Marktkommunikation: „Die Zähigkeit des Marktes spüren wir natürlich auch, aber die Stoßrichtung stimmt“
Die Marktkommunikation ist das Rückgrat der Digitalisierung der Energiewende. Denn nur wenn Erzeugungs- und Verbrauchsdaten an allen Stellen der dezentralisierten Energiewelt zuverlässig und korrekt zur Verfügung stehen, gelingt der Systemwechsel und entstehen neue, smarte Geschäftsmodelle. Mittendrin im vielschichtigen Geschehen agiert die Mako365 GmbH, ein in Mannheim ansässiges Start-Up mit innovativen Produkten und großen Ambitionen. Als Business Process Outsourcing (BPO)-Spezialist und Software-Anbieter kümmert es sich um alle Belange der Marktkommunikation zwischen den betroffenen Marktrollen, darunter auch der neu geschaffene Energieservice-Anbieter (ESA). energie.blog sprach mit Joachim Lang und Philipp Nagel, beide in der Geschäftsführung aktiv, über Hindernisse für ihr Tun, Fortschritte im Markt und darüber, was die Mako365-Lösungen auszeichnet.
e.b: Start-ups im Smart-Energy-Sektor tun sich oftmals schwer, weil die Marktentwicklung in Deutschland recht zäh verläuft. Wie erleben Sie das bei der Mako365 GmbH? Wie geht es Ihrem Unternehmen?
Lang: Wir als Mako365 haben den Vorteil, dass wir mit unseren klassischen BPO-Dienstleistungen in vielen Fällen für akuten Bedarf eine kurzfristige Unterstützung anbieten können. Vorteilhaft ist außerdem, dass die Entscheidungswege auf der Kundenseite relativ kurz sind. Bei den Software-Dienstleistungen hingegen sind die Sales-Zyklen deutlich länger. Das liegt auch daran, dass Stadtwerke und andere Kunden in vielen Fällen zurückhaltend agieren, weil sie nicht genau wissen, wo die Deregulierung hingeht, was sich alles noch verändert. Kurzum, es hängt von dem angebotenen Produkt und der Dienstleistung ab, aber die Zähigkeit des Marktes spüren wir natürlich auch.
e.b: Wie nehmen Sie die Marktentwicklung wahr? Kommt nun tatsächlich Schwung in die Digitalisierung der Energiewende?
Lang: Grundsätzlich kann man schon sagen, dass die Digitalisierung ein Stück weit in Bewegung gekommen ist. Von wirklichem Schwung würde ich aber noch nicht reden. Es geht in die richtige Richtung. Wir stellen fest, dass sich viele Akteure inzwischen intensiver mit dem Thema beschäftigen.
„Wunsch nach Digitalisierung muss auch von innen heraus kommen“
Nagel: Ich glaube, es reicht nicht, sich auf den Gesetzgeber zu verlassen. Der Wunsch bei den Marktteilnehmern, sich zu digitalisieren, Schnittstellen zu verbinden und Prozesse auszuprägen, muss auch von innen heraus kommen. In manchen Projekten letztes Jahr habe ich eine gewisse Lust an Digitalisierung gespürt. Leider kommt aber immer wieder der Gesetzgeber dazwischen und ändert etwas oder nimmt etwas zurück. Das führt zu weiterer Unsicherheit, und das Investment wird verschoben. Oder man wird in den Projekten von Softwaresystemen ausgebremst, die 20 Jahre alt sind. Das sind typische Probleme. Aber auch ich halte zumindest die Stoßrichtung für richtig.
eb: Auf eine kurze Formel gebracht: Was tut, leistet und bietet Mako365? Was sind DNA und USP?
Lang: Unsere DNA ist sicherlich die tiefgreifende Kenntnis der kompletten Marktkommunikationsprozesse unserer Mitarbeiter und Teams. Der Weg zur Umsetzung der Energiewende bringt für alle Marktteilnehmer einen regelmäßigen Zuwachs an weiteren Aufgaben mit sich. Und diese neuen Aufgaben und Herausforderungen ständig im Blick zu behalten und unseren Kunden Antworten und Lösungen zu bieten, das ist im Wesentlichen unsere Kernkompetenz. Wir sind einerseits ein klassisches BPO-Dienstleistungsunternehmen für Marktkommunikation. Das ergänzen wir mit einschlägigen Beratungsdienstleistungen. Und wir haben mit MakoFlow eine energiewirtschaftliche Datenplattform entwickelt für unterschiedliche Anwendungsfälle. So bieten wir beispielsweise für Mieterstromprojekte eine Komplettlösung an. Wir decken also eine große Bandbreite an Themen ab und verfügen zugleich über tiefgreifende Kenntnis in den Marktkommunikationsprozessen.
Nagel: Was wir auch als USP ansehen, ist, dass wir Dienstleistungen im Softwarebereich, also Entwicklung und Bereitstellung, aber auch Betrieb und Beratung aus einer Hand anbieten. Hier vollumfänglich unterstützen zu können, betrachten wir als unseren Wettbewerbsvorteil.
e.b: Wen adressieren Sie mit Ihren Dienstleistungen und Lösungen?
Nagel: Quasi die gesamte Bandbreite im Markt: wettbewerbliche und grundzuständige Messstellenbetreiber, Lieferanten, Stadtwerke und Energiedienstleistungsunternehmen, die mit neuartigen oder innovativen Produkten auf den Markt kommen und auf aktuelle Energiedaten angewiesen sind.
e.b: Aus welcher „Kundenecke“ erleben Sie bislang den größten Zuspruch? In welchen Kundensegmenten sehen Sie das größte Potenzial, den größten Bedarf?
Lang: Den größten Zuspruch in den ersten drei Jahren hatten wir aus dem Bereich Messstellenbetrieb, darunter von vielen wettbewerblichen Messstellenbetreibern. Mit unserer Lösung für Energieserviceanbieter erreichen wir viele Beratungs- und Energiedienstleistungsunternehmen, in kleinem Umfang aber auch schon Stadtwerke, wo wir einerseits Beratungsmandate haben, aber auch Prozessdienstleistungen für Marktkommunikation umsetzen. Große Potenziale sehen wir einerseits bei den grundzuständigen Messstellenbetreibern, und andererseits bei den Stadtwerken. Außerdem adressieren wir die entstehenden Direktvermarktungsunternehmen, die in vielen Fällen ebenfalls Unterstützung benötigen.
Schmerzpunkte Fachkräftemangel und Beratungsbedarf bei neuen Themen
e.b: Was sind denn klassische „Schmerzen“ Ihrer Kunden?
Nagel: Da ist einerseits das Thema Fachkräftemangel zu nennen, dass also Fachpersonal fehlt, um die durchaus komplexe Marktkommunikation abbilden zu können. Eine große Herausforderung sind ferner die halbjährlichen MaKo-Änderungen durch die Bundesnetzagentur. Bei den neuen Themen herrscht in vielen Fällen Beratungsbedarf, wie man sie angeht und löst. Speziell bei den Energieserviceanbietern ist es so, dass diese Unternehmen vor Anforderungen stehen, mit denen sie in der Vergangenheit überhaupt nichts zu tun hatten. Weil wir den Gesamtprozess beherrschen und eine eigene Software mitbringen, können wir sehr schnell und ohne große Einarbeitungsaufwände unterstützen.
e.b: Schauen wir aus größerer Flughöhe auf den ESA. Hat sich die neue Marktrolle schon etabliert?
Lang: Die Frage ist ja immer, wie weit muss etwas gediehen sein, dass sich eine Marktrolle etabliert hat? Nach meinem Kenntnisstand sind mittlerweile rund 100 Energieserviceanbieter am Markt. Wir haben von Anfang an mehr oder weniger alle kontaktiert. Nicht alle leben die Rolle auch aktiv. Man muss ehrlich sagen, dass die Umsetzung der ESA-Prozesse bei den grundzuständigen Messstellenbetreibern sehr schleppend verlief. Zum 1. Oktober 2022 wurde die Marktrolle eingeführt. In den ersten Monaten hat im Grunde keiner der grundzuständigen Messstellenbetreiber ESA-Anfragen bearbeiten können oder die Anfragen überhaupt richtig beantworten können. Mittlerweile bessert sich das. Wir wissen von einem unserer ESA-Kunden, der viele grundzuständige MSB angeschrieben hat, dass in über 90 % der Fälle die Anfragen tatsächlich bearbeitet wurden. Es geht also auch hier in die richtige Richtung. Wenn man es aber auf die Gesamtanzahl der gMSB bezieht, ist die Abdeckung dafür, dass die Rolle jetzt schon fast anderthalb Jahre existiert, viel zu schlecht.
„Hier gibt es ein Henne-Ei-Problem“
e.b: Sollte der ESA nicht ein Katalysator für die Digitalisierung der Energiewende sein?
Lang: Der ESA gilt ja als kleiner Bruder des Messstellenbetreiber. Über ihn kann ich in vielen Fällen die Daten bekommen, die ich für mein eigenes Geschäftsmodell brauche. Aber Grundlage dafür ist natürlich, dass die grundzuständigen Messstellenbetreiber mit dem Smart-Meter-Rollout vorankommen. Hier gibt es ein Henne-Ei-Problem.
e.b: Was tun Sie, um die Marktentwicklung voranzutreiben?
Nagel: Einerseits versuchen wir, die Energieserviceanbieter zusammenzubringen. Letzten Sommer haben wir ein ESA-Anwenderforum ins Leben gerufen, mit relativ großem Zuspruch. Nächsten Monat geht es in die zweite Runde. Wir wollen damit den Erfahrungsaustausch fördern, wie man grundzuständige Messstellenbetreiber zur Zusammenarbeit bewegen kann, aber auch der Branche eine gemeinsame Stimme geben, um ihre Erwartungshaltung und Not gegenüber den gMSB und der Bundesnetzagentur zu artikulieren.
e.b: Werfen wir noch einmal einen Blick auf die schon angesprochene neue Datenplattform MakoFlow. Was ist der aktuelle Entwicklungsstand? Und warum ist MakoFlow für Sie so wichtig?
Lang: Die Anwendung für die Energieserviceanbieter ist voll funktionabel und wird regelmäßig weiterentwickelt und angepasst. Die Lösung für Messstellenbetreiber wird im Laufe des Sommers funktionsfähig sein und zur Verfügung stehen. Wir haben darüber hinaus eine Lösung für die AS4-basierte Marktkommunikation im Portfolio, die relativ einfach angedockt werden kann.
Nagel: Der Hauptvorteil von MakoFlow ist, dass es sich um eine von Grund auf neu entwickelte Plattform handelt. Wir nutzen den zeitlichen Vorteil, einige etablierte Best-Practices und neue Technologien im IT-Bereich verwenden zu können. Wir haben für alles eine Schnittstelle. Man kann die Anwendung einfach ansteuern und über andere Kernsysteme integrieren. Wir müssen nicht erst irgendwelche Schnittstellen ausprägen, sondern die sind einfach da. Auf dieser Basis entwickeln wir Schritt für Schritt weitere Use Cases und schauen, was wir sonst noch darüber abbilden können – Stichwort Datahub. Ich glaube, es ist ein Segen, dass wir eine noch so junge Lösung haben.
„Den Boden für innovative Produkte schaffen“
e.b: Sie zeichnen ein durchwachsenes Bild vom Status Quo in der Branche. Auf was kommt es jetzt an? Was ist Ihre Botschaft an den Markt?
Nagel: Digitalisierung wagen, einfach machen, sonst geht es nicht voran!
Lang: Viele Marktteilnehmer sind noch mit angezogener Handbremse unterwegs. Das hat auch damit zu tun, dass es immer wieder neue Regelungen gegeben hat. Wenn wir aber auf einen finalen rechtlichen Stand warten, dann werden wir nie richtig vorankommen. Wir brauchen jetzt einfach Mut, voranzugehen, um die Digitalisierung der Energiewende und den Rollout intelligenter Messsysteme voranzutreiben, um damit auch den Boden für innovative Produkte zu schaffen.
e.b: Herr Lang, Herr Nagel, vielen Dank für das Gespräch!
Die Mako365 GmbH stellt aus auf der >E-world in Halle 4, Stand 4-D108.
Hier geht’s zur >Company-Box der Mako365 GmbH.