit mehr da.

„Können uns noch mehr für Kunden öffnen“

e.b: Was haben bestehende und potenzielle Smart-Meter-Rollout-Kunden davon, dass Hausheld bald auf zwei Feldern unterwegs ist?

Stoffelsma: Hausheld kann sich damit noch mehr für Kunden öffnen. Wir bieten weiterhin unser Angebot als Generalunternehmer für den Smart Meter Rollout an, bei dem auf Wunsch bis hin zur Finanzierung alles bezogen werden kann. Es wird aber genauso möglich sein, die Gerätetechnik direkt zu kaufen und den Rollout selbst zu organisieren. Wir bieten einfach noch modularer genau die Bausteine, die Stadtwerke und EVU für ihren Rollout haben möchten.

e.b: Welches Echo aus dem Markt haben Sie zu dem Deal mit Itron gehört, z.B. auf den metering days in Fulda?

Stoffelsma: Die ersten Reaktionen waren sehr positiv. Es gibt für den Itron-Zähler eine regelrechte Fan-Gemeinde. Und ich glaube, die ist erleichtert, dass der Zähler durch Hausheld im Markt bleibt. Allen ist klar, dass Basiszähler jetzt in hohem Volumen verfügbar sein müssen.

„Unsere Technologie löst viele Probleme im Rollout“

e.b: Mit dem Ansatz des Voll-Rollouts intelligenter Messsysteme war Hausheld lange Zeit so etwas wie ein einsamer Rufer in der Wüste. Nun scheint dies – Stichwort 1:n-Anbindung – der neue Standard zu werden. Profitiert Hausheld von diesem Trend? Werden dadurch die Karten neu gemischt?

Stoffelsma: Ja. Der Voll-Rollout ist noch wirtschaftlicher geworden. Das zeigen die Business-Cases unserer gMSB-Kunden, denn die sind bei den heutigen POG bereits lukrativ. Die Zahl unserer Projekte steigt. Mt dem neuen §21(3) des GNDEW hat der Gesetzgeber zudem klargestellt, dass die Gateways in Ortsnetzstation verbaut werden dürfen. Das ist deshalb wichtig, weil dort Mobilfunk- und Glasfaserverbindungen gut funktionieren, anders als die Mobilfunkabdeckung in den Kellern der Kunden. Unsere Technologie löst viele Probleme im Rollout. Sie wurde auf die praktischen Aspekte des Rollouts optimiert.

„POG hoch genug, um schon heute Erträge zu erwirtschaften“

e.b: Auf den >metering days waren die POG ein heiß diskutiertes Thema. Teilen Sie den Frust vieler MSB darüber, dass die auf alten Kalkulationsgrundlagen basierenden Preisobergrenzen nicht mehr auskömmlich sind?

Stoffelsma: Nein, die POG sind hoch genug, um bereits jetzt mit dem Betrieb des Messwesens Erträge zu erwirtschaften. Die Bundesnetzagentur hat die Kostenanerkennung für die Netzgesellschaften auf den Weg gebracht. Damit stimmt die Wirtschaftlichkeit auch für die Netzbetreiber. Dazu kommen noch signifikante Prozessvorteile im Kundenservice, geringere Risiken bei der Energiebeschaffung, völlig neue Chancen für den Vertrieb. Für die Netzgesellschaft selbst ergeben sich zudem netzdienliche Messungen und cybersichere Schaltmöglichkeiten in der Niederspannungsebene. Wir bauen mit den Stadtwerken die Zukunft auf. Die Chancen sind riesig.

e.b: Herr Stoffelsma, vielen Dank für das Gespräch!

www.hausheld.info

* Das Interview wurde schriftlich durchgeführt.

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