Mit dem Glasfaserausbau positionieren sich Stadtwerke als Treiber einer sicheren digitalen Daseinsvorsorge
Von Jürgen Germies
Die Verbreitung internetfähiger Endgeräte treibt die Nutzung digitaler Dienste rapide voran. Der Bedarf an hohen Bandbreiten steigt exponentiell – so stark, dass er mittelfristig allein durch Glasfasernetze gedeckt werden kann. Trotz großem Handlungsbedarf ist die Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen in Deutschland im internationalen Vergleich bisher nur sehr schwach ausgeprägt. Dabei wird der attraktive und zukunftssichere Glasfaserausbau von immer mehr Akteuren als rentable Investition in die Zukunft gesehen. Jedoch stellen die hohen Investitionen besonders in den erforderlichen Tiefbau eine erhebliche Markteintrittsbarriere dar.
Kommunen, insbesondere mittelgroße Städte, befinden sich zunehmend in einem Wettbewerb um Bürger und Unternehmen. Denn die „Digitale Daseinsvorsorge“, also eine ausreichende digitale Infrastruktur, gewinnt als Erfolgs- und Wachstumsfaktor mehr und mehr an Bedeutung. Der erforderliche Ausbau von Glasfasernetzen durch Dritte führt bisher in der Regel aber dazu, dass nicht die gesamte Stadt versorgt wird, sondern nur rentable Gebiete. Dabei ist nicht selten auch die Qualität des Tiefbaus ein Problem. Wenn lokale Stadtwerke den Ausbau in die Hand nehmen, dann ist das für die Kommune ein sicherer Weg für eine Glasfaserversorgung der gesamten Stadt – und dies mit bewährten, tragbaren Tiefbaumethoden.
Kommunale Versorger auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen
Die Wirtschaftlichkeit der bestehenden Geschäftsmodelle vieler deutscher Stadtwerke ist heute rückläufig. Viele der kommunalen Versorger sind deshalb bereits intensiv auf der Suche nach neuen ertragreichen (digitalen) Geschäftsmodellen, um auch künftig die Finanzierung der Daseinsvorsorge ihrer Kommunen sicherstellen zu können. Der Glasfaserausbau als neues lukratives Geschäftsmodell bietet daher für viele Stadtwerke die Chance der erfolgreichen strategischen Neupositionierung im Rahmen der digitalen Transformation. Stadtwerke können sich durch die Erarbeitung einer individuellen Strategie für den Glasfaserausbau als kommunaler Vorreiter im neuen Geschäftsfeld „Digitale Daseinsvorsorge“ positionieren. Das bringt ihnen nicht nur dieses eine ertragreiche Geschäft, sondern eröffnet den direkten Zugang zu weiteren digitalen Geschäftsmodellen, zum Beispiel „Intelligente Gebäude“, „Mobilität“ oder „Plattform-Geschäfte“, die künftig auf Basis der neuen digitalen Infrastruktur stattfinden werden.
Dank sukzessivem Ausbau lassen sich die Investitionen strecken
Das Investitionsvolumen für den vollständigen Netzausbau einer Stadt ist in der Regel sehr hoch. Doch mit einer effizienten Planung können Stadtwerke eine ausschließlich kommunale Finanzierung sehr gut leisten. Die Ausbauzeiträume etwa liegen aufgrund der umfangreichen Tiefbauarbeiten meist bei mindestens zehn Jahren, sodass sich das gesamte Investitionsvolumen zeitlich verteilen lässt. Denn der Ausbau findet in der Regel sukzessive statt, wobei die attraktivsten Stadtgebiete (Cluster) zuerst versorgt werden. Erste Rückflüsse aus einem guten Geschäftsmodell sind so bereits ab dem zweiten Jahr der Investitionen zu erwarten – siehe Grafik.
Die mit Ausbau und Finanzierung einhergehenden Risiken werden beim Erarbeiten eines individuellen Geschäftsmodells detailliert beschrieben. Sie sind durch die eine richtige Vorgehensweise in der Umsetzung gut begrenzbar. Förderprogramme für den Breitbandausbau existieren auch. Aber Kommunen haben bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln nicht die volle Entscheidungsfreiheit über ein für sie optimales Geschäftsmodell. Der Ausbau ist zudem durch die Förderbedingungen häufig mit höheren Investitionen verbunden als tatsächlich notwendig.
Die typischen individuellen Planungen verschiedener Stadtwerke zeigen Rücklaufzeiten für Investition in einen vollständigen Glasfaserausbau von zirka 15 bis 20 Jahren sowie eine positive Investitionsrendite. Solche eigenwirtschaftlichen Glasfaserprojekte sind in der Regel wirtschaftlich vorteilhaft und kommunal gut finanzierbar. Mit diesen lukrativen Projekten positionieren sich Stadtwerke als Treiber einer sicheren digitalen Daseinsvorsorge für ihre Kommunen.
Über Haselhorst Associates
Die Unternehmensberatung Haselhorst Associates GmbH mit Sitz in Starnberg ist spezialisiert auf Restrukturierungen, Strategieberatungen, das Profit-Improvement sowie umfassende Konzepte für Smart-Cities und die Digitalisierung von Unternehmen. Das Team aus international erfahrenen Beratern erarbeitet maßgeschneiderte Lösungen für die Kunden – von der Analyse über die jeweilige Projektplanung bis hin zur Begleitung der Umsetzung. In den vergangenen Jahren hat die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien sowohl für Unternehmen als auch Städte und Kommunen eine wachsende Bedeutung bekommen. Im Bereich Smart City entwickelt Haselhorst Associates gemeinsam mit Stadtwerken und Kommunen zukunftsfähige Konzepte in allen Bereichen der digitalen Daseinsvorsorge. Das Projekt „Digitalisierungs-Roadmap der Stadtwerke Emden“ wurde 2017 mit dem Stadtwerke Award ausgezeichnet; die aktualisierte Roadmap 2.0 ist im Frühjahr 2020 verabschiedet worden. Die Berater unterstützen ferner Unternehmen bei einem erfolgreichen Eintritt in den Smart-City-Markt. Ende 2018 publizierte Haselhorst Associates die Studie „Digitales Städteranking Deutschland 2018“, eine Bestandaufnahme der Entwicklung von Smart Cities in der BRD. Die nächste Studie zur Entwicklung von Smart Cities in Deutschland wird Ende September 2020 erscheinen.
www.haselhorst-associates.com
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