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Wie sieht eine gelungene Wärmewende aus? TU Berlin erstellt ein anwendungsbezogenes Modell

Thermostatventil Wärmewende

Die Wärmewende steht noch aus. Die TU Berlin untersucht, wie sie in der Praxis gelingen kann. (Bild: Gerhard Großjohann)

Machbarkeitsstudie „Suburbane Wärmewende“

Heizsysteme und die häusliche Warmwasserproduktion machten 2017 ungefähr ein Drittel des gesamten deutschen Primär-Energieverbrauchs aus. Doch nur rund 13 % dieser Energie stammte aus erneuerbaren Energiequellen. Damit ist der Wärmeverbrauch in Deutschland jährlich für den Ausstoß von rund 182 Mio. t CO2 verantwortlich. „Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, im Jahr 2050 CO2 neutral zu sein, brauchen wir eine Wärmewende. Wie genau so eine Wärmewende praktisch aussehen könnte, das untersuchen wir in der Machbarkeitsstudie Suburbane Wärmewende“, so Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin.

In dem Projekt erstellen seine Mitarbeiter ein umfassendes Modell für die Wärmewende im Ortskern einer Kleinstadt. „Wir betrachten dazu den Ort Leeste in der Gemeinde Weyhe in Niedersachsen, vor den Toren von Bremen“, so der verantwortliche Projektleiter, Max Bachmann. Dieses suburbane Gebiet eignet sich besonders gut für diese Studie, da dort zum einen eine umfassende Restrukturierung des Ortskerns geplant ist. Zum anderen bieten suburbane Regionen aufgrund des deutlich günstigeren Verhältnisses von Fläche zu Verbrauch mehr Potential, eine umwelt- und klimafreundliche Wärmeversorgung zu etablieren und diese zu dezentralisieren.

„In der ersten Projektphase haben wir den Ist-Zustand des Ortes in unser Modell eingearbeitet. Also: Wie viele Gebäude sind betroffen? Welchen Sanierungsstand haben diese? Was ist der aktuelle Wärmebedarf? Wie wird dieser gedeckt? Etc. In der zweiten Phase haben wir uns angeschaut, welche Potentiale es für eine regenerative Wärmeversorgung vor Ort gibt. Die Gegend bietet dabei zum Beispiel oberflächennahe Geothermie, biogene Abfälle, Platz für Photovoltaik oder auch lokale begrenzte Besonderheiten, wie ein Moor, das zum Anbau von Schilf dienen könnte, das ebenfalls energetisch verwertet werden könnte“, so Bachmann.

Welche Auswirkung hat der CO2-Preis?

Partner in dem Projekt sind zum einen das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung GmbH und das Umweltzentrum Stuhr-Weyhe e.V. Das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung übernimmt die ökonomischen Betrachtungen für das Modell: Für die einzelnen Wärmepotentiale werden Kosten berechnet, mit denen ökologisch sinnvolle und ökonomisch realisierbare Lösungen gefunden werden. „Das Interessante daran ist, dass diese Modellbildung nicht statisch ist, sondern es uns erlaubt, relevante Faktoren unterschiedlich zu gewichten. Zum Beispiel testen wir aktuell den Unterschied, den verschiedene CO2-Bepreisungen machen würden. Je nach zu erwartender CO2-Bepreisung können im Ergebnis unterschiedliche Wärmeversorgungsvarianten plötzlich wirtschaftlich oder weniger wirtschaftlich werden“, so der Wissenschaftler. Im Untersuchungsgebiet soll nicht nur ein innovatives Wärmenetz entstehen, sondern auch eines, das die produzierte Wärme möglichst optimal von den Wärmeerzeugern hin zu den Wärmeverbrauchern transportiert. „Hierzu untersuchen wir unterschiedliche Netzszenarien und suchen eine ökologisch gute und ökonomisch sinnvolle Lösung“, so Bachmann. Wie dieses Netz aussehen wird, entscheidet sich anhand der vorgefundenen Verbraucherstruktur und der Verfügbarkeit einzelner Wärmequellen.

Mit diesem Modell und den entsprechenden Berechnungen gehen die Projektpartner Ende Januar vor Ort nach Leeste/Weyhe und stellen es in Zusammenarbeit mit dem regionalen Projektpartner, dem Umweltzentrum Stuhr-Weyhe e.V., den lokalen Behörden und der Politik vor Ort vor.

Für andere Regionen adaptierbar

„In dem wissenschaftlichen Projekt erarbeiten wir ein sinnvolles Konzept für die Umstellung auf eine umwelt- und klimafreundliche, Wärmeversorgung – welche der Möglichkeiten umgesetzt wird, ist dann eine politische und gesellschaftliche Entscheidung“, so Max Bachmann. Nichtsdestoweniger hat dieses Projekt das klare Ziel, anschließend auch in die Tat umgesetzt zu werden. „Im Idealfall können wir dieses Modell aber später auch für andere Regionen adaptieren, so dass man nur noch die ortsrelevanten Daten eingeben muss“, so Institutsleiter Kriegel.

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