Das dritte SMGW hat die Zertifizierung geschafft – ein bedeutsames Datum für die Energiewirtschaft!
Der 19. Dezember 2019 ist für die gesamte Energiewirtschaft ein bedeutsames, wenn nicht gar historisches Datum. Mit der EMH metering GmbH & Co. KG in Gallin hat nach PPC und Sagemcon Dr. Neuhaus heute der dritte Hersteller von Smart Meter Gateways (SMGW) für seine Geräte die Sicherheits-Zertifizierung nach Common Criteria durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BS) erhalten. Damit ist eine zentrale Anforderung aus dem Messstellenbetriebsgesetz erfüllt, und das BSI kann die Marktverfügbarkeitserklärung abgeben. Der flächendeckende Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys) kann beginnen – und somit das entscheidende Kapitel im Digitalisierungsprozess der Energiewirtschaft aufgeschlagen werden.
energie.blog sprach mit Dr. Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH metering, über die jüngsten Ereignisse und darüber, wie es nun weitergeht.
e.b: Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Heuell, die EMH metering GmbH & Co. KG hat als dritter SMGW-Hersteller die Zertifizierung durch das BSI geschafft! Wie haben Sie den langen Zertifizierungsprozess für Ihr Gerät CASA (Bild) erlebt? Was waren besondere Hürden?
Heuell: Das war ein langer Weg – das ist richtig. Aber ein solcher Zertifizierungsprozess ist eben sehr aufwändig. Der Evaluator musste beispielsweise eigene Testfälle entwickeln und detaillierte Schwachstellenanalysen im Quellcode durchführen. Das dauert seine Zeit. Wir haben 1.000 Seiten Dokumentation erstellt und von TÜV IT, unserem Evaluator, eine zweistellige Anzahl an sogenannten Observation Reports erhalten. Da die Funktionen des Gateways bei den verschiedenen Herstellern auf unterschiedliche Weise implementiert wurden, musste das BSI zudem eine Vergleichbarkeit herstellen. Das war für die Behörde mit großem Aufwand verbunden. Und dann kamen ja noch die sehr detaillierten Anforderungen an eine sichere Lieferkette hinzu. Ich möchte aber betonen, dass die Zusammenarbeit mit dem BSI und dem TÜV IT über den gesamten Zeitraum hinweg überaus vertrauensvoll und konstruktiv war.
e.b: Jetzt kann der Pflicht-Rollout für intelligente Messsysteme starten. Wie hat sich Ihr Unternehmen strategisch und organisatorisch darauf vorbereitet?
„Garantieren hohe Qualität und kurze Lieferzeiten“
Heuell: Unsere Produktion in Gallin steht für den Rollout bereit. Als einziger Hersteller fertigen wir Smart Meter Gateways und Basiszähler vollständig in Deutschland. Dadurch garantieren wir eine hohe Qualität und kurze Lieferzeiten. Und wir können auf diese Weise die vollständige Prozesskette auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Beispielsweise installieren wir die SIM-Karten, wenn unser Kunde das wünscht.
e.b: Wird es aus Ihrer Sicht einen verhaltenen oder einen rasanten Rollout-Start geben?
Heuell: Im kommenden Jahr dürfte es langsam losgehen. 2021 wird das Tempo zunehmen und 2022 werden die Einbauzahlen stark ansteigen. Dann müssen ja auch die vom Gesetz für die ersten drei Jahre vorgeschriebenen 10 % der Pflichteinbaufälle abgearbeitet sein. Und Ende 2025 bzw. 2028 müssen alle Verbraucher mit einem Stromverbrauch zwischen 10.000 und 100.000 bzw. 6.000 und 10.000 Kilowattstunden im Jahr mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet sein.
„Schutz für jedes einzelne Gateway“
e.b: Sie haben mit dem Safety-Bag für SMGW (Bild) eine eigene sichere Lieferkette entwickelt. Welche Vorteile hat diese Lösung?
Heuell: Der Safebag bietet ein durchgängiges Verfahren, das jedes einzelne Gateway schützt. Das Gateway wird in unserer Produktion sicher verpackt und erst im „Keller“ entpackt. Wir setzen beim Safebag auf bewährte Standards, wie sie bei Geldtransportern zum Einsatz kommen. Wird der Safebag aufgerissen verändert sich das Muster am Verschluss. Jeder Safebag ist zudem mit einem CC-zertifizierten NFC-Chip versehen, über den Gateway und Bag eindeutig identifiziert werden. Durch diese eineindeutige Zuordnung von Gateway und Erstumverpackung ist der Schutz vor dem manipulativen Austausch von Gateway und Umverpackung gewährleistet.
e.b: Welche Alleinstellungsmerkmale sehen Sie für das iMSys-Lösungspaket, das EMH Metering nun ins Rennen schicken kann?
„Starke Grundlage für verschiedenste Anwendungen“
Heuell: Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist unsere Nähe zu den Kunden und die enorme Flexibilität unserer Produktion. Wir haben zudem ein besonders leistungsstarkes Gateway entwickelt mit einer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit. Unsere Kunden legen mit CASA eine starke Grundlage für verschiedenste zukünftige Anwendungen. Der Mehrwert-Modulansatz des Gateways unterstützt diese Ausrichtung: Das Gerät lässt sich zukünftig für verschiedene Bedürfnisse des Marktes aufrüsten. Energieversorger können auf diese Weise neue Produkte entwickeln und entscheidende Wettbewerbsvorteile generieren. Schon heute haben wir eine Steuerbox in unser Portfolio aufgenommen, um auch für diese Anwendungsfälle gerüstet zu sein.
Wir haben unser Gateway zudem im Kontext unseres gesamten Zählerportfolios entwickelt. Das bietet uns die Möglichkeit, heute intelligente Messsysteme sowohl für Haushalt, RLM-Kunden als auch Arealnetzbetreiber anzubieten. Wir sind der einzige Hersteller, der ein solch breites Rollout-Portfolio hat.
e.b: Wichtige Botschaft an den Markt?
Heuell: Für den Smart Meter-Rollout brauchen Messstellenbetreiber keinen Produktlieferanten sondern einen langfristigen Dienstleister. Dieser ist – ähnlich wie in der IT-Branche – viele Jahre über Wartungsverträge und Update-Zyklen an den Auftraggeber gebunden. Deshalb ist es entscheidend, jetzt auf einen starken Partner für den Rollout zu setzen.
e.b: Herr Dr. Heuell, vielen Dank für das Gespräch!
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Über die EMH metering GmbH & Co. KG
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