– Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze
– Operativen Tochtergesellschaften werden übernommen
Der französische Energie-Versorger Engie wird neuer Eigentümer der Mobisol GmbH, Start-Up mit Sitz in Berlin und Vorreiter in der Entwicklung von Solaranlagen für Haushalte und Kleinstunternehmen ohne Stromnetzanbindung in Afrika. Der Gläubigerausschuss hat diesem Vorschlag der Eigenverwaltung und des Sachwalters zugestimmt. Zum endgültigen Abschluss der Transaktion bedarf es noch der Genehmigung durch regionale Kartellbehörden, insbesondere Tansania.
Sanierungs-Geschäftsführer Dr. Stefan Weniger (Restrukturierungspartner KG) sagt: „Es freut mich sehr, dass mit der Sanierung sowohl das Unternehmen Mobisol wie auch die Idee dahinter weiterlebt.“ Und Mobisol-Sachwalter Friedemann Schade (BRL BOEGE ROHDE LUEBBEHUESEN) fügt hinzu: „Neben der sehr zügigen Übernahme ist besonders schön, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.“ Weniger und Schade sind langjährige Sanierungsexperten mit Erfahrungen im Startup- und Energie-Sektor.
Komplexität durch sieben verschiedene Jurisdiktionen
Mit gleicher Erfahrung unterstützt Daniel Fritz (DENTONS Europe LLP) Mobisol in der Eigenverwaltung. Der Chief Insolvency Officer (CIO) betont: „Eine besondere Herausforderung war die immense Komplexität aus sieben verschiedenen, teils sehr speziellen Jurisdiktionen. Laufend abgestimmt werden musste der gesamte Prozess mit englischem, chinesischem, deutschen, kenianischem, ruandischem, tansanischen und mauritianischem Recht. Hier hat das gesamte Team wunderbar zusammengewirkt.“
Engie plant, die Mobisol GmbH nach deren formellen Übernahme weiterzuentwickeln. Das französische Unternehmen war ursprünglich aus der Fusion des mehrheitlich in staatlicher Hand befindlichen Gasversorgers „Gaz de France“ und des Mischkonzerns „Suez“ 2008 unter dem Namen „GDF Suez“ hervorgegangenen. Seit 2015 trägt die Gesellschaft ihren heutigen Namen. Mobisol befindet sich seit Mitte April 2019 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Bis zur Kartellgenehmigung bleiben alle Restrukturierungsverantwortlichen mit an Bord.
„Internationaler Verkaufsprozess in Rekordzeit“
Stefan Weniger: „Sehr schön ist, dass wir mit Engie einen wirklich hervorragenden Partner unter vielen, hochprofessionellen Bietern gefunden haben und für die über 60 Mitarbeiter in Berlin aber auch die über 500 festen und weiteren 300 freien Mitarbeiter in Afrika eine Perspektive schaffen konnten“. Daniel Fritz betont: „Alles in allem handelt es sich damit um einen internationalen Verkaufsprozess in Rekordzeit, was dem konstruktiven Mitwirken aller Beteiligten auch auf Seite der internationalen Kreditgeber zu verdanken ist. Damit ist für über eine halbe Million Menschen auch weiterhin eine netzunabhängige Stromversorgung gewährleistet.“
Abgewartet werden muss noch die Entscheidung der Kartellbehörde in Tansania. Hier gehen die Beteiligten von einer Entscheidung im Herbst aus. „Grundsätzlich sind wir zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörde grünes Licht gibt und damit den gerade für tansanische Verhältnisse bedeutsamen Arbeitgeber und Off-grid-Stromversorger erhalten werden,“ so Friedemann Schade.