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„Politische Unsicherheit können wir uns beim Smart Meter Rollout nicht leisten“

Anke Hüneburg vom ZVEI zum Smart Meter Rollout.
"Wir wollen den Durchbruch bei der Digitalisierung in den Netzen", sagt Anke Hüneburg, Leiterin Bereich Energie beim ZVEI. Die Metering Days am 20. und 21. November in Fulda werden sich wieder rund um den Smart Meter Rollout drehen. (Bild: © ZVEI)

„Wir werden in Fulda nicht nur die gesamte Branche vor Ort haben, sondern auch die entscheidenden Akteure aus der Politik“

Am 20. und 21. November finden dieses Jahr die Metering Days in Fulda statt. Die Besucher können sich über zahlreiche spannende Vorträge aus Politik, Verbänden und Wirtschaft freuen. Unter anderem wird Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, sowie Beatrix Brodkorb vom Bundeswirtschaftsministerium auftreten. Spannend dürften die Auseinandersetzungen zum Referentenentwurf für EnWG und Messstellenbetriebsgesetz werden. Und auch das Ampel-Aus wird für reichlich Diskussionsstoff sorgen. Anke Hüneberg, Leiterin Bereich Energie beim Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) hat mit energie.blog über die aktuellen Herausforderungen beim Smart Meter Rollout gesprochen. Eines ist jetzt schon sicher: Die Veranstaltung in Fulda wird erneut Rekorde brechen.

e.b.: Referentenentwurf, neue SiLKe, zahlreiche Zertifizierungen: Selten war so viel Bewegung im Smart Meter Rollout vor den Metering Days. Frau Hüneburg, auf was dürfen sich die Teilnehmer besonders freuen?
Anke Hüneburg: Wir werden in Fulda nicht nur die gesamte Branche vor Ort haben, sondern auch die entscheidenden Akteure aus der Politik. Wir freuen uns unter anderem auf Klaus Müller, den Präsidenten der Bundesnetzagentur, sowie auf Beatrix Brodkorb, Unterabteilungsleiterin aus dem BMWK. Dazu kommen Vertreter von BSI, Netzbetreibern und anderen Organisationen. In den anstehenden Diskussionen sollten damit alle zu Wort kommen. Natürlich treibt viele die Ende Oktober vorgelegte EnWG-&MSBG-Novelle um. Hier ist angesichts der anstehenden Neuwahlen Unklarheit, wann und wie diese realisiert wird. Daneben wird es sicherlich auch um die Umsetzung von §14a EnWG gehen und die Frage, wie man Steuerbarkeit systemdienlich implementieren und volkswirtschaftlich sinnvoll integrieren kann. Dazu werden wir konkrete Erfahrungsberichte hören. Redebedarf gibt es sicher auch bei Themen wie variablen Netzentgelten und flexiblen Tarifen. Denn hier stehen wir erst am Beginn einer Realisierung.

e.b.: Auch in diesem Jahr sprengen die Metering Days wieder alle Rekorde: 1000 Teilnehmer haben sich bereits angemeldet. Wird Fulda langsam zu klein? Vor einem Jahr gab es ja das Gerücht, dass die Metering Days in eine andere Stadt ziehen könnten. Was ist da dran?
Anke Hüneburg: Wir freuen uns natürlich über den Zuspruch und das große Interesse an den Metering Days. Fulda hat sich als Tagungsort der Veranstaltung etabliert und wird das auch im nächsten Jahr sein. Ende November beginnen wir direkt mit der Planung für die Metering Days 2025.

Auswirkungen des Referentenentwurfs auf Smart Meter Rollout

e.b.:Wie bewerten Sie den aktuellen Referentenentwurf? Was stört den ZVEI am meisten, was finden Sie gut?
Anke Hüneburg: Abgesehen von der Kurzfristigkeit für eine Stellungnahme, stören wir uns insbesondere an der Anpassung der Gruppen für den Pflichtrollout. Das bremst das Anliegen in einer wirklich ärgerlichen Weise. Denn sowohl die Hersteller als auch die Messstellenbetreiber haben für 2025 ja mit der breiten Gruppe zwischen 6.000 und 10.000 kWh Jahresverbrauch kalkuliert und geplant. Die Hersteller haben sich auf eine gesetzlich geregelte Menge eingestellt, die Produktionskapazitäten ausgebaut und die Materialien eingekauft. Jetzt müssen sie den Verbrauch dieser Kapazitäten möglicherweise nach hinten verschieben. Das wiederum sorgt für außerordentlichen Druck, der die Tragfähigkeit der Investitionen beeinträchtigt.

Grundsätzlich begrüßen wir den Fokus auf einen sogenannten Steuerungsrollout. Aber nach den Ende Oktober diskutierten Plänen hätte das Paket absehbar zu einem Bremsmanöver geführt. Denn die Messstellenbetreiber werden die Steuerung bis Anfang 2026 noch testen und nicht in der gewünschten Stückzahl umsetzen können. Sie müssen ihre Prozess- und IT-Landschaft anpassen. Steuerbare Anlagen sind noch nicht im größeren Maße verfügbar. iMSys sollten daher bereits heute verbaut werden, auch wenn sich die Steuerbarkeit noch nicht realisieren lässt.

Wir begrüßen die Ankündigung von Herrn Habeck, dass die Kritik gehört wurde und die Verbrauchsgruppe zwischen 6.000 und 10.000 kWh pro Jahr ab 2025 wie gesetzlich festgeschrieben und geplant in den Pflichtrollout kommen soll. Natürlich hoffen wir nach dem Bruch der Ampel-Koalition, dass die Novellierung trotzdem kommt. Dies wäre aber auch aus einem anderen Grund wichtig, nämlich im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des Rollouts für die Messstellenbetreiber. Alles andere würde wieder ein weiteres Abwarten und damit Verzögerungen bewirken.

Wir sehen daher die Anpassung der Preisobergrenzen für die Ausstattung von Messstellen mit intelligenten Messsystemen und Steuerungseinrichtungen positiv. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit des Rollouts für die Messstellenbetreiber und macht ihn insgesamt attraktiver. Daher brauchen wir die MsbG-Novellierung zeitnah!

Planbarkeit und Verlässlichkeit beim Smart Meter Rollout gefordert

e.b.: Was müsste jetzt passieren, damit der Smart Meter Rollout losrollen kann?
Anke Hüneburg: Letztlich geht es immer wieder um Themen wie Verlässlichkeit und Planbarkeit. Wir wollen den Durchbruch bei der Digitalisierung in den Netzen. Die Potenziale, die sich hier durch zusätzliche Flexibilitäten erschließen lassen, liegen auf der Hand. Wenn man nun bei der oben angeführten Gruppe nur auf Kundenwunsch intelligente Messsysteme installieren könnte, würde man sicherlich einiges an Potenzial liegen lassen. So gäbe es einfach zu viele Unsicherheiten auf allen Seiten. Die Hersteller sind bereit, die erforderlichen Stückzahlen der Geräte zu produzieren und können loslegen. Wir brauchen aber durchschnittlich zwei Millionen Installationen pro Jahr. Das erreichen wir allerdings weder aktuell und – wahrscheinlich – auch im nächsten Jahr nicht. Dieses Volumen wäre jedoch nötig, um die Zielsetzung bis 2032 zu erreichen.

Aktuell bewegen uns drei große Wünsche. Erstens: Der flächendeckende Rollout intelligenter Messsysteme muss nicht nur endlich starten, sondern auch konsequent verfolgt werden. Denn Verzögerungen hatten wir schon zur Genüge. Die heute verfügbaren iMSys bilden dabei die technische Grundlage für die weiteren Schritte. Dazu gehört die Umsetzung der Steuerbarkeit, die 2025 ansteht. Dabei geht es um den Einsatz von §14a- oder §14c-Anlagen.

Zweitens müssen Anreize für netzdienliches und marktdienliches Verhalten auf der Endkundenseite gesetzt werden. Ab 2025 sind die dynamischen Stromtarife verpflichtend. Das ist gut. Sie müssen aber auch entsprechend vermarktet werden. Der Wechsel muss so einfach wie möglich gestaltet und nicht finanziell noch zusätzlich belastet werden.

Und drittens haben wir bei der Festsetzung der Rahmenbedingungen viel erreicht. Sie bieten viel mehr Stabilität als bisher und müssen jetzt umgesetzt werden. Bei der Weiterentwicklung der Regulatorik setzen wir auf pragmatische und bedarfsgerechte Maßnahmen, die für alle Beteiligten klare Planbarkeit schaffen.

e.b.:Was sagen Sie zum vorzeitigen Ende der Ampelkoalition?
Anke Hüneburg: Politische Unsicherheit können wir uns insbesondere beim Thema Smart Meter Rollout nicht leisten. Die Unternehmen der Energietechnik brauchen Planungssicherheit. Außerdem benötigen sie dringend Entlastung: Abbau unnötiger Bürokratie, Senkung des Strompreises auf ein wettbewerbsfähiges Niveau und endlich angebotsorientierte Rahmenbedingungen. Solche Entscheidungen erfordern eine handlungsfähige und stabile Bundesregierung, die auch wirtschaftlich auf die neue EU-Kommission und das neue EU-Parlament einwirken kann. Deshalb fordern wir Neuwahlen zum frühestmöglichen Zeitpunkt.

e.b: Anke Hüneburg vielen Dank für das Gespräch.

 

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