„Gasentspannungsturbine schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe“
Bei der Übergabe von Erdgas aus dem Hochdruck-Fernleitungsnetz in lokale Verteilnetze muss der Energieträger entspannt, also sein Druck reduziert werden. Die CeH4 technologies GmbH in Celle, spezialisiert auf den Bau innovativer Anlagen für die Gasversorgung, hat eine Gasentspannungsturbine entwickelt, die dieses Druckgefälle zur Stromerzeugung nutzt. Damit kann in den Übergabestationen jene Energie, die zur Kompression für den Gastransport im Hochdrucknetz benötigt wurde, zurückgewonnen werden. energie.blog fragte CeH4-Geschäftsführer Florian Hupka nach Nutzeffekten, ersten Erfahrungen und Marktecho.
e.b: Herr Hupka, die CeH4 technologies GmbH hat seit rund einem Jahr eine Entspannungsturbine in ihrem Portfolio. Worin besteht konkret der Nutzen dieser Technologie?
Hupka: Mit unserer Entspannungsturbine gelingt es – auf den Punkt gebracht – aus ungenutzter Druckenergie CO2-neutral Strom zu gewinnen und damit eine emissionsneutrale Vorwärmung der Regelanlage zu generieren.
Pilotkunde Stadtwerke Rostock
e.b: Jetzt setzen die Stadtwerke Rostock als Pilotkunde auf Ihre Entspannungsturbine. Mit welcher Motivation? Gab es ein besonderes Szenario?
Hupka: Die Stadtwerke Rostock haben die Möglichkeit, Überschussstrom auch im Netz zu verkaufen. Daher setzte sich dort die Idee durch, eine Lösung zu generieren, die nicht nur Strom für den Verkauf produziert, sondern auch über eine Wärmepumpe die nötige Wärme für die gesamte Druckregelanlage bereitstellt. Im Prinzip schlagen wir mit unserer Entspannungsturbine zwei Fliegen mit einer Klappe.
e.b: Das heißt, die Gasentspannungsturbine …
Hupka: … kann direkt als Druckregelgerät fungieren und somit eine Regelstrecke der Anlage ersetzen. Dabei produziert sie neben CO2-neutralem Strom in einem Rutsch emissionsfreie Wärme für die Vorwärmung der Anlage.
e.b: Was unterscheidet Ihre Lösung technisch von Wettbewerbsprodukten?
Hupka: Sagen wir mal so: Unsere Lösung ist leistungsregelbar und kann den Druck regeln. Sie integriert eine Gasentspannungsturbine und einen hochdrehenden Generator in einer Einheit.
„Erwartungen bei Weitem übertroffen“
e.b: Wie sind die Stadtwerke Rostock mit der Leistung des neuen Systems zufrieden?
Hupka: Die Rostocker sind noch in der Erprobung. Aber eines haben sie schon verraten: Die Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen.
e.b: In welchem Zeitrahmen konnten Sie das Projekt realisieren?
Hupka: Wir konnten unsere Lösung binnen eines halben Jahres liefern.
e.b: Gibt es aufgrund dieses erfolgreichen Projekts ggf. schon Folgeaufträge bzw. -projekte?
Hupka: Konkret nicht. In Rostock ist unsere Entspannungsturbine aber auch gerade erst im Einsatz. Allerdings sind wir in vielen Gesprächen mit Netzbetreibern, da die europäische Direktive zur Vermeidung von Emissionen auf alle Bereiche durchschlägt. Das trifft auch auf die der Wärmeerzeugung in Druckregelanlagen zu.
„Wir arbeiten ständig an zukunftsorientierten Lösungen“
e.b: Gibt es neben der Entspannungsturbine weitere Felder, auf denen Sie aktuell Innovationen vorantreiben?
Hupka: Wir arbeiten ständig an technischen Lösungen, die der sicheren Energieversorgung. der Umweltschonung und der Zukunftssicherung künftiger Generationen dienen. Da wäre neben unserer Entspannungsturbine Green Power inklusive der emissionsneutralen Vorwärmung Green Heat insbesondere unser Entleerungsverdichter Gas-Mücke zu nennen, der Umpumpvorgänge zum Beispiel bei Wartungen, Reparaturen oder Leitungsarbeiten unterstützt, ohne dass Gasemissionen entstehen. Wir sind aber auch dabei, etwa die Gas-Mücke als tragbaren Kompressor zu schrumpfen oder mit autarker Energieerzeugung für die Netzüberspeisung auszustatten.
e.b: Herr Hupka, vielen Dank für die interessanten Einblicke.
Das Gespräch führte Jörn Kranich.
>Hier geht’s zum Youtube-Video über die Gasentspannungsturbine von CeH4.