2022 wurden weltweit 10,8 Mio. Elektrofahrzeuge zugelassen, 60 % mehr als im Vorjahr
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 830.000 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Damit sind jetzt fast 1,9 Mio. E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs – das sind 59 % mehr als im Jahr zuvor. Die aktuellen Zahlen zur Elektromobilität hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ermittelt.
Den weltweit größten Zuwachs gab es in China, wo sich die Zahl der Neuzulassungen fast verdoppelt hat. Damit zählt das Reich der Mitte 6,5 Mio. neue Elektrofahrzeuge, was einem Anteil an den weltweiten Neuzulassungen für Elektroautos von über 60 % entspricht. Blickt man nach Europa, so fällt neben Deutschland besonders ein Land ins Auge: Norwegen. Dort dominieren Elektroautos das Straßenbild: fast 25 % aller Fahrzeuge sind mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb ausgestattet. Bei den Neuzulassungen 2022 betrug ihr Anteil sogar rund 80 %.
Trend zu nachhaltiger Mobilität ungebrochen
„Die Zahlen zeigen eindeutig, dass der weltweite Trend zur nachhaltigen Mobilität trotz vieler Krisen 2022 weiter ungebrochen ist“, so Andreas Püttner (ZSW). „Wenn Deutschland aber auf das selbstgesteckte Ziel von 15 Mio. Elektrofahrzeugen bis Ende 2030 kommen will, müssen hierzulande jedes Jahr mindestens doppelt so viele Fahrzeuge wie 2022 neu zugelassen werden.“
Als Grund für das Wachstum in China nennt er die Fördermaßnahmen der Regierung und die relativ niedrigen Preise. Deutsche Unternehmen wie VW, BMW und Mercedes – in China traditionell stark bei Verbrennern, aber relativ schwach bei E-Autos – wurden von diesem Tempo überrollt.
Nicht nur ins Premiumsegment investieren
Beim weltweiten Ranking der Neuzulassungen der Hersteller liegt VW auf Platz 4 hinter BYD (China), Tesla (USA) und SAIC (China). „Wenn Deutschland nicht abgehängt werden will, dürfen sich die deutschen Autobauer nicht nur im Premiumsegment bewegen, zumal chinesische Unternehmen sukzessive auf den außerchinesischen Markt drängen“, so Andreas Püttner. Denn chinesische Hersteller decken die komplette Pkw-Bandbreite ab, vom Kleinst-Pkw bis zu den großen Premiumfahrzeugen.
Damit konnten sie sich 2022 einen Marktanteil von rund 50 % im Elektro-Pkw-Bereich sichern. Lediglich Tesla kann bei dieser Entwicklung mithalten, war aber auch auf Preissenkungen angewiesen, um den Verkauf weiter anzukurbeln. Die Kalifornier halten immer noch die Spitzenposition bei den TOP 10 der verkauften Fahrzeuge.
Nachhaltigkeit spielt eine Rolle
Für eine noch stärkere Diffusion der Elektromobilität müssen die Preise für Elektroautos deutlich fallen. Der größte Kostenfaktor ist dabei nach wie vor die Batterie. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt für den wachsenden Markt eine zunehmend wichtige Rolle. Ersetzt man die kritischen Rohstoffe, werden Batterien kostengünstiger und auch effizienter. Das ZSW setzt genau hier mit seinen Forschungsarbeiten an. Durch die Kombination neuer Konzepte bei den Speichermaterialien, den eingesetzten Komponenten und dem Zellaufbau soll die Energiedichte gesteigert werden.
Ziel ist es außerdem, den Einsatz kritischer oder strategisch wichtiger Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt, Nickel und Naturgraphit signifikant zu reduzieren. „Mit dem Recycling von Batterien können wir Rohstoffkreisläufe effektiv schließen und mittel- bis langfristig die Rohstoffabhängigkeit von politisch instabilen Regionen reduzieren. Damit decken wir gleich mehrere Dimensionen der Nachhaltigkeit ab“, so Dr. Peter Axmann, Leiter der Batteriematerialforschung am ZSW in Ulm.
Weitere Daten rund um die Elektromobilität unter:
www.zsw-bw.de/mediathek/datenservice
Über das ZSW
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung in den großen Themen der Energiewende: Photovoltaik, Windenergie, Batterien, Brennstoffzellen, Elektrolyse, eFuels, Circular Economy, Politikberatung sowie die Nutzung von KI zur Prozess- und Systemoptimierung. Gemeinsam mit der Industrie ebnen wir neuen Technologien den Weg in den Markt. An den ZSW-Standorten Stuttgart und Ulm arbeiten dafür mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen sowie rund 100 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte. Das ZSW betreibt zudem ein Testfeld für Windenergie und ein weiteres Testfeld für PV-Anlagen. Wir sind Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW), einem Bündnis aus zehn wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen.
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