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Steffen Heudtlaß, MeterPan GmbH: „Wettbewerbliche MSB setzen auf Kundenvorteile und neue Geschäftsmodelle“

§14a EnWG
Steffen Heudtlaß, Geschäftsführer MeterPan GmbH: „Mit §14a EnWG gibt der Gesetzgeber allen Beteiligten ein umfassendes Werkzeug zum Gelingen der Energiewende samt Sektorkopplung an die Hand." (Bild: MeterPan)

„Wer sich um die Anforderungen von §14a EnWG gekümmert hat, ist heute nicht überrascht oder überfordert“

Nicht zuletzt durch den seit Anfang 2024 umzusetzenden §14a EnWG ist neuer Druck auf den Kessel gekommen beim Rollout intelligenter Messysteme (iMsys). Dieser Regelung zufolge sind alle ans Stromnetz anzuschließenden Anlagen mit mehr als 4,2 kW installierter Leistung – also praktisch jede Wärmepumpe und Ladestation – mit einem iMSys auszustatten, damit sie steuerbar werden. Die Strategie des Abwartens beim iMSys-Rollout hat somit endgültig ausgedient, jetzt ist kurzfristig Handlungsfähigkeit gefragt. Auf was kommt es für Netzbetreiber und Messstellenbetreiber in dieser Situation an – insbesondere für jene, die sich spät auf den Weg gemacht haben oder sich von der neuen Komplexität überfordert fühlen? energie.blog fragte nach bei Steffen Heudtlaß, Geschäftsführer MeterPan GmbH.

e.b: Herr Heudtlaß, die >Eindrücke von der Meetering-Tagung der MeterPan GmbH sind noch frisch: Was nehmen Sie als zentrale Learnings für den Rollout intelligenter Messsysteme und die Digitalisierung der Energiewende mit?

Heudtlaß: Was lange währt wird endlich rund! Die Integration der intelligenten Messsysteme in die Niederspannungsnetzführung – Stichwort netzdienliches Dimmen – einerseits und in die kundendienliche Optimierung über Home-Energy-Manager plus marktdienliche Steuerung bringt uns allen in Deutschland endlich die ersehnten Mehrwerte, die im reinen Pflicht-Rollout so schmerzlich vermisst wurden.

„Mit starken Partnern muss sich kein MSB mehr den Kopf zerbrechen“

e.b: Man hört vielerorts, dass der Rollout intelligenter Messsysteme vorangeht und es dennoch weiterhin Kinderkrankheiten gibt, wie ERP-Integration und WAN-Konnektivitätsprobleme. Wie erleben und bewerten Sie den Status Quo?

Heudtlaß: Diese Kinderkrankheiten sind nun alle gut erforscht und behandelbar. Mit einem starken Netzwerk an Partnern und Dienstleistern muss sich hierüber kein Messstellenbetreiber mehr den Kopf zerbrechen. Aber behandeln heißt vor allem auch kümmern!

e.b: Wo steht MeterPan beim iMSys-Rollout? Was läuft gut? Wo hakt es ggf. noch?

Heudtlaß: Wir haben große Erfolge bei der Integration unseres CLS-Managements über den aktiven Externen Marktteilnehmer, kurz aEMT, insbesondere wegen der ERP-Kompetenz im eigenen Hause. Hier zahlen sich unsere Investitionen der letzten Jahre richtig aus – Stichwort: Mehrwerte! Bei der Akzeptanz der Technik durch die nun in breiter Masse eingebundenen Monteure gilt es noch die Lernkurve zu erklimmen. Viele fremdeln mit dem Einsatz der unterstützenden Montage-Apps beim Workforce Management sowie der Kommunikationstechnik in Form von Zusatzantennen und Co.

„Größte iMSys-Stückzahlen im Feld bei wettbewerblichen MSB“

e.b: Welche Position beziehen Sie in der Diskussion um die POG, die viele Marktteilnehmer aufgrund der über zehn Jahre alten Berechnungsgrundlage heute als nicht mehr einhaltbar erachten?

Heudtlaß: Dass die reine Fokussierung auf zugegebenermaßen herausfordernde POGs keine Lösung ist, sondern die nötige Digitalisierung bremst, war in den letzten Jahren offensichtlich. Gleichzeitig sehe ich heute die größten Stückzahlen von iMSys im Feld bei unseren wettbewerblichen MSB-Auftraggebern. Die gehen klar über Kundenvorteile und Geschäftsmodelle, die sich praktisch gar nicht an der POG orientieren. Das erfordert natürlich Geschäftssinn, Flexibilität und eine gewisse Risikokultur.

e.b: Der iMSys-Rollout nimmt gerade erst Fahrt auf, da verlangt der Gesetzgeber zeitnah die Umsetzung von §14a EnWG, damit das Stromnetz nicht kollabiert unter der ungezügelten parallelen Nutzung von immer mehr Wärmepumpen und Ladesäulen. Eine Überforderung für Verteilnetzbetreiber, Messstellenbetreiber und Dienstleister wie MeterPan?

Heudtlaß: Eher im Gegenteil: der Gesetzgeber gibt allen Beteiligten ein umfassendes Werkzeug zum Gelingen der Energiewende samt Sektorkopplung an die Hand. Gleichzeitig folgt er damit konsequent dem vor Jahren eingeschlagenen Weg der Digitalisierung bei maximaler Sicherheit für unsere Kunden und das Stromnetz. Er verschärft zugegebenermaßen aktuell das Tempo, aber die äußeren Zwänge, wie Energie- und Klimakrise, lassen uns keine Wahl. Wer sich seit Jahren um die Anforderungen gekümmert hat, ist heute nicht überrascht oder überfordert.

„HEMS sind die Zukunft für alle Privatkunden mit relevantem Stromverbrauch“

e.b: Eine spannende Diskussion entspinnt sich um das Thema Heim-Energie-Management-System versus Steuerbox. Klären Sie uns bitte auf, was Sache ist. Wo liegen Vor- und Nachteile beider Lösungsansätze?

Heudtlaß: Ein weites Feld. Stark vereinfacht bietet die Steuerbox vermehrt lediglich den Nutzen, im Notfall das Netz zu schützen und große Verbraucher, wie die Ladestation oder die Wärmepumpe zu dimmen. Ein Heim-Energie-Management-System – kurz HEMS – kann das auch leisten, bietet aber über diesen „Notschalter“ hinaus kontinuierlich Mehrwerte für den privaten Kunden: Automatische Optimierung des Eigenverbrauchs bei Prosumern, optimierter Einsatz von Energiespeichern, dynamisches und kostenoptimiertes Laden von E-Fahrzeugen bis hin zum prognosebasierten Planen des eigenen Energieverbrauchs inklusive das Nutzen dynamischer Tarife sind hier nur einige Beispiele. HEMS sind die Zukunft für alle privaten Kunden mit relevantem Stromverbrauch.

e.b: Was benötigen bzw. wünschen sich Stadtwerke und Energieversorger in der aktuellen Situation von ihrem Smart-Metering-Dienstleister?

Heudtlaß: Aktuell vor allem fachliche Beratung und gleichzeitig ausgereifte IT-Lösungen, um schnell Erfolge im Feld zu verbuchen und sowohl Mitarbeiter als auch Kunden nicht zu verlieren, sondern für die Möglichkeiten der Digitalisierung zu begeistern. Eine Handvoll Energie-Startups macht das in Deutschland gerade eindrucksvoll vor.

„Mit passendem Dienstleister die Strategie prüfen und ggf. erweitern“

e.b: Ihre Empfehlung: Was sollten Netz- und Messstellenbetreiber in der aktuellen, veränderten Marktsituation tun, um die Herausforderungen zu bewältigen?

Heudtlaß: Hier finde ich zwei Aspekte besonders wichtig. Einerseits sollte man nicht die Augen verschließen und einen ggf. vor Jahren geplanten Pflicht-Rollout einfach so durchziehen. Andererseits sollte niemand den Kopf in den Sand stecken und irgendwas aussitzen. Ich empfehle, mit einem passenden Dienstleister oder Berater, der das gesamte Spektrum der Herausforderungen sowohl fachlich als auch technisch in allen Marktrollen durchdringt, die eigene Strategie zu prüfen und ggf. zu erweitern. Ich biete hier ganz offen den persönlichen Austausch mit uns bei der MeterPan an, wir nehmen uns die Zeit. Darüber hinaus haben wir eine passende Webinar-Reihe zu den drängendsten Themen gemeinsam mit der >Horizonte Group im Angebot.

e.b: Herr Heudtlaß, vielen Dank für das Gespräch!

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