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Metering-Branche präsentiert sich auf den ZVEI Metering Days 2021 in aufgeräumter Stimmung

Metering
Blick hinter die Kulissen: Die Metering Days 2021 des ZVEI waren eine perfekt choreografierte digitale Veranstaltung mit einem Mix aus Beiträgen aus dem Studio und von online zugeschalteten Referentinnen und Referenten. Durch die Veranstaltung führte auf erfrischende Art und Weise Jarmila Bogdanoff, Managerin Smart Energy Systems beim ZVEI (rechts). (Bild: ZVEI-Services GmbH)

Smart Metering: Schwung holen für die zu bewältigende Herkulesaufgabe

Die Metering-Branche zeigte sich auf den diesjährigen ZVEI Metering Days in aufgeräumter Stimmung. Erleichterung, Zuversicht, Gelassenheit, Entschlossenheit, Aufbruchsstimmung, aber auch Respekt vor den kommenden Aufgaben  – das 40-köpfige Referententeam sendete via Internet alles in allem positive Schwingungen auf die Bildschirme von über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Land. Man konnte sehen: Die Branche sammelt sich und richtet die Konzentration auf die bevorstehende Herkulesaufgabe, die Digitalisierung der Energiewende.

Ein halbes Jahr nach dem OVG-Urteil, das sowohl die Messstellenbetreiber als auch die gesamte Zulieferindustrie verschreckt hatte, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Gesetzgeber und BSI haben schnell reagiert, Schwachstellen im Regelwerk korrigiert und Rechtssicherheit für den Smart-Meter-Rollout geschaffen. Geradezu ein „Glücksfall“ ist das OVG-Urteil nicht nur in den Augen von PPC-Chef Ingo Schönberg. „Wir stehen heute viel stabiler und rechtssicherer da, als wir jemals vorher standen.“

Viel Optimismus versprühten die Anbieter von Hardware, Software und Services. Die Unternehmen präsentierten vielfältige Lösungen am und hinter dem Smart Meter Gateway. Die vielfach beschworene Notwendigkeit, das zum Herzstück der Energiewende erkorene hochsichere Kommunikationsmodul mit Leben zu erfüllen, wird am Ideenreichtum und an den Innovationen der Hersteller nicht scheitern.

Probleme an der GWA-ERP-Schnittstelle

Dass der Stimmungsballon nicht gänzlich abhob, lag maßgeblich an der Lagebeschreibung derjenigen, die das Smart Metering im Feld umsetzen müssen, nämlich Stadtwerke und Versorger. Insbesondere > Dr. Fritz Wengeler, Chef des Stadtwerkenetzwerks smartOPTIMO, und > Eric Kallmeyer, Geschäftsbereichsleiter Metering bei Stromnetz Hamburg, wiesen nachdrücklich auf die Probleme hin, die in der Prozesskette noch existieren, insbesondere an der Schnittstelle zwischen der Gateway-Administrations (GWA)- Software und den Backendsystemen der EVU. Auch Thomas Rütting, Abteilungsleiter Metering bei Stromnetz Berlin, mahnte eine Standardisierung der Schnittstelle zwischen GWA- und ERP-Systemen an. Diese Probleme stellten, nachdem viel kostbare Zeit verloren gegangen sei, das Erreichen der 10-%-Rollout-Quote bis Februar 2022 in Frage. „Der Teufel steckt im Detail“, war ein mehrfach zu vernehmender Ausspruch in diesem Kontext.

Gedanken zum Energiemarktdesign

Was auf die Branche noch an Veränderungen wartet, wenn künftig millionenfach Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Elektromobile und elektrische Wärmepumpen an die Stromnetzte angeschlossen werden, skizzierte Prof. Dr. Jens Strüker von der Universität Bayreuth in seinen „Gedanken zum Energiemarktdesign“. Es gebe keine Dekarbonisierung des Energiesystems ohne ausreichende Flexibilitäten. Aktuell seien dezentrale, steuerbare Verbrauchs- und Erzeugungseinheiten nicht aktiv in den Strommarkt integriert. Auch Flexibilitätspotenziale von Prosumern könnten noch nicht genutzt werden. Es bedürfe aber eines Zielbildes für ein zukünftiges Marktdesign, das Flexibilität fördert und ermöglicht. Strükers Conclusio: CO2-Budgets sollten eine zentrale Steuerungsgröße in Stromsystemen werden. Und ein Marktdesign, in dem CO2 die Leitgröße ist, müsse her. Blockchain und selbstsouveräne Maschinen-Identitäten ermöglichten durch eine Ende-zu-Ende-Digitalisierung die Marktöffnung für dezentrale Verbrauchs- und Erzeugungseinheiten und damit eine Echtzeit-Koordination. Digitale Identitäten böten zahlreiche Möglichkeiten zur CO2-Reduktion.

Metering-Branche vor immensen Herausforderungen

Wie auch immer die Energiezukunft im Detail aussieht – die Metering-Branche steht vor immensen Herausforderungen. Die Erreichung der 10-%-Quote für Pflichteinbaufälle intelligenter Messsysteme (iMSys) bis Februar 2022 ist da möglicherweise noch ein kleines Problem. Bis 2030, wenn der iMSys-Rollout abgeschlossen sein soll, könnte der Anteil der Pflichteinbaufälle auf 15 Mio. Smart Meter Gateways ansteigen. Welche jährliche Einbauquote aus dieser potenziellen Zielgröße resultiert, ist eine einfache Rechenaufgabe. Ihr Ergebnis flößt umso mehr Respekt ein, wenn man sieht, dass im Verhältnis zur Zielgröße bislang nur homöopathische iMSys-Mengen verbaut wurden. Verschiedentlich klang auf den Metering Days zudem durch, dass schon jetzt Personalmangel herrsche.

Appelle an den Gesetzgeber durften auf der Veranstaltung nicht fehlen. Andrees Gentzsch, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, etwa mahnte nicht nur konsistente gesetzliche Rahmenbedingungen an, um die von der Branche unterstützten Klimaschutzziele zu erreichen, sondern auch: „Tempo, Tempo, Tempo! Es muss der Turbo eingeschaltet werden bei vielen Dingen. Wie immer die neue Regierung aussieht, sie muss schnell ins Handeln kommen.“

Techniklieferanten stehen Gewehr bei Fuß

Immerhin: Die Gerätehersteller versichern, dass sie liefern können werden. Und auch die Messstellen-Betreiber und Gateway-Administratoren signalisieren, dass man bald über den Berg sei mit dem Beseitigen der Kinderkrankheiten, und dass es 2022 richtig losgehen werde.

Darüber wird dann nächstes Jahr zu berichten sein, wenn die Metering Days wieder live stattfinden werden. Save the Date: > 11. Und 12. Oktober 2022 in Fulda.

Hier geht es zu > Stimmensammlung von den Metering Days 2021.

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