„Ziel ist es, Enpal.pro zu einem zentralen Pfeiler unseres Geschäfts auszubauen“
Nach erfolgreichen Pilotprojekten integriert Enpal den Messstellenbetrieb jetzt auch auf der Plattform enpal.pro und stellt diesen über die Enpal-Welt hinaus als Dienstleistung zur Verfügung. Denn der Druck auf Marktakteure wächst bekanntlich – vor allem Stadtwerke kämpfen mit knappen Ressourcen, um neben dem Tagesgeschäft die komplexen Herausforderungen des Smart-Meter-Rollouts zu stemmen. Wie die Enpal-Gruppe Stadtwerke und Handwerksbetriebe beim Messstellenbetrieb und auch dessen Finanzierung unterstützt, verraten im energie.blog-Interview Lukas Pauly, Gründer von enpal.pro, sowie Wim Drozak, verantwortlich bei Enpal für den Messstellenbetrieb. Die Plattform soll zudem zentraler Pfeiler des Enpal-Geschäfts werden. Dazu hat sich das Unternehmen auch personell verstärkt.
e.b.: Herr Pauly, an wen richtet sich die Plattform Enpal.pro?
Lukas Pauly: Wir haben die Plattform Mitte 2023 als 360-Grad -Plattform für unabhängige Handwerksbetriebe gegründet. Inzwischen stellen wir die Infrastruktur der Enpal-Gruppe darüber hinaus auch Stadtwerken und Energieversorgern zur Verfügung. Denn Stadtwerke, die zum Beispiel Solaranlagen installieren und verkaufen, sind schnell auf unser Angebot aufmerksam geworden und haben ebenfalls angefangen Hardware über unsere Plattform zu beziehen. Da wir selbst große Mengen an Hardware einkaufen, profitieren unsere B2B-Kunden von sehr guten Konditionen und einer verlässlichen Lieferung innerhalb von 24h auf Endkunden-Baustellen in ganz Deutschland. Das überzeugt auch Stadtwerke.
Drei Säulen für Partner
e.b.: Wie sieht Ihr Angebot denn aus?
Lukas Pauly: Wir bieten unseren Partnern ein Produktangebot entlang drei Säulen: Zum einen Materialverkauf und Logistik – hier haben unsere Partner die Möglichkeit Hardwarekomponenten im Bereich Photovoltaik und Wärme zu beziehen. In unserer zweiten Säule, Services und Dienstleistungen, stellen wir unseren Partnern die skalierbare Infrastruktur der Enpal Gruppe zur Verfügung. Das beginnt mit der Weitergabe von Endkundenkontakten, sogenannte „Leads“ – sofern die Kunden vorher der Datenweitergabe zugestimmt haben – und geht weiter mit Dienstleistungen wie der Planung von Projekten oder dem Netzanschluss von Anlagen.
In unserer dritten Säule bieten wir unseren Partnern unsere Absatzfinanzierung an. Über unser Tochterunternehmen EFS vermitteln wir Finanzierungslösungen für externe Handwerksbetriebe. Diese Finanzierung können sie dann ihren Kunden, die eine Solaranlage oder Wärmepumpe kaufen möchten, anbieten. Über unsere Finanzierungsprodukte lassen sich teure Anlagen kostengünstig über zehn bis 25 Jahre finanzieren. Hier fällt für die Endkunden dann nur noch eine geringe monatliche Rate an, welche in vielen Fällen direkt günstiger ist als die aktuellen Stromkosten. Dadurch entfallen hohe Anschaffungskosten und Kunden sparen von Tag 1 bares Geld, was für viele Hausbesitzer den Kauf einer Anlage erst möglich macht.
Zwei Aufgaben im Messstellenbetrieb
e.b.: Enpal hat jetzt auf seiner Plattform Enpal.pro auch den Messstellenbetrieb mit aufgenommen, wie kam es dazu?
Lukas Pauly: Wir öffnen unseren Messstellenbetrieb jetzt über die Enpal-Welt hinaus, weil wir festgestellt haben, dass die Nachfrage nach intelligenten Messsystemen groß ist. Wir hatten im Vorfeld einige Pilotprojekte mit ersten Partnern gestartet, die sehr erfolgreich gelaufen sind. Deswegen haben wir das Angebot jetzt auf unsere Plattform integriert, welches wir als Enpal-Gruppe sowieso bereits seit ca. 1,5 Jahren anbieten. Dabei übernehmen wir zwei Aufgaben: Den Zählertausch – hier stellen wir unsere Elektriker für den Austausch vor Ort zur Verfügung – und den Messstellenbetrieb.
e.b.: Herr Drozak, Sie sind verantwortlich für den Messstellenbetrieb bei Enpal. Inwiefern ist der Messstellenbetrieb bei Enpal.pro für Stadtwerke interessant?
Wim Drozak: Der Smart-Meter-Rollout – und vor allem der Steuer-Rollout – bringt enorme Prozess-Komplexität mit sich. Viele Stadtwerke haben neben dem Tagesgeschäft schlichtweg nicht die Ressourcen zur Verfügung, um diese Komplexität und Investitionen abzubilden. Es bedarf einer kritischen Größe, damit der Messstellenbetrieb rentabel betrieben werden kann. Und die Zeit für alle Marktakteure drängt: Bis 2026 müssen 20 Prozent der Pflichteinbaufälle installiert sein und auch die Steuerfähigkeit tritt in Kraft. Dementsprechend wird die Hauptherausforderung im Smart-Meter- und Steuer-Rollout (§14a EnWG bzw. $9 EEG) der Fachkräftemangel sein, den man mit technologischen und bündelnden Dienstleistungen adressieren muss. Dafür haben wir einen automatisierten Prozess entwickelt, den wir nun auch anderen Marktpartnern, darunter Stadtwerken, zur Verfügung stellen wollen.
Innherhalb von drei bis vier Wochen Installation
e.b.: Welche Aufgaben übernimmt die Enpal-Gruppe beim Messstellenbetrieb?
Wim Drozak: Wir konzentrieren uns auf den wettbewerblichen Messstellenbetrieb für Smart Meter. Mittlerweile sind wir der größte wettbewerbliche Anbieter in Deutschland und können innerhalb von drei bis vier Wochen einen Smart Meter installieren. Diesen Service bieten wir als Enpal-Gruppe unseren Kunden an, aber auch Hausbesitzern, die Anlagen von anderen Anbietern verbaut haben oder einen Smart Meter haben möchten, um dynamische Stromtarife zu nutzen. Auf unserer B2B-Plattform Enpal.pro können nun auch Stadtwerke und Handwerksbetriebe dieses Service über uns buchen.
e.b.: Allerdings sind viele Stadtwerke auch grundzuständiger Messstellenbetreiber und wollen diese Rolle vermutlich gar nicht abgeben?
Wim Drozak: Wir bieten zwei Modelle an: Zum einen können wir als als wettbewerblicher Messstellenbetreiber den Messstellenbetrieb komplett übernehmen. Zum anderen gibt es auch die Option, dass wir grundzuständige Messstellenbetreiber im Hintergrund unterstützen. Das Stadtwerk kann dann weiterhin als grundzuständiger Messstellenbetreiber auftreten und auch die Messstelle bleibt beim Stadtwerk. Für uns ist es vor allem wichtig, dass wir die Kosten für unsere Investitionen decken, und dafür braucht man ein entsprechendes Volumen. Zusammen mit Stadtwerken haben wir daher ein Modell entwickelt, das sich für beide Seiten rechnet.
Zusammenarbeit mit 1000 Partnern
e.b.: Wie geht es nun weiter mit Ihrer Plattform?
Lukas Pauly: Das Geschäft hat sich inzwischen sehr gut entwickelt und wir haben über 1000 Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Plattform ist jetzt schon profitabel, aber unser Ziel ist es, Enpal.pro zu einem zentralen Pfeiler unseres Geschäfts auszubauen – evtl. sogar größer als unser bisheriges Kerngeschäft. Dafür haben wir nun die Weichen gestellt und unser Führungsteam erweitert. Zur weiteren Skalierung haben wir beispielsweise nun auch Robert Lasek ins Team geholt. Er hat zuvor als Managing Director von Europas größter Gebrauchtwagenplattform AUTO1.com gearbeitet und bringt umfassende Erfahrung mit, wie wir unser Plattformgeschäft weiterentwickeln können.