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Bedroht der RWE-EON-Innogy-Deal die Energiewende?

Energiewende in Gefahr? Stimmen von Axel Berg, Robert Busch, Gero Lücking und Johannes Teyssen
Energiewende in Gefahr? Von oben links im Uhrzeigersinn äußern sich dazu: Axel Berg, Robert Busch, Gero Lücking und Johannes Teyssen. (Bilder: EUROSOLAR, bne, Lichtblick, E.ON)

Stimmen zum E.ON-RWE-Innogy-Deal

Gestern gab die EU-Kommission grünes Licht für die Zerschlagung von Innogy durch E.ON und RWE und die damit verbundene Neuordnung im deutschen Strommarkt. E.ON erhält die Netze und das Endkundengeschäft von Innogy, RWE fokussiert sich auf erneuerbaren Energien von Innogy und übernimmt auch die Aktivitäten von E.ON in diesem Bereich. RWE und E.ON werden damit jeweils zum mit Abstand größten Akteur im Strommarkt: RWE im Bereich Stromproduktion und -großhandel, Eon im Bereich Transport und Verkauf von Strom und Gas an Endkunden. Aus Wettbewerbern werden Partner. RWE beteiligt im Zuge des Deals mit 16,7 Prozent an E.ON.

energie.blog hat einige Stimme gesammelt.

Axel Berg, Vorsitzender der deutschen Sektion von EUROSOLAR
„Auf diese Weise will E.ON eine kritische Masse erreichen, um das Google des deutschen Energiemarkts zu werden. Die Funktionslogik ist der integrierte Konzern mit Netz, Messstellenbetrieb, Endkundenvertrieb und vielen neuen Geschäften. Statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen, positionieren sich die Großen gemeinsam gegen die Kleinen und gegen die Energiewende. Nach der vertikalen Integration der Märkte erfolgt jetzt die horizontale Aufteilung. Mit dezentraler Energiewende hat das nichts zu tun.“
Quelle: Auszüge aus Pressemeldung
www.eurosolar.de

Robert Busch, Geschäftsführer Bundesverband Neue Energiewirtschaft bne
„Ein Unternehmen dieser Größenordnung, das gleichzeitig Vertrieb und Netzbetrieb bündelt, ist eine Gefahr für den Wettbewerb im Energiemarkt. Diese Fusion bedroht die Energiewende als Ganzes, denn sie gefährdet klimafreundliche Energiewende-Lösungen von Wettbewerbern. Hier entsteht ein Unternehmen der Art ‚Energie-Google‘, dem der größte Teil des Netzes gehört und das sich aus diesem Monopolteil eine wettbewerbsfreie Finanzierung sichern kann. Nun rächt sich, dass nach der Liberalisierung der Energiemärkte das Unbundling nicht ausreichend vollzogen wurde. Netze sind zentrale Plattformen der Energiewende, die zwingend neutral geführt werden müssen. Für die Zukunft kommt es deshalb darauf an, dass in neuen Gesetzesvorhaben und bei der Regulierung durch die Bundesnetzagentur die Grundsätze des Unbundlings wieder gestärkt werden. Gelingt dies, besteht die Hoffnung, dass die Fusion ein großes professionell geführtes Netz hervorbringt, das Maßstab für effizienten Netzbetrieb sein kann. Sollte die Regulierung jedoch schwächeln, entwickelt sich im schlechtesten Fall ein übermächtiges Unternehmen, das den Markt dominiert und so Wettbewerb verhindert.“
Quelle: Pressemeldung
www.bne-online.de

Gero Lücking, Geschäftsführer LichtBlick SE
„Eine solche Machtkonzentration hat es im deutschen Energiemarkt noch nie gegeben. Die Auflagenentscheidung der EU für den deutschen Markt wirkt geradezu lächerlich. Sie greift viel zu kurz und kann kein Korrektiv für die entstehenden Wettbewerbsnachteile sein. E.ON wird so stark wie nie. Diese Entscheidung ist ein Bruch mit der bisherigen wettbewerbsfreundlichen Praxis der EU-Kommission. Mit diesem Deal werden jegliche Fortschritte der Strommarkt-Liberalisierung der vergangenen 20 Jahre zunichte gemacht. Wir können nicht nachvollziehen, dass dieser Deal gerade für Deutschland faktisch ohne gravierende Auflagen einfach so durchgewunken wird. Wenigstens die konsequente Trennung der drei Geschäftsbereiche Strom- und Gasnetze, Messen und Daten (smart metering) sowie Vertrieb hätte die Wettbewerbskommission durchsetzen müssen (ownership unbundling). So wird die Marktdominanz der E.ON zementiert und der Energiewende ein Bärendienst erwiesen.“
Quelle: Auszüge aus Pressemeldung
www.lichtblick.de

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender, E.ON SE
„Das ist erst mal ein ganz toller Tag, ich freue mich. Wenn Sie fünf Jahre lang einen Konzern umbauen, quasi am offenen Herzen, und niemals ganz sicher sein können, ob Märkte, ob Politik, ob Genehmigungsbehörden Ihnen den Weg erlauben, dann ist das schon eine unglaubliche Erleichterung. Für unser Unternehmen ist es ein Zwischenabschluss eines langen Weges, der den Blick nach vorne frei macht.“
„Die Energiewende ist nur denkbar als Gemeinschaftsleistung. Was braucht eine Gemeinschaft? Verbindung. Wir sind die Verbindung über unsere Netze von Haus zu Haus, Betrieb zu Betrieb, Dorf zu Dorf, Stadt zu Stadt. Wir unterstützen unsere Kunden, sich bestmöglich an der Energiewende zu beteiligen. Wir sind das verbindende Element der Energiewende der Zukunft, weil die Energiewende vor allem dezentral und von den Kunden getrieben wird. Mit unseren Netzen sitzen wir an der Schnittstelle. Die Energiewende ist kein globales Ereignis, sondern findet vor Ort im Haus, im Betrieb, in der Gemeinde statt. Und genau da, vor Ort, sind wir.“
„Das Wachstum sehen wir doch auch bei den Netzen. Über unsere Netze werden immer mehr erneuerbare Energien angeschlossen. Ohne einen Ausbau, eine Modernisierung und die Digitalisierung der Netze wird keine Energiewende stattfinden. Unsere Netze nehmen zunehmend erneuerbare Energien auf. So sorgen sie dafür, dass grüne Wärme und grüne Mobilität für immer mehr Menschen möglich werden. Die großen Trends der nächsten Dekaden wie Klimaschutz und Digitalisierung geben unseren Geschäften Rückenwind. Der Wind der Geschichte weht in die richtige Richtung und ermöglicht dort auch Wachstum. Daneben entwickeln wir aber auch neue Produkte und Dienstleistungen für die Kunden.“
Quelle: Auszüge aus Interview im Handelsblatt vom 17.09.2019
www.eon.de

Und hier geht’s zu einem anderthalb Jahre alten Kommentar.

 

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