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„Smart Grid verlangt zunehmend eine Echtzeit-Datenverarbeitung“

Smart Grid verlangt zunehmend eine Echtzeit-Datenverarbeitung
"Die zunehmende Echtzeit-Datenverarbeitung stellt uns vor die Aufgabe, unsere Technologien kontinuierlich weiterzuentwickeln, um diese Anforderungen zuverlässig zu erfüllen", sagt Frank Hermel, Geschäftsbereichsleitung Energiewirtschaft von der Robotron Datenbank-Software GmbH. (Bild: © Robotron Datenbank-Software GmbH)

„Zero-Downtime ist keine Funktionalität, die Netzleitsystemen vorbehalten ist, sondern wesentlich für die Umsetzung der Marktanforderungen“

Auf ein herausforderndes und äußerst dynamisches vergangenes Jahr blickt Frank Hermel, Geschäftsbereichsleitung Energiewirtschaft von der Robotron Datenbank-Software GmbH, im energie.blog-Interview zurück. Vor allem die enge Taktung der gesetzlichen Vorgaben waren und sind eine der Haupt-Herausforderungen. Mit der Verlängerung der Umsetzungsfrist zum Lieferantenwechsel binnen 24 Stunden bleibt nun außerdem etwas Zeit für qualitätssichernde Maßnahmen. Hinzu kommen die durchgängig hohe Systemverfügbarkeit, neue Marktregeln, gestiegenes Datenvolumen und Echtzeit-Datenverarbeitung, die für weitere steigende Anforderungen an die IT-Infrastruktur sorgen. 

e.b.: Herr Hermel, was sind aktuell die großen Herausforderungen in der IT-Branche und was erwarten Sie für 2025?
Frank Hermel: Das zurückliegende Jahr war für uns bei Robotron herausfordernd als auch äußerst dynamisch. Wir konnten zahlreiche neue Kunden überzeugen, für die wir spannende neue Projekte realisieren. Eine der zentralen Herausforderungen für uns und die Branche besteht in der engen Taktung gesetzlicher Vorgaben, die eine kontinuierliche Anpassung der IT-Systeme notwendig macht. Die Komplexität sowohl der gesetzlich vorgeschriebenen als auch der praktisch gelebten Prozesse nimmt dabei stetig zu.

Mit unserer Software-Plattform für alle energiewirtschaftlichen Marktrollen verantworten wir zentrale Prozesse und verwalten erhebliche Datenmengen für unserer Kunden. Dies erfordert eine durchgängig hohe Systemverfügbarkeit. Zudem führen neue Marktregeln, wie zum Beispiel der 24-Stunden-Lieferantenwechsel und das Energy Sharing, zu steigenden Anforderungen an unsere IT-Infrastruktur. Die Menge der auszutauschenden Daten sowie die Zahl der Zeitreihen, die durch den Rollout von Smart Metern bedingt sind, wachsen ebenfalls enorm. Hinzu kommt, dass das Smart Grid zunehmend eine Echtzeit-Datenverarbeitung verlangt und uns vor die Aufgabe stellt, unsere Technologien kontinuierlich weiterzuentwickeln, um diese Anforderungen zuverlässig zu erfüllen.

„Mit Blick auf den gesamten Markt und die notwendigen Softwareeinführungsarbeiten bekommen wir nun beim Leiferantenwechsel innerhalb von 24 Stunden statt einem unmöglichen einen herausfordernden Termin. Durch die Verlängerung des Zeitrahmens erhalten alle Marktteilnehmer mehr Zeit, ihre Systeme entsprechend anzupassen.“

e.b.: Wie bewertet Robotron die Verschiebung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden, reicht der Aufschub?
Frank Hermel: Die Umstellung auf den 24-Stunden-Lieferantenwechsel ist zweifellos ein sehr relevantes Thema für die Branche und steht auch bei uns als IT-Dienstleister im Fokus. Obwohl die Einführung eine komplette Umstellung der Prozesse GPKE, MPES und WiM Strom bedeutet, haben wir dank langjähriger Erfahrung alle Vorbereitungen getroffen, um den ursprünglich geplanten Termin im April 2025 fristgemäß halten zu können. Aber mit Blick auf den gesamten Markt und die notwendigen Softwareeinführungsarbeiten bekommen wir nun statt einem unmöglichen einen herausfordernden Termin. Durch die Verlängerung des Zeitrahmens erhalten alle Marktteilnehmer mehr Zeit, ihre Systeme entsprechend anzupassen.

Für IT-Dienstleister gibt es dabei einige Punkte zu berücksichtigen, vor allem in Hinblick auf die erforderlichen CONTRL/APERAK-Antwortzyklen und Patchzyklen. Diese Aspekte sind kritisch, um die Kommunikation und Interoperabilität im Markt sicherzustellen. Die verlängerte Implementierungs- und Testphase bis zum 6. Juni bietet daher auch die Gelegenheit für qualitätssichernde Maßnahmen in diesem Zusammenhang.

e.b.: Sie liefern die wichtige Software für die Gateway-Administration. Was ist hier besonders herausfordernd für die Messstellenbetreiber und wie wird sich der Bereich Schalten und Steuern nach §14a EnWG auf die IT-Software bzw. auf die Netzbetreiber/MSBs auswirken?
Frank Hermel: Sowohl das Schalten und Steuern mit netz- und marktdienlichem Hintergrund, insbesondere gemäß § 14a EnWG, aber auch weitere Anforderungen wie der werktägliche Lieferantenwechsel erfordern eine sehr viel höhere Prozessverfügbarkeit. Zero-Downtime ist dabei keine Funktionalität, die Netzleitsystemen vorbehalten ist, sondern wesentlich für die Umsetzung der Marktanforderungen. Für den Messstellenbetreiber umfasst das einerseits die Bereitstellung der Steuerungsadministration und Steuerungsausführung, aber zukünftig ebenso bestimmte Funktionen der Gateway-Administration, wenn die Steuerungsfunktion auch unmittelbar über das Smart Meter-Gateway umgesetzt werden darf.

Für den Verteilnetzbetreiber wurden bereits mit dem Redispatch 2.0 erste Netzbetriebsthemen in energiewirtschaftlichen IT-Systemen etabliert. Im Kontext der Niederspannungsbetriebsführung werden neue Plattformen und Prozesse und somit neue IT-Systeme notwendig. Neben der Netzzustandsdatenerfassung und dem BDEW-API Webdienst umfasst dies umfangreiche Netzberechnungsfunktionen unter Berücksichtigung von topologischen Strukturen. Für uns als Softwarehersteller sind die oben genannten Themen demnach besonders relevant.

„Wir präsentieren außerdem unsere neue, prozessintegrierte Finanzbuchhaltungssoftware, die speziell auf energiewirtschaftliche Abrechnungsprozesse für Messstellenbetreiber, Netzbetreiber und Lieferanten abgestimmt ist. Weiterhin geben wir Einblicke in die verschiedenen Einsatzgebiete von Künstlicher Intelligenz in unserer Plattform.“

e.b.: Was sind Ihre Schwerpunkte bei der E-world?
Frank Hermel
: Die breite Funktionspalette unserer Robotron-Energiemarkt-Plattform macht die Auswahl der Schwerpunkte nicht leicht. Besondere Relevanz sehen wir in diesem Jahr unter anderem in der Präsentation unserer Lösungen für intelligentes Netzmanagement und -steuerung in der Niederspannung und unserer Plattform für die Realisierung von Steuerhandlungen.

Wir präsentieren außerdem unsere neue, prozessintegrierte Finanzbuchhaltungssoftware, die speziell auf energiewirtschaftliche Abrechnungsprozesse für Messstellenbetreiber, Netzbetreiber und Lieferanten abgestimmt ist. Weiterhin geben wir Einblicke in die verschiedenen Einsatzgebiete von Künstlicher Intelligenz in unserer Plattform, zum Beispiel sollen unsere Software-Anwender leichter mit der Doku sprechen können, zum anderen setzen wir auch mathematisch-statistische KI zur Verbesserung von Prognosen und Entdeckung von Anomalien in Prozessabläufen ein.

Besuchen Sie die IT-Spezialisten für das Energiedatenmanagement der Zukunft vom 11. bis 13. Februar 2025 auf der E-world in Halle 3, Stand J116. Entdecken Sie innovative Produktweiterentwicklungen und Neuheiten für alle Marktrollen der Energiewirtschaft. Weitere Informationen zu den Messehighlights sowie die Möglichkeit zur Vereinbarung eines persönlichen Gesprächstermins finden Sie unter: https://e-world.robotron.de/

 

Robotron Datenbank-Software GmbH

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