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Julian Stenzel (IVU): „Die Digitalisierung der Energiewirtschaft wird 2021 eine neue Dimension erreichen“

Digitalisierung der Energiewirtschaft
Julian Stenzel, Geschäftsführer der IVU Informationssysteme GmbH: Wir stellen unseren Kunden eine komplette Systemlandschaft zur Verfügung. ... Mit diesem Ansatz befreien wir die Anwender von der zunehmenden Komplexität beim Administrieren der Tools und Geschäftsprozesse." (Bilder: IVU)

Digitalisierung der Energiewirtschaft: „Uns wird alles andere als langweilig“

Nach dem „Seuchenjahr“ 2020 blickt alle Welt erwartungsfroh auf 2021. Auch für die Energiewirtschaft und ihre Dienstleister sind die kommenden zwölf Monate spannend, denn die Pandemie ist längst noch nicht überwunden und die Digitalisierung der Energiewirtschaft nimmt weiter Fahrt auf. energie.blog (e.b) sprach mit Julian Stenzel, Geschäftsführer der IVU Informationssysteme GmbH in Norderstedt. Sein Unternehmen hat nicht nur die alten und neuen branchentypischen Themen auf der Agenda, sondern on top auch die Umstellung der Stadtwerkekunden auf die neue ERP-Plattformlösung P/5. Sein Fazit: „Uns wird alles andere als langweilig.“

Digitalisierung der Energiewirtschaft

Julian Stenzel

e.b: Herr Stenzel, 2020 war durch Corona ein außergewöhnliches und anstrengendes Jahr, in dem sich vieles verändert hat, etwa die Art und Weise der geschäftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit. Wie sind die IVU GmbH und ihre Tochterunternehmen MeterPan und IVU Softwareentwicklung durch diese Zeit gekommen?

Stenzel: Seit Gründung der IVU im Jahre 1998 arbeiten zwei Drittel unserer heute 94-köpfigen Belegschaft im Home-Office oder aus dem Home-Office heraus. Microsoft Teams ist bei uns schon seit über drei Jahren im Einsatz. Unsere dezentrale Unternehmensorganisation hat uns in der aktuellen Situation doppelt geholfen. Einerseits war der Wandel der Arbeitsweise für uns nicht so eklatant. Andererseits wohnen die im Home-Office befindlichen Kolleginnen und Kollegen eher ländlich, wodurch sie sich leichter vor Ansteckung schützen können. Im gesamten Team hatten wir 2020 keinen Corona-Verdachtsfall.

„Stadtwerke und EVU können ziemlich beweglich sei, wenn es darauf ankommt“

e.b: Welche Auswirkungen hatte Corona auf das Aufgabenspektrum. Gab es zusätzliche Anforderungen Ihrer Kunden? Ist Arbeit liegengeblieben?

Stenzel: In der ersten Welle gab es tatsächlich eine Verlagerung klassischer Tätigkeiten bei Versorgern auf uns, dergestalt, dass wir für einige Stadtwerke beispielsweise die Einspeiser-Abrechnung durchführen durften. Aber auch das Thema Mehrwertsteuerumstellung und die Vorbereitung auf den Formatwechsel in der Marktkommunikation haben uns zusätzlich beschäftigt. Dazu mussten wir unseren Software-Service, der eigentlich in der Wissensvermittlung aktiv sein sollte, stark in die alltägliche Arbeit einbinden. Im Gegenzug mussten andere Projekte ein Stück weit hintangestellt werden. In Summe war 2020 für uns wirtschaftlich ein durchschnittlich gutes Jahr. Für mich hat es aber auch gezeigt, dass Stadtwerke und Energieversorger doch ziemlich beweglich sein können, wenn es – Beispiel Digitalisierung – darauf ankommt.

e.b: Können Sie das bitte näher erläutern?

Stenzel: In der Branche ist das Bewusstsein gewachsen, dass IT ein unternehmenskritischer Faktor ist, der nicht mehr wegzudenken ist. Früher wurde Software oft als notwendiges Übel betrachtet. Sie musste irgendwie funktionieren und wurde im Übrigen vor allem als Kostenfaktor wahrgenommen. Ich glaube, diese Sichtweise hat sich verändert. IT wird heute als unverzichtbares Asset und Betriebsmittel betrachtet. Es wird anerkannt, dass IT eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass das Netz zuverlässig funktioniert und die Kunden bedient werden können.

Digitalisierung der Energiewirtschaft: Die Agenda der IVU Informationssysteme GmbH in 2021 ist mit vielen anspruchsvollen Themen gespickt.

Außerdem hat sich bei unseren Kunden das Bewusstsein geschärft, dass man sich auch weiterhin verändern muss, dass die Entwicklung nicht stehenbleibt. Sichtbar wird das nicht zuletzt daran, dass wir 2020 mit der VU-ARGE einen neuen Software-Service-Vertrag für die nächsten vier Jahre abschließen konnten – auf rein digitalem Weg! Damit wurden ab 2021 gänzlich neue Bedingungen und eine sichere Basis für die weitere Zusammenarbeit geschaffen. Unter den gegebenen Umständen halte ich den Abschluss dieses Vertrags für einen ganz bemerkenswerten Erfolg, der zudem die gute Zusammenarbeit mit unseren Kunden und deren Vertrauen in uns als IT-Dienstleister spiegelt.

e.b: Ein Beleg auch dafür, dass IVU als Digitalisierungsspezialist gut aufgestellt ist und die richtigen Werkzeuge an Bord hat?

Stenzel: Auf jeden Fall. Wir sind sehr froh, dass Wilken als einziger etablierter ERP-Anbieter für die Energiewirtschaft mit P/5 eine komplett neue Software-Plattform an den Start gebracht hat. Mit der webbasierten Software können wir ein Werkzeug zur Verfügung stellen, das heutige und künftige Anforderungen perfekt erfüllt. Home Office wird auch bei den Stadtwerken immer häufiger praktiziert. Das webbasierte P/5 bietet dafür die nötige Flexibilität. Das heißt, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home-Office bleiben, können sie sich einfach im Browser einloggen, sind dann genauso im System drin und können in gleicher Weise arbeiten wie die Kolleginnen und Kollegen im Stadtwerk vor Ort.

„Smart Metering und IoT sind zwei Seiten einer Medaille“

e.b: Welche Aufgaben und Herausforderungen stehen 2021 bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft und damit für IVU ganz oben auf der Agenda?

Stenzel: Wir glauben, dass die Digitalisierung der Energiewirtschaft eine neue Dimension erreichen wird. Auf der einen Seite wird der Smart-Meter-Rollout 2021 Fahrt aufnehmen, andererseits erleben wir einen Boom bei funk- und sensorbasierten Infrastruktur-Dienstleistungen via Internet of-Things, kurz IoT. Diese beiden Entwicklungen sind zwei Seiten einer Medaille, und wir fassen beides auch technologisch auf einer umfassenden Plattform zusammen. Denn rein funktional betrachtet ist der Smart Meter genauso ein Sensor wie ein CO2-Detektor für Klassenzimmer in Schulen oder eine Schwimmbad-Ampel zur Besuchersteuerung in Corona-Zeiten. Auch das Submetering für die Wohnungswirtschaft ist auf unserer IoT-Plattform integriert. All dies technologisch und prozessual zusammenzuführen und intelligent zu orchestrieren, ist aus unserer Sicht der große Trend im neuen Jahr. Die Stadtwerke werden uns da auch ganz konkret fordern, weil sie Erlösrückgänge im klassischen Commodity-Geschäft durch IoT-basierte Services kompensieren wollen. Mit unserer IoT-Plattform unterstützen wir die Werke, sich in ihren Kommunen als Smart-City-Dienstleister zu positionieren. Auf der regulatorischen Seite ist die Umsetzung von Redispatch 2.0 bis zum 1. Oktober 2021 wohl die prominenteste Aufgabe. Uns wird also alles andere als langweilig.

e.b: Und die Einführung von P/5 bei allen Kunden dürfte auch nicht gerade eine Nebenrolle spielen. Wie läuft die Projektarbeit ab?

Stenzel: Der ERP-Generationswechsel, also der Umstieg von CS/2 auf die cloud- und webservice-basierte Plattform P/5 bei all unseren Kunden, ist für unser Unternehmen natürlich auch eine Aufgabe von zentraler Bedeutung. Sie wird uns noch die nächsten zwei Jahre intensiv beschäftigen. Um es allen Beteiligten so einfach wie möglich zu machen, werden die Projekte künftig hochstandardisiert abgewickelt. Die Werke können sich dann, sobald es die Corona-Situation zulässt, über unseren Buchungskalender im Online Support System einen Projekttermin in 2021 oder 2022 aussuchen. Für jedes Projekt sind zehn Werktage eingeplant, die Praxis zeigt aber, dass wir meist nur fünf bis sieben Arbeitstage benötigen. Seitens IVU bilden immer ein Spezialist für Materialwirtschaft, Rechnungswesen und Controlling das Projektteam, bedarfsorientiert werden weitere Fachleute mit spezifischer Qualifikation hinzugezogen. Die eigentliche Arbeit wird natürlich intensiv vorbereitet. So findet vier bis sechs Wochen vor dem eigentlichen Projekt ein Auftaktgespräch auf Projektleiterebene statt, bei dem alle wichtigen Fragen und Parameter geklärt werden. Dann folgen Projektdurchführung und Schulung sowie die operative Inbetriebnahme.

„Mit dem Portalansatz befreien wir Anwender von der zunehmenden Komplexität“

e.b: Sie sprachen schon von der IoT-Plattform und P/5. Mit dem Kundenservice Portal IVU.OSP, dem Netzableseportal und Smart Meter-Portal haben sie weitere spezifische Plattform-Lösungen am Start. Welche Vorteile hat dieses Konzept für die Digitalisierung der Energiewirtschaft?

Stenzel: Wir stellen unseren Kunden damit eine komplette Systemlandschaft zur Verfügung. Sie brauchen sich nicht mehr um einzelne Systemkomponenten, Versionen und die Systemintegration zu kümmern. Die Kunden sind einfach Nutzer einer vorkonfigurierten und standardisierten Gesamtlösung. Mit diesem Ansatz befreien wir die Anwender von der zunehmenden Komplexität beim Administrieren der Tools und Geschäftsprozesse.

e.b: Kommen wir zum Schluss noch einmal auf die Kommunikation in Corona-Zeiten zurück. Was bleibt speziell im Austausch mit den Kunden digital, was wird ggf. wieder physisch stattfinden?

Stenzel: Einzelne Themen unserer Management-Tagung wurden über unsere neu aufgestellte „IVU-Talk“-Reihe behandelt. Ebenso haben wir viele unserer klassischen Präsenzseminare digitalisiert. Zur Wissensvermittlung wurden außerdem sehr viele einstündige Webinare quasi als Training-on-the-job organisiert. Das hat gut geklappt, das Feedback war durchweg positiv. Wir erwarten, dass es künftig eine Mischung aus physischen und digitalen Formaten geben wird. Die Managementtagung wollen wir wieder physisch durchführen, weil wir überzeugt sind, dass das unter Anwendung der klassischen Regeln darstellbar ist. Aber ergänzend dazu wollen wir auch eine Liveübertragung realisieren. Wir haben gelernt, dass wir online Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häusern unserer Kunden ansprechen können, die wir in den letzten Jahren physisch nicht erreicht haben.

e.b: Herr Stenzel, vielen Dank für das Gespräch.

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