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Warum die Energiewende mit Reservekraftzwergen nicht gelänge

Reservekraftzwerge
Reservekraftzwerge bei der Arbeit. (Bilder: ChartGPT)

Glosse:
Reservekraftzwerge
– über das unabwendbare Scheitern einer sagenhaften Idee für die Energiewende

Keine Ahnung, warum plötzlich das Wort „Reservekraftzwerg“ auf dem Bildschirm stand. Kaum hatte der Freud’sche Vertipper (beim Bearbeiten >dieser Pressemeldung) lesbare Gestalt angenommen, waren schon Bilder vorm inneren Auge und sprudelte der Assoziationsquell: Gartenzwerg mit Zipfelmütze, strammen Waden und Oberschenkeln sowie Bizepsen mit Mittelgebirgs-Silhouette – wie man sich einen Kraftzwerg idealtypisch vorstellt. Wesensmäßig ein Heinzelmann, Vertreter jener sagenhaften Kölner Hausgeister also, die nachts die Arbeit der Bürger verrichtet haben sollen.

Wie hilfreich wären Reservekraftzwerge für die Energiewende! Wir bräuchten keine fossilen Reservekraftwerke mehr, die bekanntlich in die Bresche springen, wenn zu wenig Wind und/oder Sonnenschein für die Stromerzeugung zur Verfügung stehen. Stattdessen könnten viele Reservekraftzwerge auf Dynamo-bestückte Ergometer klettern, wie verrückt losstrampeln und so den benötigten Strom erzeugen. Muss ich betonen, dass dies komplett erneuerbar funktionierte? Da die Energiezwerge ihren Dienst vermutlich tief unter der Erde in Bergstollen verrichten würden, gäbe es keine Probleme mehr mit der Standortwahl von Wind- und Solarparks oder Stromgroßspeichern. Mehr noch: Wir könnten die Energiewende erzeugungsseitig auf dem Status Quo einfrieren, weil die nimmermüden Kobolde – einmal am Werk – gleich die gesamte benötigte Reststrommenge erzeugen könnten.

Schaut man auf die Fakten der einschlägigen Sage, wird jedoch rasch klar, dass der Plan mit den Energieheinzelmännern nicht funktioniert. Denn diese lassen sich bei ihrem Tun nicht beobachten. Sobald auch nur ein menschliches Auge sie erblickt, stellen sie die Arbeit unvermittelt ein und verschwinden ein für alle Mal. Völlig undenkbar, dass deutsche Behörden und Ingenieure die Arbeit der Reservekraftzwerge nicht regulieren und genauestens überwachen wollten. Alle Ergometer der fleißigen kleinen Racker wären mit intelligenten Messsystemen auszurüsten – selbstredend unter Einhaltung der sicheren Lieferkette für die Smart Meter Gateways und anderer BSI-Auflagen. Und sicherlich würden die strampelnden Gnome in den Leitwarten der Versorger per Videokamera fernkontrolliert. Aus wär’s mit der Reservekraftzwerg-unterstützten Transformation des Energiesystems.

Alles andere wäre realisierbar: Der Bau unterirdischer Einspeisestationen mit Wechselrichter- und Trafofunktion. Die Bündelung von Erzeugungseinheiten zu virtuellen Kraftwerken – im Fachjargon Virtual Gnome Power Plants (VGPP) genannt. Oder die Bereitstellung von Fahrplänen für die Reservekraftzwerge, um ein weiteres Beispiel aus der Energielogistik zu nennen. Sicher würden die Kraftzwerge sich auch auf Gnome Power Purchase Agreements (GPPA) einlassen. In der skizzierten Situation würde ich dem Bundeswirtschaftsministerium dringend raten, eine Taskforce zur Ausgestaltung non-pekuniärer Einspeiseentgelte zu bilden.

Schon dumm, dass die Energiewende mit Reservekraftzwergen daran scheitert, worauf es bei der Transformation der Energiesysteme extrem ankommt: maximale Transparenz und Kontrolle der Energieströme. Wir müssen leider den beschwerlichen Pfad weiterverfolgen …

Gerhard Großjohann

Reservekraftzwerge

Auch keine schlechte Visulaisierung!