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„Wir werden die EVU-Welt mit unserer Lösung nachhaltig revolutionieren“

Im Interview: Wilken Software Group: Dominik Schwärzel und Tobias Mann.
Dominik Schwärzel (oben) ist Chief Executive Officer (CEO) und Tobias Mann ist Chief Customer Officer (CCO) bei der Wilken Software Group. Im energie.blog-Inteview erläutern sie, was sich bei dem Ulmer Tech-Anbieter verändert hat – nicht nur in Hinblick auf die IT sondern auch auf die Art und Weise, neue Produkte zu entwicklen sowie mit Kunden und Partnern zusammenzuarbeiten. (Bilder: Wilken GmbH)

„Projekt Lighthouse ist nicht nur eine neue IT-Lösung. Es ist vor allem eine gänzlich neue Philosophie“

Die Wilken Software Group will auf der E-World eine Neuentwicklung präsentieren. Bei der cloudbasierten Komplettlösung wird es nicht nur um IT-technische Neuerungen gehen, sondern auch um die Art und Weise, wie neue Produkte entwickelt und die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern gestaltet werden soll. CEO Dominik Schwärzel und CCO Tobias Mann erläutern im energie.blog-Interview, warum Wilken einen Greenfield-Ansatz bei der neuen Lösung gewählt hat, was sich bei dem Tech-Anbieter organisatorisch und kulturell verändert hat und welche Lehren das Unternehmen aus dem Hackerangriff von vor zwei Jahren gezogen hat.

e.b: Herr Schwärzel, vor fast genau zwei Jahren ist Wilken Opfer eines Hackerangriffs geworden. Was sind Ihre Lehren daraus?

Dominik Schwärzel: Auch wenn sich das seltsam anhört: Für unser Image war der Cyber-Angriff letzten Endes ein Gewinn. Zwar mussten wir sämtliche interne Systeme herunterfahren und zu großen Teilen auch neu aufsetzen aber betroffen waren nur die internen Systeme. Unsere Kundendaten waren zu jeder Zeit gut geschützt. Viele Unternehmen haben das sehr positiv aufgenommen, so dass sich anschließend einige Kunden entschieden haben, zu unserem Rechenzentrum zu wechseln. Auch dass wir beschlossen hatten, offen mit dem Vorfall umzugehen, hat sich im Nachhinein als die richtige Entscheidung herausgestellt. Denn unsere Transparenz wurde uns von den Kunden sehr hoch angerechnet.

Tobias Mann: Ärgerlich war vor allem, dass wir zu diesem Zeitpunkt dabei waren, die interne IT-Infrastruktur durch Entflechtung stärker abzusichern. Wir steckten mitten in diesem Projekt. Aber auch hier hatte die Cyberattacke etwas Gutes: Das Projekt verzögerte sich zwar durch den Angriff, aber wir hatten anschließend so viel Druck, dass wir es wesentlich schneller abschließen konnten als geplant.

Komplette Neuentwicklung der Wilken Software Group: Vorstellung auf der E-World

e.b: Man munkelt aktuell, dass Wilken eine neue Lösung für die Energieversorger zur E-World präsentieren will?

Dominik Schwärzel: Sie spielen vermutlich auf das Lighthouse-Projekt an, wie wir es intern nennen. Zur Vorstellung auf der E-World wird es aber einen anderen Namen tragen. Wir wollen hier noch nicht zu viel verraten, nur so viel: Wir wollen keine unserer bestehenden Lösungen einfach modernisieren und cloudifizieren. Diese Herangehensweise würde bestimmte Probleme nicht lösen, sondern schafft vielmehr neue. Stattdessen verfolgen wir einen Greenfield-Ansatz und haben innerhalb der letzten drei Jahren etwas komplett Neues entwickelt, das die EVU-Welt nachhaltig revolutionieren wird. Durch einen starken Fokus auf Standardisierung ermöglicht unsere Lösung einen sehr hohen Automatisierungsgrad, wodurch unsere Kunden ihre Kosten deutlich verringern können. Lösungsintelligenz ist das entscheidende Stichwort in diesem Zusammenhang. Auf der E-World werden wir Genaueres bekannt geben, es ist jedenfalls eine Lösung, die für die ganze Branche gedacht ist – für kleine als auch große Unternehmen.

Tobias Mann: Und ganz wichtig: Die Lösungen, die unsere Bestandskunden nutzen, die NTS.suite und Wilken Ener:gy werden auch weiterhin angeboten und weiterentwickelt. Wir haben eine klare Investitionsstrategie auch bei diesen beiden Lösungen.

e.b: Es handelt sich also bei Projekt Lighthouse um eine cloudbasierte Lösung für Energieversorger?
Tobias Mann: Sagen wir so: Projekt Lighthouse besteht aus vielen Komponenten, es ist nicht nur eine neue IT-Lösung. Es ist vor allem eine gänzlich neue Philosophie, neue Produkte zu entwickeln, und gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern zusammenzuarbeiten. Die Lösung ist so aufgebaut, dass man die Technologie beliebig ausbauen und Komponenten durchaus auch mal schnell austauschen kann. Denn wir wollen auch noch in zehn Jahren und darüber hinaus eine ihrer Zeit richtungsweisende Lösung anbieten. Wir haben auch von Anfang an mitbedacht, dass die Bereitstellung für unsere Kunden so einfach wie möglich sein soll. Deswegen ist unsere Lösung in 2,5 Minuten technisch einsatzbereit.

Dominik Schwärzel: Wir stellen unsere Kunden und die Bedürfnisse und Anforderungen ihrer Endkunden in den Mittelpunkt. Deswegen haben wir Expertengremien und Fachforen etabliert, in denen sich Anwender*innen untereinander und mit unseren Mitarbeitenden fachlich zu wichtigen Themen austauschen können. Das wird sehr gut angenommen von den Kunden – vor allem jetzt bei der Umstellung auf AS4, aber auch schon vorher bei den Preisbremsen. Und um neben der fachlichen Ebene auch strategische Themen voranzutreiben, finden bei uns regelmäßig Gremien auf Managementebene statt. Auch ist es möglich, dass die Endkunden Feedback geben zu neuen Produkten. Wir sind der festen Überzeugung, dass der direkte Dialog enorm wichtig ist und bauen deshalb den Austausch mit und zwischen unseren Kunden und ausgewählten Partnern aktuell stark aus.

„Heute können wir in zwei bis vier Wochenzyklen etwas Neues entwickeln. Das ist schon ein unglaublicher Sprung und macht auch Spaß!“

Dominik Schwärzel, CEO der Wilken Software Group

 

e.b: Wie kommt es denn zu diesem Umschwung, dass sie etwas ganz Neues entwickeln?

Dominik Schwärzel: Im Vorfeld dieser Entscheidung stand die Überlegung, wie die Zukunft für uns, also für die Wilken Software Group, aussehen wird. Dabei haben wir schnell festgestellt, dass IT-Prozesse immer komplexer werden, die Dynamik im Markt ständig zunimmt und wir gleichzeitig attraktiv für Mitarbeitende bleiben müssen. Es war klar: Wenn wir so weitermachen wie bisher, sind wir nicht zukunftsfähig. Irgendwann stoßen unsere Strukturen und Prozesse und damit auch die Skalierbarkeit an ihre Grenzen. Die große Frage war also: Funktioniert das in fünf Jahren noch? Denn die Bedürfnisse unserer Kunden und der Endkunden wandeln sich, es gibt neue Geschäfts- und Preismodelle am Markt und unsere Kunden wollen auch gern einfach nur mal eine Lösung ausprobieren, ohne gleich groß investieren zu müssen. Auch die Entwicklungszeiten ändern sich. Früher hatte man viel mehr Zeit, oft ein halbes Jahr. Und die brauchten unsere Mitarbeiter auch. Heute können wir in zwei bis vier Wochenzyklen etwas Neues entwickeln. Das ist schon ein unglaublicher Sprung und macht auch Spaß! Wir begreifen Veränderungen als Chance und ergreifen diese aktiv.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe

e.b: Projekt Lighthouse ist aber nicht nur ein reines IT-Projekt, Sie haben sich auch organisatorisch neu aufgestellt?

Tobias Mann: Ja, solche Änderungen benötigen auch eine andere Vorgehensweise im Unternehmen. Wir haben bereits im Mai unser neues Logo vorgestellt. Der Kreis steht für genau diese neue Ära und auch für unsere neue Art des Zusammenarbeitens: Wir arbeiten jetzt in interdisziplinären Teams zusammen und teilen uns nicht mehr nach Abteilungen auf. Sprich, in unserem Teams arbeiten Entwicklung, Produktmanagement, Marketing, Sales, Kundenberatung und Customer Care interdisziplinär zusammen, und zwar auf Augenhöhe. Wir haben uns von den hierarchischen Strukturen verabschiedet, das war uns auch sehr wichtig. Deswegen haben wir unseren Mitarbeitern auch freie Hand bei der Gestaltung eines “New-Work-Bereichs“ gegeben. Dort haben wir jetzt mehrere unterschiedliche Orte, an denen man sich gemeinsam austauscht und zusammenarbeitet. Und andere Arbeitsplätze sind dazu da, dass man in Ruhe arbeiten kann. Es geht auch nicht allein um die Arbeit. Mal trifft sich zum Beispiel eine Yoga-Gruppe in einem bestimmen Raum für ihre Yogaübungen. Mal ist unsere viel gelobte Kantine oder der neue, von unseren Mitarbeitern selbst gestaltete Co-Working-Space der ideale Ort, um die Dinge einmal anders anzugehen.

Dominik Schwärzel: Und das wird gut angenommen. Wir stellen fest, dass die Mitarbeiter inzwischen wieder viel öfter ins Büro kommen und sich austauschen wollen. Auch die neuen Mitarbeiter wollen gar nicht nur im Homeoffice sitzen. Hier ist ein großes Bedürfnis an Austausch da und wir versuchen dem so viel Raum wie möglich zu geben.

„Wer das Thema KI komplett ignoriert oder auf die lange Bank schiebt, wird spätestens in drei Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein.“

Tobias Mann, CCO bei der Wilken Software Group

 

e.b: Das klingt so, als hätten Sie kein Problem mit dem Fachkräftemangel?

Dominik Schwärzel: Nein, es ist tatsächlich so, dass wir seit 2010 organisch – also ohne Zukäufe von Firmen – wachsen. In dieser Zeit hat sich die Zahl unserer Mitarbeitenden mehr als verdoppelt. Auch merken wir aktuell, dass Firmen, die uns zu Corona-Zeiten potenzielle Mitarbeiter weggeschnappt haben, wieder ausstellen. Die Menschen kommen jetzt zu uns und wir freuen uns natürlich über gut ausgebildetes Personal. Was uns auch auszeichnet: Normalerweise dauert es im Schnitt in Deutschland 88 Tage vom Erstkontakt bis zur Anstellung eines neuen Mitarbeiters – bei uns sind es nur 33 Tage.

Tobias Mann: Wir bekommen aber durchaus mit, dass unsere Kunden mit dem demographischen Wandel zu kämpfen haben. Viele Fachkräfte gehen in die Rente, zugleich steigt die Komplexität. Mit unseren Lösungen werden wir genau hier ansetzen und unsere Kunden dabei unterstützen, diese Veränderungen mit möglichst wenig Aufwand zu meistern. Unsere Cloud-Komplettlösung besitzt zum Beispiel Assistenzprogramme, die den Usern hilft, wenn sie nicht weiterwissen. Und auch komplizierte regulatorische Anforderungen liefern wir stets pünktlich. Oft lagern das unsere Kunden – wie aktuell bei der AS4-Umstellung – auch gleich direkt an uns aus und wir übernehmen das für sie.

e.b: Dann noch zum Schluss einen kurzen Abstecher zum aktuellen Trendthema: Wie sieht es denn bei Künstlicher Intelligenz bei Ihnen aus?

Tobias Mann: Das ist ein wichtiges Thema für uns und unsere Kunden. Unsere Lösung wird auf jeden Fall auch KI-Komponenten besitzen. Wir sagen immer, ein Unternehmen muss beides sein, dynamisch und robust. Robust, weil es gefestigt ist, also die aktuelle Technologie reibungslos funktioniert und auch in Stressphasen beherrschbar ist. Und dynamisch, weil es auch offen sein muss für Innovationen – in diesem Fall zum Beispiel KI. Denn angesichts des Fachkräftemangels wird KI unverzichtbar sein. Die Vorteile werden heute schon deutlich: Wer im Kundenservice keinen Chatbot oder Voicebot einsetzt, riskiert einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsnachteil. Wer das Thema KI komplett ignoriert oder auf die lange Bank schiebt, wird spätestens in drei Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein. Deswegen plädieren wir auch immer wieder, dass man bei Marktveränderungen nicht nur das Negative, sondern auch die Möglichkeiten erkennt, die sich mit der Digitalisierung und den neuen Anforderungen bieten.

 

e.b: Dominik Schwärzel, Tobias Mann vielen Dank für das Gespräch.

 

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