Home > Company News > Julien Thome, co.met: „Bei der Digitalisierung der Verbrauchsablesung darf es nicht ruckeln oder stocken“

Julien Thome, co.met: „Bei der Digitalisierung der Verbrauchsablesung darf es nicht ruckeln oder stocken“

Digitalisierung der Verbrauchsablesung
Julien Thome ist bei co.met stellvertretender Bereichsleiter Auftragsabwicklung und in dieser Funktion bestens damit vertraut, wie die Digitalisierung der Verbrauchsablesung in der Praxis funktioniert. (Bilder: co.met)

Digitalisierung der Verbrauchsablesung: „Effizienz- und Wirtschaftlichkeitsaspekte sind vor allem relevant“

Die Digitalisierung energiewirtschaftlicher Prozesse kennt keine Pause. Das gilt auch für das Metering jenseits intelligenter Messsysteme. Die co.met GmbH in Saarbrücken, deutschlandweit aktive Messdatenbeschafferin für Versorger aller Sparten, macht ihren EVU-Kunden den Umstieg von der nach wie vor verbreiteten Kundenselbstablesung auf eine digitale, fernauslesbare Messdatenbeschaffung sehr einfach. Wie das funktioniert, ohne dass die Versorger ein großes Change-Management-Projekt starten müssen und bestehende Abläufe gestört werden, verrät Julien Thome im Interview mit energie.blog (e.b). Thome ist bei co.met stellvertretender Bereichsleiter Auftragsabwicklung mit Fokus auf Workforce Management und SaaS-Systeme.

e.b: Herr Thome, die Digitalisierung des Messwesens in der Versorgungswirtschaft ist voll im Gange. Und das gilt nicht nur für klassisches Smart Metering, sondern für die Messdatenbeschaffung aller Sparten. Die co.met GmbH zählt in diesem Markt zu den Protagonisten. Bitte stellen Sie uns das Unternehmen kurz vor.

Thome: Als Energiemarkt- und Metering-Dienstleister für Stadtwerke, Energieversorger und Kommunen betreut co.met mit rund 125 Mitarbeitenden bundesweit mehr als 650 Kunden. Für diese erbringen wir Dienstleistungen und Services an rund 7,5 Mio. Zählpunkten. Daneben ist co.met bekannt als Entwickler, Betreiber und Anbieter cloudbasierter Datendienstleistungen für das Messwesen. co.met befindet sich auf einem steten Wachstumskurs. Unser nachhaltiger Erfolg resultiert auch daraus, dass wir unseren Kunden die Verbrauchsdatenbeschaffung so einfach und komfortabel wie möglich machen.

Digitalisierung der Verbrauchsablesung

Firmengebäude der co.met GmbH in Saarbrücken.

e.b: Bevor wir darüber reden, wie Sie das technisch-praktisch realisieren: Wo steht der Markt gerade? Welche Anforderungen und Bedürfnisse treffen Sie bei Ihren Kunden an?

Thome: Für Stadtwerke und Versorgungsunternehmen ist die Situation im Messwesen aktuell sehr herausfordernd. Der Rollout intelligenter Messsysteme nimmt gerade Fahrt auf. Kaum laufen diese Prozesse einigermaßen rund, kommt die zeitnahe Umsetzung von §14a EnWG hinzu, also das Dimmen von Verbrauchsgeräten wie Wärmepumpen und Wallboxen per Smart Meter Gateway. All dies bindet viel Aufmerksamkeit und erhebliche personelle Ressourcen. Andererseits schreitet auch in den anderen Sparten die Digitalisierung des Messwesens voran. Es müssen alte, analoge Zähler durch elektronische und fernauslesbare Geräte ersetzt werden. Parallel muss der klassische operative Betrieb weitergehen, also die Zähler in den Sparten Strom, Gas, Wasser und Wärme für die Verbrauchsabrechnung pünktlich ausgelesen und Zähler eichrechtskonform ausgetauscht werden.

„Ablesung muss so schlank und ressourcenschonend wie möglich organisiert sein“

e.b: Woraus der Wunsch nach Einfachheit und Komfort resultiert?

Thome: Ja, auch – vor allem aber sind Effizienz- und Wirtschaftlichkeitsaspekte relevant. Für Stadtwerke muss der Prozess der Ablesung in der gesamten Bandbreite so schlank und ressourcenschonend wie irgend möglich organisiert sein. Hier sind wir als Dienstleister immer wieder gefordert, überzeugende Lösungen anzubieten. Beispielsweise haben wir den Übergang von der sichtbasierten Datenerfassung per Kundenselbstablesung auf die automatisierte Fernauslesung via OMS-Funk per Walk-by bzw. Drive-by oder andererseits per LoRaWAN-Funkstandard realisiert.

e.b: Was steckt dahinter? Bitte erläutern Sie den Prozess.

Thome: Das Gros der Versorger in unserem Kundenkreis vertraut nach wie vor der Kundenselbstablesung. Dabei können die Endkunden – neben der klassischen Ablesekarte – heute schon viele digitale Rückmeldewege nutzen, beispielsweise Kundenportal, Mail oder App. Die gemeldeten Verbrauchsdaten gelangen mandantenbasiert zur Aufbereitung in unser Ablesemanagementsystem co.read und von dort aus in die ERP-Systeme der jeweiligen Versorger. Neben diesen Prozessweg stellen wir nun die automatisierte Fernauslesung per OMS-Funk oder LoRaWAN und lösen das alte Verfahren sukzessive ab. Dies hat für die Versorgungsunternehmen den Vorteil, dass sie die Ablesung der Zähler der Endkunden durchführen können, ohne auf deren Mitwirkung angewiesen zu sein.

Kopplung der Systeme über interne Schnittstellen

e.b: Wie wird das bei Ihnen systemseitig realisiert?

Thome: Wir haben unser modulares Ablesemanagementsystem co.read und unser Workforce-Management-System co.mobile sozusagen miteinander verheiratet. Mit dem Workforce-Management-System – üblicherweise als Tool für die Verplanung und Durchführung klassischer Außendiensttätigkeiten wie z.B. Montage, Instandhaltung oder Sperrungen im Einsatz – können auch Sicht- und Funkauslesungen durchgeführt werden. Durch die Kopplung der Systeme können über interne Schnittstellen Ableseaufträge einfach von co.read nach co.mobile übermittelt werden. Das mit der „co.app“ ausgestattete Außendienstpersonal kann im Vorbeifahren oder Vorbeigehen am Gebäude die Zählerstände per Funk einsammeln. Dafür müssen keine neuen Schnittstellen oder Webservices in den Systemen ausgeprägt werden. Dank dieser Integration landen die geprüften und plausibilisierten Daten automatisiert im co.read-System, das die Versorgungsunternehmen in gleicher Weise weiternutzen können wie bisher.

e.b: Sie sprachen auch von LoRaWAN-Funk.

Thome: Das ist die noch komfortablere Alternative. Bei der Datenermittlung per LoRaWAN-Funk ist menschlicher Einsatz zur Datenbeschaffung komplett entbehrlich. Die Verbrauchsdaten werden am elektronischen Zähler ausgelesen und via LoRaWAN-Funkmodul sowie in der Stadt platzierten LoRaWAN-Gateways in das PROGRES-System – die IoT-Plattform von co.met – übermittelt. Von dort werden die Messwerte ebenfalls über co.met-eigene Schnittstellen und Automatismen in die co.read-Plattform übertragen. Auch hier sind die Systeme perfekt miteinander verbunden. Kunden haben die volle Flexibilität bei der Systemwahl und trotzdem immer nur eine Schnittstelle von ihrem ERP-System zur co.read-Plattform.

„Datentransfer wird im Hintergrund umgestellt, ohne dass es andere Abläufe tangiert“

e.b: Ist diese Integration auch der Schlüssel für einen geräuschlosen und aufwandsarmen Transfer der Datenbeschaffung?

Thome: Völlig korrekt. Die Digitalisierung der Verbrauchsablesung ist im Idealfall ein gleitender Prozess. Da darf es nicht ruckeln oder stocken. Versorgungsunternehmen, die beim Metering auf co.met bauen, können den Rollout elektronischer, fernauslesbarer Zähler in dem Tempo vollziehen, wie es ihren Ressourcen und Strategien entspricht. Die Datentransferprozesse werden im Hintergrund bedarfsgerecht umgestellt, ohne dass dies andere Abläufe tangiert oder erschwert. Wir können uns mit unseren Systemen komplett auf die örtlichen Gegebenheiten einstellen und so dem Versorger auch bei einer schrittweisen Umstellung seines Netzes auf einen Funkstandard immer eine Ablesung des gesamten Netzes anbieten. Als Fall-Back-Option bleibt die Kundenselbstablesung stets erhalten.

e.b: Wie gehen Sie damit um, dass Zählerhersteller eigene Lösungen in den Markt bringen?

Thome: Um Versorgungsunternehmen maximale Konnektivität zu ermöglichen und sie vor enttäuschenden Erfahrungen zu bewahren, baut co.met die Kooperation mit den verschiedenen Zählerherstellern aus. Dadurch wollen wir Schnittstellen und Synergieeffekte nutzbar machen, von denen wiederum die Versorger profitieren können. Insbesondere bei der automatisierten Übermittlung von Messewerten ins ERP-System des Versorgers gilt es künftig flexibel und verlässlich zu bleiben. Das zu gewährleisten und zu steuern, zählt zu den Kernkompetenzen von co.met.

e.b: Herr Thome, vielen Dank für das Gespräch.

co.met – Partner der Stadtwerke

Informationen zum Unternehmen finden Sie in der Company-Box.

Company-Box
Das könnte Sie auch interessieren
1:n-Anbindung
Erfolgreiche Labortests zur 1:n-Anbindung und zur Lastgangmessung mittels Smart Meter Gateway
Saarländische Wärmenetze werden transparent
Saarländische Wärmenetze werden transparent
1:n-Feldtest
1:n-Feldtest: Meilenstein für den Smart Meter-Rollout in Saarbrücken
Fernwärmenetze transparent
co.met macht Fernwärmenetze transparent

Kommentar schreiben