Wichtiger Schritt für Batteriezelltechnologie am Standort Deutschland
Energiespeicher-Technologien bilden das Rückgrat künftiger Entwicklungen in bedeutenden Wirtschaftszweigen wie der Energie- und der Automobilindustrie. Elektroautos benötigen leistungsfähige Batterien für entsprechende Reichweiten, Strom aus erneuerbaren Energien ist auf stationäre Energiespeicher angewiesen. Um die Rolle des Wirtschaftsstandorts Deutschlands hier nachhaltig auf Erfolgskurs zu führen, hat ein interdisziplinäres Fraunhofer-Team ein Konzept für eine »Forschungsfertigung Batteriezelle« ausgearbeitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat auf dieser Basis die Einsetzung einer Gründungskommission veranlasst und die Fraunhofer-Gesellschaft als Trägerin der künftigen Einrichtung beauftragt, das Bewerbungsverfahren für den künftigen Standort zu begleiten. Die Entscheidung fiel nun auf Münster, wie das BMBF heute bekannt gab.
Zahlreiche Fraunhofer-Institute erforschen seit Jahren die Potenziale und Perspektiven von Energiespeichern und Batteriezellen, stets mit Blick auf die zu sichernde Vorreiterrolle des Standorts Deutschlands in diesem zukunftsträchtigen Technologiesektor. Anfang Februar 2019 wurden für die Aufstellung einer »Forschungsfertigung Batteriezelle« (FFB) deutschlandweit verschiedene Forschungseinrichtungen mit ausgewiesenen Kompetenzen auf dem Gebiet der Batteriezellkonzepte und der Batteriezellfertigung zur Einreichung von Standortvorschlägen kontaktiert. Nach einem detaillierten Auswahlverfahren verkündete das BMBF nun die Standortentscheidung: Die FFB wird im nordrhein-westfälischen Münster am MEET (Münster Electrochemical Energy Technology der Universität Münster) aufgebaut.
Neugebauer: »Freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort«
»Ein strategisch bedeutendes Großprojekt wie die FFB kann nur in einer Region erfolgreich sein, die etablierte Batteriekompetenzen auf allen Qualifikationsebenen von der Fachkraft bis zur wissenschaftlichen Spitzenkraft aufweist. Dem Gewinnerkonsortium möchten wir herzlich gratulieren«, erklärt Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer. »Die Zeit in Sachen Energiespeichertechnologien drängt, andere Spieler im globalen Markt warten nicht. Wir freuen uns daher auf die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort. Die Expertise des MEET bei der Material- und Zellentwicklung für Batterien und der RWTH Aachen bei der Zell- und Batteriefertigung ergänzen sich bestens mit der Fraunhofer-Kompetenz in der Produktionstechnik und im Transfer in die Wirtschaft. Unser Ziel ist es, ein exzellentes Produktionsforschungszentrum zu errichten, das den Innovationsprozess zur Fertigung neuer Batteriezellkonzepte sowie deren Großserienherstellung immanent beschleunigt.«
Energiespeicher: Große Forschungs- und Produktionsexpertise in Deutschland
Aufbau und Betrieb der FFB erfolgen durch die Fraunhofer-Gesellschaft als Trägereinrichtung. Das Konzept hierzu hat ein interdisziplinäres Team aus den Fraunhofer-Verbünden MATERIALS, Produktion und Mikroelektronik unter Leitung der Fraunhofer-Institutsleiter Prof. Hans-Martin Henning vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie Prof. Gunter Reinhart von der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in intensiver Vorarbeit erstellt. Eine enge Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Allianz Batterie unter Initiative ihres Sprechers Prof. Jens Tübke, Produktbereichsleiter »Angewandte Elektrochemie« am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT, und den produktionstechnisch orientierten Fraunhofer-Instituten stellt dabei die Hebung weiterer Potentiale für innovative Ansätze der Batteriezellfertigung sicher.
Ziel: Technologieführerschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufbauen
»Die insgesamt sechs hochqualifizierten Bewerbungseinreichungen belegen nicht nur den Stellenwert des Themas Batterietechnologie in lokaler, regionaler wie auch bundesweiter Politik, Wirtschaft und Wissenschaft«, erläutert Prof. Neugebauer ergänzend. »Der Prozess zum Aufbau der FFB demonstriert zugleich die ausgeprägte Forschungs- und Produktionsexpertise in Deutschland. Aufgabe der FBB und des Trägers Fraunhofer wird es sein, diese Kompetenzen vermehrt zu bündeln und in großem Maßstab weiterzuentwickeln, um eine Technologieführerschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzubauen – vom Bezug der Rohstoffe und Materialien über die Herstellung von Batteriezellen, -modulen und -systemen bis hin zum Recycling und der Rückgewinnung von Rohstoffen.«
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Unter ihrem Dach arbeiten 72 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. Mehr als 26 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzielen das jährliche Forschungsvolumen von 2,6 Milliarden Euro. Davon fallen 2,2 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Rund 70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Internationale Kooperationen mit exzellenten Forschungspartnern und innovativen Unternehmen weltweit sorgen für einen direkten Zugang zu den wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen.