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Energiewirtschaftliche Anwendungen in der Blockchain – EnerBit zeigt, wie es praktisch funktioniert

EnerBit-Blockchain
»Letztlich ist die Blockchain überall da sinnvoll einsetzbar, wo Daten unveränderbar abgespeichert werden müssen.« (Bild: EnerBit).

Mit der Blockchain weniger Aufwand bei Datenaustausch und Kommunikation

Wenn Marcel Würmli, Geschäftsführer der schweizerischen EnerBit GmbH, bei deutschen Stadtwerken zum Thema Blockchain vorspricht, gibt es beim Gastgeber meist einen Aha-Effekt. Auslöser dafür ist, dass er nicht nur in der Theorie über das Trendthema reden, sondern eine Lösung vorstellen kann, die in Pilotprojekten praktisch einsetzbar ist. Dass trotz Neugierde in vielen Stadtwerken letztlich noch Skepsis überwiegt, resultiert aus vielen negativen Schlagzeilen, die es in jüngerer Vergangenheit rund um die Blockchain gegeben hat. Aber EnerBit trifft auch auf innovative Versorger, die am liebsten sofort ein eigenes Pilotprojekt starten möchten. Diese Unternehmen bestärken Würmli in der Überzeugung, »dass die Blockchain in der zukünftigen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen wird«. Und dass seine originär für den schweizerischen Energiemarkt entwickelte Lösung ein Exportschlager für den deutschen Energiemarkt werden könnte.

Eigenverbrauchsgemeinschaften schießen in der Schweiz wie Pilze aus dem Boden

»Smart EVG« heißt die Blockchain-Lösung von EnerBit. EVG steht für Eigenverbrauchsgemeinschaft. Seit dem 1. Januar 2018 ist es in der Schweiz möglich, über die Grenzen zusammenhängender Grundstücke hinweg geschlossene Stromerzeugungs- und -verbrauchsgemeinschaften zu bilden. Seitdem schießen diese Eigenverbrauchsgemeinschaften bei den Eidgenossen wie Pilze aus dem Boden. Hinter dem Konstrukt EVG können sich verschiedene Erzeuger und Abnehmer mit höchst heterogenen Strukturen verbergen, was zu komplexen internen Vertragsbeziehungen führt. Den Verteilnetzbetreiber verbinden nur noch ein Hauptmesspunkt und ein Vertrag mit der EVG. Auf die Zähler innerhalb des Zusammenschlusses hat er kleinen Zugriff mehr. Die gesamte Prozessabwicklung innerhalb der EVG obliegt einem Administrator.

Stadtwerken ein Werkzeug für die EVG-Betreung an die Hand geben

Die lokalen Stromversorger haben natürlich ein vitales Interesse daran, diese Eigenverbrauchsgemeinschaften über die Restromversorgung und Differenzmengeneinspeisung hinaus als Kunden zu behalten. Das gelingt ihnen, indem sie die EVG-Administratorrolle und die damit verbundene Prozessabwicklung übernehmen. Mit den herkömmlichen ERP- und Abrechnungslösungen und der sonst üblichen verteilten Datenhaltung lassen sich die neuen Verträge, Beziehungen und Abrechnungen allerdings nicht kostendeckend abbilden. Vor diesem Hintergrund fasste EnerBit den Entschluss, für die EVG-Kernprozesse eine Blockchain-basierte IT-Lösung zu entwickeln. »Unsere Kunden sind in erster Linie Stadtwerke«, erklärt Würmli. »Ihnen wollen wir ein Werkzeug an die Hand geben, damit sie die Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch dienstleistend betreuen können.«

Der Smart Contract Code ist besonders sicher

EnerBit hat eine Lösung basierend auf einer private Blockchain entwickelt, in der die Smart Contracts ablaufen. Die Lösung basiert auf Corda, einer Open Source-Plattform, bei der kein Mining betrieben werden muss. Die Smart Contracts werden mittels einer Contract Specific Language in die Blockchain geschrieben, die ein Züricher Start-Up entwickelt hat. »Der Smart Contract Code ist besonders sicher, weil damit Verträge mathematisch deterministisch abgebildet werden können«», erläutert Würmli. «»Es können keine Fehler bei der Programmierung der Verträge entstehen.« Die Smart Contracts laufen auf der Blockchain ab und schreiben die berechneten Werte in die Blockchain, das heißt, quasi in eine Datenbank. Auf die Inhalte dieser Datenbank haben alle Vertragspartner entsprechend ihrer Berechtigung mit speziellen Graphical User Interfaces (GUI) Zugriff.

Ein zentraler Vorteil dieses Konstruktes besteht darin, dass Vertrags-, Mess- und Abrechnungsdaten nur einmal vorgehalten werden, und nicht wie bislang praktiziert, vom Lieferanten, Netzbetreiber und Bilanzverantwortlichen separat. Damit entfällt die fehleranfällige Arbeit, Daten zwischen den Marktrollen zu synchronisieren. »Indem wir alle unternehmensübergreifenden Prozesse in die Datenbank verlagern, wird der Abgleich stark vereinfacht.«, so Würmli. »Es gibt quasi nur noch eine Wahrheit.«

Blockchain ist überall da sinnvoll einsetzbar, wo Daten unveränderbar abgespeichert werden müssen

Wofür eignet sich die EnerBit-Blockchain? »Einen normalen Tarifkundenvertrag würde ich nicht darüber abrechnen«, erläutert Würmli. «Aber wenn es komplexer wird, wie zum Beispiel in Arealnetzen oder bei Mieterstrommodellen, in Smart-Grid-Szenarien, im Energiehandel oder beim Management von Herkunftsnachweisen, bietet diese Form der Prozessabbildung Vorteile. Letztlich ist die Blockchain überall da sinnvoll einsetzbar, wo Daten unveränderbar abgespeichert werden müssen. Man hat einfach weniger Aufwand bei Datenaustausch und Kommunikation.«

Auf Basis des bestehenden Frameworks können Prototypen relativ schnell realisiert werden. Bei einem Hackathon hat EnerBit beispielsweise innerhalb von 48 Stunden eine Lösung für das Tracking von CO2-Footprints realisiert. In der Schweiz und in Deutschland befinden sich erste Projekte in der Anbahnung. EnerBit ist Partner des CRM-Anbieters Cursor Software AG. Ziel der Zusammenarbeit ist, mittels Blockchain Vertragsprozesse über Unternehmensgrenzen hinweg zu synchronisieren.

EnerBit ist Austeller auf der E-world energy & water. Anzutreffen ist das Unternehmen auf dem Stand der Cursor Software AG, Halle 3, Stand 109.

www.enerbit.ch

Gerhard Großjohann

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