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WUN H2 GmbH: „Strompreisbremse bremst grünen Wasserstoff aus“

Strompreisbremse
Die bundesweite Strompreisbremse verhindert einen kostengünstigen Einkauf von grünem Strom für die Wasserstofferzeugung. (Bild: Gerd Altmann + Gordon Johnson / Pixabyay)

Strompreisbremse: WUN H2 GmbH fordert Gesetzesänderung für direkte Verwertung von Ökostrom

Wasserstoff, Wasserstoff, Wasserstoff: Der alternative Energieträger wird allerorten als unverzichtbar für eine nachhaltige Energiezukunft gepriesen. In Wunsiedel hat man das früh erkannt – und eine der größten deutschen Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff gebaut. Jetzt aber steht der wirtschaftliche Betrieb infrage. Grund: Die bundesweite Strompreisbremse verhindert einen kostengünstigen Einkauf von grünem Strom.

Geplant war, den in den Windparks und Photovoltaikanlagen der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) produzierten Strom direkt an die WUN H2 GmbH zu verkaufen, den Betreiber der Wasserstoffanlage am Energiepark in Wunsiedel. „Das aber funktioniert nun nicht“, sagt Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel GmbH, die an der WUN H2 beteiligt ist. Aus seiner Sicht kontraproduktiv, ja irrational: „Wie kann man in Norwegen grünen Wasserstoff einkaufen wollen und zugleich hierzulande die rentable Erzeugung zunichtemachen?“, lautet Krassers provokante Frage.

Probleme mit dem Finanzierungsmodell

Die Strompreisbremse an sich sei dabei nicht das Problem, sondern deren Finanzierungsmodell. Um die Subventionen für Privathaushalte und Betriebe stemmen zu können, schöpft der Bund sogenannte Zufallsgewinne ab. Genauer gesagt muss der Großteil der Differenz zwischen dem Börsenpreis und den Erzeugungskosten plus Gewinnmarge abgegeben werden. Verkauft nun ein Windpark Strom unter dem aktuellen Preis an der Börse an die H2-Anlage, kann er damit ins Minus rutschen. Er zahlt mehr an den Staat, als er mit der Stromproduktion erwirtschaftet hat. Das verhindert aktuell einen Vertrag für eine direkte Lieferung von Strom der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) an die WUN H2.

Ausnahmeregelungen nötig

Krasser fordert daher die Politik auf, umzusteuern, um der Wasserstoffwirtschaft in Wunsiedel und anderswo nicht den Todesstoß zu versetzen: „Es muss Ausnahmeregelungen geben, was die Abführung der Zufallsgewinne betrifft.“ So sieht das StromPBG bereits eine spezielle Regelung für Stromlieferverträge vor, die vor dem 1. November 2022 abgeschlossen worden sind. Bei diesen wird zur Ermittlung eines eventuellen Zufallsgewinns der tatsächliche Verkaufspreis herangezogen.

„Wir fordern diese Art der Berechnung auch für später geschlossene Verträge und das für alle Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung“, sagt Krasser. „Die ZENOB könnte dann einen wirtschaftlich für sie sinnvollen Vertrag mit der WUN H2 abschließen. Natürlich dürfte die WUN H2 dann auch nicht über die Strompreisbremse gefördert werden.“

Ein kostengünstiger Bezug von Ökostrom ist laut Krasser unverzichtbar, um Wunsiedel wie geplant zu einem Zentrum der deutschen Wasserstoffwirtschaft zu machen. Und das liege im Interesse aller, denn H2 könne wesentlich zur Dekarbonisierung vor allem des Schwerlastverkehrs und industrieller Prozesse beitragen. Zudem helfe die H2-Produktion mit vor Ort erzeugtem Ökostrom dabei, den Neubau von Überlandleitungen für den Stromtransport zu vermeiden.

Hohe Effizienz und Abnehmer maximal 200 km entfernt

Die Anlage in Wunsiedel soll im derzeitigen Ausbaustadium circa 1.350 Tonnen Wasserstoff pro Jahr liefern. Abnehmer sind beispielsweise Glas- und Keramikbetriebe, Transportunternehmen oder auch ein Sägewerk. Die Kunden in Nordbayern, Thüringen, Westböhmen und im südlichen Sachsen sind maximal 200 Kilometer entfernt und werden per LKW-Trailer beliefert.

Verwertet werden auch die Abwärme und der parallel zum Wasserstoff erzeugte Sauerstoff. Außerdem soll der Wasserstoff zur Stromproduktion in Blockheizkraftwerken der Region verbrannt werden, wenn gerade nicht genügend Strom im Netz vorhanden ist. Die dabei entstehende Wärme wird in das örtliche Wärmenetz eingespeist. Der Betreiber WUN H2 rechnet mit einem  Gesamtnutzungsgrad von etwa 90 % seiner Anlage – ein im Vergleich mit ähnlichen Anlagen beeindruckender Wert, der nur dank intelligenter Sektorenkopplung erreicht wird.

Über die SWW Wunsiedel GmbH
Die SWW Wunsiedel GmbH ist eine Tochter der Stadt Wunsiedel. Zu den Geschäftsfeldern gehören die Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmeversorgung sowie die Sparte Telekommunikation. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Energiezukunft aktiv zu gestalten. Die dafür entwickelten Strategien werden als WUNsiedler Weg bezeichnet.
www.s-w-w.com

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