Virtuelles Kraftwerk ermöglicht effiziente Systemintegration Erneuerbarer Energien
Erneuerbare Energien sind kaum prognostizierbar? Mehr Strom aus Wind und Sonne bringen das System an den Rand des Blackouts? Nach fast zehn Jahren als Direktvermarkter Erneuerbarer Energien müssen wir festhalten: Das stimmt so nicht.
Next Kraftwerke ist eines der größten Virtuellen Kraftwerke in Europa. Wir vernetzen über 6.400 Stromproduzenten wie Biogas-, Wind- und Solaranlagen, gewerbliche und industrielle Stromverbraucher sowie Stromspeicher. Damit aggregieren wir eine Leistung von rund 5.400 Megawatt, was etwa der Leistung von zwei Kohlekraftwerken entspricht. Diesen Strom nutzen wir, um reaktiv durch Lieferung von Regelenergie an die Übertragungsnetzbetreiber das Netz zu stabilisieren und proaktiv die Produktion der flexiblen Anlagen zu optimieren, indem wir die Anlagen entlang der Preissignale der Börse steuern. Das Prinzip dahinter: Wir produzieren Strom, wenn die Preise hoch sind, weil es wenig Angebot gibt; wir konsumieren Strom, wenn die Preise niedrig sind, weil das Angebot hoch ist. So balancieren wir Schwankungen aus, die durch die volatile Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien entstehen und optimieren die Gewinne unserer Kunden.
Aktivierungen von Regelenergie werden mmer seltener
Als Experten für Regelenergiemarkt und den kurzfristigen Handel an der Börse sehen wir seit einigen Jahren folgende Entwicklung: Während sich die Einspeisung der volatilen Erneuerbaren PV und Wind seit 2011 stark erhöht hat, werden Aktivierungen von Regelenergie, also der physischen Reserve, immer seltener.
Das hat verschiedene Gründe: Durch die marktwirtschaftlichen Anreize, die durch die Einführung der Direktvermarktung im EEG 2012 gesetzt wurden, haben sich die Prognosen für die Netzauslastung stark verbessert. Wer gut prognostiziert, muss weniger Auswand betreiben, seinen Bilanzkreis auszugleichen. Bei Next Kraftwerke steht uns durch die digitale Vernetzung der Anlagen zum Beispiel eine Vielzahl von Daten der Anlagen zur Verfügung, die alle für die Prognosen berücksichtigt werden und sie verbessern. Wir nutzen für die PV-Prognose zum Beispiel Echtzeitdaten der PV-Anlagen aus ganz Europa. So erhalten wir kontinuierlich Informationen über die Einspeisung der Anlagen in unserem Virtuellen Kraftwerk. Um die Prognose möglichst genau zu erstellen, verwenden wir neben diesen Echtzeitdaten daher auch geografische Daten zu den Anlagen und Informationen der vorherigen Tage. Zuletzt fließen auch noch Wettervorhersagen aus verschiedenen Quellen in die Solar-Prognosen mit ein. Diese Vielzahl der Daten aus verschiedenen Quellen und Zeiträumen verbessert die Prognose, denn sie helfen dabei, ein genaues Muster der Einspeisung zu erstellen.
Volatilitäten werden schon am Spotmarkt abgefangen
Hinzu kommt, dass im Intraday-Handel Fehlmengen und Überschussmengen kurzfristig ausgeglichen werden können. Das bedeutet, dass Volatilitäten im System immer besser von den Marktakteuren am Spotmarkt abgefangen werden, bevor sie überhaupt über die Lieferung von Regelleistung physikalisch abgefedert werden müssen. So kann beispielsweise ein Kraftwerksbetreiber, in dessen Kraftwerk kurzfristig ein Block ausfällt, bei anderen Marktpartnern den seinem Bilanzkreis nun fehlenden Strom einkaufen. Dem Intraday-Handel kommt daher auch in der Direktvermarktung von Erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle zu, etwa wenn kurzfristig angepasste Wetterprognosen ein ungeplantes Mehr oder Weniger an Stromproduktion aus Solar- oder Windkraftanlagen verheißen. Korrelierend sind die vergleichsweise recht teuren Abrufe von Regelenergie stark gesunken.
Nicht zuletzt ist der Anstieg der Liquiditäten im Intraday-Markt wohl auch einer der Gründe dafür, dass die von den Übertragungsnetzbetreibern ausgeschriebenen Mengen vorzuhaltender Regelleistung konstant geblieben und im Bereich der Sekundärregelleistung sogar gesunken sind. Bei einer zunehmenden Einspeisung von fluktuierenden Energieträgern wie Photovoltaik und Windkraft wäre eigentlich der gegenläufige Trend zu erwarten gewesen. Wir sehen also, dass der Markt effizient mit der volatilen Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien umgehen kann.
Solarkraftwerk Wittstock kommt ohne EEG-Förderung aus
Ein schönes Resultat dieser Marktintegration ist, dass im August 2018 erstmals eine der PV-Anlagen in unserem Virtuellen Kraftwerk, das Solarkraftwerk Wittstock, als eine der ersten Anlagen für ihre Stromerzeugung keine Marktprämie – also keine Förderung über die EEG-Umlage – benötigte. Sie trug sich komplett über die Erlöse an der Strombörse, die wir erzielen und auszahlen. Ein Szenario, das vor ein paar Jahren undenkbar war, das aber dank der gesunkenen Installationskosten und der fortgeschrittenen Marktintegration der Erneuerbaren Energien zukünftig immer häufiger und selbstverständlicher wird.
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Lotte Lehmbruck
PR Redakteurin
Unternehmenskommunikation
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