Metering- und IoT-Experte Sascha Schlosser über sein Projekt „IoT-Orbit“
Durch seine Tätigkeiten bei der co.met GmbH und der Zenner International GmbH & Co. KG ist Sascha Schlosser in der Energiewirtschaft bestens vernetzt und bekannt. Jetzt segelt der Smart Metering- und IoT-Experte unter eigener Flagge – als Geschäftsführer von zwei Unternehmen, die der B2B-Kommunikation in der Energiebranche frischen Wind einhauchen und neue Wege des Informationsaustausches einschlagen wollen. energie.blog fragte Schlosser nach seinen Plänen.
e.b: Viele Marktbeobachter und -begleiter im Metering- und IoT-Markt hat ihre Trennung von Zenner überrascht. Jetzt machen Sie Ihr eigenes Ding. Was ist der Antrieb?
Schlosser: Zunächst einmal bin ich dankbar und auch ein bisschen stolz, dass ich eine solch große und wichtige Aufgabe bei Zenner umsetzen durfte. In dreieinhalb tollen Jahren ist es mit einem großartigen Team gelungen, die Repositionierung der Marke und den Aufbau des neuen IoT-Geschäftsfeldes erfolgreich umzusetzen. Das hat aber nie etwas an meiner grundsätzlichen Vision geändert, irgendwann mal mein eigenes Ding zu machen. Darin haben mich die letzten zehn Jahre in der Energiewirtschaft, die ich von den unterschiedlichsten Seiten her kennengelernt habe, zusätzlich bestärkt. Denn ich glaube, dass die Branche eine gute Zukunft hat und vor weiteren hochdynamischen Entwicklungen steht. Durch die Corona-Krise habe ich ein Modell für mich erkannt, in das ich meine Kompetenzen und Erfahrungen im Bereich Marketing und Kommunikation sehr gut einbringen kann.
„Alle Marktteilnehmer brauchen Orientierung“
e.b: Können Sie dieses Modell bitte näher erläutern?
Schlosser: Alle Marktteilnehmer brauchen in der aktuellen Marktphase ein hohes Maß an Orientierung, damit sie die Vielzahl anstehender Herausforderungen – darunter nicht zuletzt die Energiewende, Mobilitätswende und letztlich die Klimawende – erfolgreich mitgestalten können. Ich bin der Überzeugung, dass die Corona-Pandemie einen Trend beschleunigt hat, der ohnehin absehbar war. Wir erleben durch die Home Office-Praxis, dass sich die Kommunikation in der Arbeitswelt radikal verändert, durch Videotelefonie, Webinare, digitale Meetings usw. Doch das ist nur ein Teil des geschäftlichen Austausches. Genauso relevant ist es für die Anbieterseite, dass sie sich im Markt positionieren, Produkte platzieren, über neue Lösungen und Technologien informieren oder auf ihr Know-how aufmerksam machen. Bei dieser Kommunikation muss das Format geändert werden, damit die relevanten Informationen in der Zielgruppe ankommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die aktuelle Diskussion um die E-world, wo eine Art Vakuum zu entstehen droht, das kompensiert werden muss.
„Es ist an der Zeit, der Branche eine Alternative zu bieten“
e.b: Warum ist das notwendig?
Schlosser: Die Fachmedien, in denen Fach- und Projektberichte veröffentlicht und vorgestellt werden, landen auf Schreibtischen, an denen nur noch zeitweise jemand sitzt. Damit ist die Reichweite bzw. die Trefferquote dieser Publikationen heute entsprechend geringer als das früher der Fall war. Analog verhält es sich mit den Messen und Fachveranstaltungen der Branche. Was aber natürlich nicht heißt, dass die klassischen Medien und Veranstaltungen ausgedient haben. Trotzdem ist es für mich an der Zeit, eine Transformation und Metamorphose einzuleiten, das heißt, der Branche eine Alternative zu bieten, die nicht nur dem Umstand gerecht wird, dass jetzt viele Menschen dezentral arbeiten. Die Energiebranche agiert in einem hochkomplexen Umfeld und steht vor einer Flut von zu treffenden Entscheidungen. Dabei gilt es beispielsweise regulatorische, technologische, juristische und betriebswirtschaftliche, aber eben auch gesellschaftliche Belange zu berücksichtigen. Neue Marktrollen entstehen, neue Geschäftsmodelle müssen entwickelt werden. In diesem herausfordernden Umfeld benötigen die Player Orientierung. Sie müssen wissen, was im Markt passiert, wie andere Unternehmen mit den Herausforderungen umgehen, das heißt, welche Best-Practices, Proofs of Concept oder Pilotprojekte es gibt.
e.b: Dafür soll Ihr neues Projekt „IoT-Orbit“ die Bühne bieten?
Schlosser: Richtig. Ich glaube, dass eine digitale Plattform, die zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist, die relevante Inhalte bietet, die unmittelbaren fachlichen Austausch ermöglicht, die nicht beliebig ist und Reichweite gewährleistet, genau das ist, was die heutigen und zukünftigen Informationsbedürfnisse adäquat befriedigen kann. Der IoT-Orbit soll ein Business Media-Netzwerk sein, das ähnlich funktioniert wie eine Social-Media-Plattform, allerdings klar fokussiert auf die Branchen Energie- und Versorgungswirtschaft, Immobilienwirtschaft, und kommunale Wirtschaft. Dabei stehen vier zentrale Themen im Mittelpunkt: Smart City, Smart Energy, Smart Building und Smart Mobility.
„IoT-Orbit ist zugleich digitales Fachmedium, virtuelle Messe und Kommunikationsplattform“
e.b: Ist die Branche reif für eine solche Plattform und für solche Kommunikationsformen? Viele Unternehmen leben vermutlich noch in der alten Welt.
Schlosser: Der Umstand, dass es eine solche Plattform bisher noch nicht gibt, zeigt, dass wir Neuland beschreiten. Dafür braucht es Mut und Bereitschaft – sowohl auf der Anbieterseite als auch auf der Nutzerseite. Ich glaube aber, dass es gar keine Alternative dazu gibt. Bei anderen Plattformen – denken wir an die etablierten sozialen Medien beispielsweise – erleben die Menschen den Nutzen und die Mehrwerte des barrierefreien interaktiven Austausches ja auch schon. Das Bedürfnis nach unmittelbarer Kommunikation und Informationsbeschaffung ist auch im B2B-Bereich längst verankert. Entscheider können es sich immer weniger leisten, auf die nächste Messe zu warten, auf den nächsten Slot in der Fachpresse, auf einen Gesprächstermin oder darauf, dass endlich alle Informationen für die Entscheidungsfindung vorliegen. All das muss viel schneller und viel direkter organisiert werden. Der IoT-Orbit hat den Anspruch, ein digitales Fachmedium zu werden, aber zugleich auch eine Art digitale Messe, die 365 Tage rund um die geöffnet hat. Letztlich ist es unser Ziel, den bisherigen Informationstransfer über klassische Fachbeiträge, Fachkongresse und -foren zu digitalisieren und zu beschleunigen und darüber hinaus eine Interaktion zwischen Informationsanbieter und Informationskonsumenten zu ermöglichen. Ein digitaler Marktplatz, der immer geöffnet hat und unmittelbaren Zugang zu allen Akteuren und Lösungen der Branche bietet.
e.b: Sie sind Gesellschafter und Geschäftsführer von zwei Firmen, der dialog.e Gesellschaft für Kommunikation und Marketing mbH und der sig Neue Medien GmbH. Wo ist der IoT-Orbit verankert?
Schlosser: In der sig Neue Medien GmbH, ein Schwesterunternehmen der sig Media GmbH & Co. KG, in der Magazine wie Business Geomatics, 50,2 und CH4 erscheinen. sig Neue Medien ist Brand- und Product-Owner. Da die Idee des IoT-Orbit gemeinsam von meinem Partner Peter Krückel und mir geboren wurde, haben wir dieses Projekt in einer separaten Gesellschaft angesiedelt. Komplementär dazu bietet die Dialog.e als PR-, Brand- und Eventagentur ihren Kunden Marketingdienstleistungen, mittels derer sie in die Lage versetzt werden, insbesondere auf den digitalen Kanälen Relevanz und Reichweite in ihrer Kommunikation hoch zu halten.
„Bin gespannt, wie die digitale Smart City Werkstatt technisch und atmosphärisch funktioniert“
e.b: Und die am 10.-11. November 2020 stattfindende Smart City Werkstatt?
Schlosser: Ist eine Aktivität der dialog.e. Hier liegt der Schwerpunkt darauf, ein virtuelles Event für die Branche auszurichten. Die Smart City-Werkstatt findet zum zweiten Mal statt, aus gegebenem Anlass dieses Jahr digital.
e.b: Sie sind als Moderator dabei. Was erwarten Sie?
Schlosser: Letztes Jahr habe ich auch schon moderiert, damals war es aber eine reine Präsenzveranstaltung. Dieses Mal ist es voll digitalisiert, einerseits durch einen Online-Kongress mit spannenden Vorträgen und Podiumsdiskussionen, bei denen die Sprecher teils vor Ort sind, teils zugeschaltet werden. Andererseits gibt es eine virtuelle Ausstellung, wo sich die Besucher an 3D-Messeständen über neue Produkte und Leistungen informieren können. Da bin ich schon gespannt, wie das technisch und atmosphärisch funktioniert. Dass wir mit diesem Format im Trend der Zeit liegen, zeigen allein schon die Teilnehmerzahlen. Bei der Präsenzveranstaltung 2019 hatten wir rund 200 Besucher. Für die digitale Veranstaltung liegt uns ein Vielfaches an registrierten Anmeldungen vor.
e.b: Wie sehen Sie die Branche im Jahr 2030, und was wollen Sie bis dahin erreicht haben?
Schlosser: In zehn Jahren möchte ich gerne rückblickend konstatieren, durch unsere Ideen und innovativen Ansätze einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet zu haben, dass die Energie- und Mobilitätswende in Deutschland ein Stück weit schneller und besser realisiert werden konnte.
e.b: Herr Schlosser, vielen Dank für das Gespräch.
Seien Sie dabei:
Das komplette Programm der Smart City-Werkstatt sowie umfassende Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung finden Sie unter: www.smart-city-werkstatt.de. Die Teilnahme ist für Besucher kostenfrei.