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„CLS-Kanal oder LMN-Anbindung – das ist eine reine Geschmacksfrage“

LMN-Anbindung oder CLS-Kanal.
"LMN-Anbindung, CLS-Kanal: Der eine mag lieber mehr Salz, der andere mehr Pfeffer im Gericht", sagt Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH metering. Die Metering Days am 20. und 21. November in Fulda werden sich wieder rund um den Smart Meter Rollout drehen. (Bilder: © EMH metering)

„Wir sehen drei große Trends beim Steuern“

Was ist der Unterschied zwischen LMN-Anbindung und CLS-Kanal? Was hat es mit dem intelligenten RLM-Zähler  sowie dem digitalen Netzanschlusspunkt auf sich und wozu braucht man den Tarifanwendungsfall 5? energie.blog hat mit Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH metering, darüber gesprochen, wie er das Ampel-Aus, den Kabinettsentwurf und die Entwicklungen beim Smart Meter Rollout bewertet. Besucher der Metering Days in Fulda dürfen sich am 20. und 21. November über Live-Demonstrationen der beiden unterschiedlichen Anbindungen freuen.

e.b.: Herr Heuell, fangen wir erst mal mit den Basics an: Für normale Haushaltszähler gibt es bereits intelligente Messysteme, für den RLM-Zähler, also die Industriezähler, jedoch nicht, warum ist das so?
Peter Heuell: RLM-Zähler haben eine durchaus höhere Komplexität, sie sind für viel höhere Energiemengen gedacht und auch an viel mehr Schnittstellen angeschlossen. Sie sind in gewisser Weise schon ein Smart Meter, weil sie schon fernauslesbar sind. Weil die Daten bei RLM-Kunden schon elektronisch übertragen werden, ist der Druck hier nicht so hoch gewesen, diese sofort mit intelligenten Messsystemen zu bestücken. Der Rollout bei den RLM-Zählern beginnt erst am 1. Januar 2028, bis dahin ist also auch noch Zeit.

e.b.: Man kann die RLM-Zähler beim neuen Messwesen allerdings über zwei verschiedene Wege anbinden, einmal über den CLS-Kanal und einmal über das Logical Metrological Network (LMN). Worin besteht denn der Unterschied zwischen den beiden?
Peter Heuell: Wie gesagt, wir haben heute schon fernauslesbare Zähler, und es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, diese ins intelligente Messystem zu migrieren. Die einen Kunden wollen ihre Daten lieber wie einen normalen RLM-Zähler auslesen und nur den sicheren Kanal dazu nutzen. Hier reicht die CLS-Anbindung. Andere wiederum wollen gerne die ganze Architekturwelt der neuen Welt einsetzen. Das heißt, ich kann die Tarifanwendungsfälle im Gateway nutzen. Und hier kommt die LMN-Anbindung ins Spiel. Das sind zwei unterschiedliche Philosophie-Ansätze, die Kunden entscheiden, was sie bevorzugen. Entweder man nutzt das Gateway mit seiner vollen Kraft und Schönheit mit LMN oder man setzt nur auf die sichere Übertragung per CLS-Kanal. Will man ähnliche Prozesse und eine ähnliche IT-Landschaft für RLM- und SLP-Kunden so würde ich LMN empfehlen. Beide Lösungen sind jedoch in Ordnung. Wir implementieren auch beide Arten der Anbindung.

„Entweder man nutzt das Gateway mit seiner vollen Kraft und Schönheit mit LMN oder man setzt nur auf die sichere Übertragung per CLS-Kanal.“

e.b.: Ich habe gehört LMN soll etwas komplizierter sein?
Peter Heuell: Nein, das ist nicht so. Es gab anfangs Zweifel am Markt, ob die Auslesung über LMN technisch realisierbar ist. Bei CLS war die Mehrheit der Branche zuversichtlicher. Für uns gab es diese Befürchtungen jedoch nie. Und auf den Metering Days zeigen wir, dass die LMN-Datenübertragung zum einen unproblematisch und zum anderen technisch möglich ist. Genauso zeigen wir aber auch live die CLS-Lösung. Das ist wirklich eine reine Geschmacksfrage, der eine mag lieber mehr Salz, der andere Pfeffer im Gericht.

Förderprojekt PISA

e.b.: Dazu gibt es auch ein Forschungs-Projekt?
Peter Heuell: Genau, in dem Förderprojekt PISA, das wir gemeinsam mit der Uni Biberach und der FH Dortmund umsetzen, haben wir beide Anbindungen realisiert und demonstriert. Das Ganze wird im Rahmen von DigENet II vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Der Fokus darin lag aber etwas stärker darauf, eine Auslesung über LMN-Zähler abzubilden, wie sie bei Haushaltzählern üblich ist. Hintergrund war, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, BSI, anfangs nur die LMN-Auslesung erlaubt hatte. Das hat sich im Laufe der Konsultationsprozesse geändert, so dass beide Verfahren im künftigen Schutzprofil zugelassen werden. Wir hatten aber von Anfang an vor, beide Lösungen bis zu einer Prototypenphase voranzutreiben. Und nach aktueller Lage werden wir jetzt beide zur Marktreife bringen.

e.b.: Was war denn Ziel des Projekts?
Peter Heuell: Wir wollten die Geräte auf eine höhere Performancestufe bringen, weil bei einer LMN-Anbindung die Auslesung im Sekundentakt geschieht. Auch ging es darum Redundanz aufzubauen, so dass zwei Kommunikationskanäle gleichzeitig zur Verfügung stehen und ich wechseln kann. Fällt zum Beispiel die Mobilfunkanbindung aus, kann man auf Ethernet springen.

Die DigENet-Projekte sind übrigens sehr wichtig, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Wir würden uns sehr wünschen, dass hier noch ein drittes Förderprojekt kommt, in dem man bewusst bestimmte Technologien und Lösungen vorantreibt, um sie dann hinterher als Standardlösung in das Schutzprofil (PP) und die technische Richtlinie (TR) zu übernehmen.

LMN-Anbindung oder CLS-Kanal? Beides funktioniert!

LMN-Anbindung oder CLS-Kanal? Beides funktioniert!

e.b.: Sie bieten auch einen intelligenten RLM-Zähler an, inwiefern unterscheidet er sich vom RLM-Zähler?
Peter Heuell: Der intelligente RLM-Zähler ist ein konventioneller RLM-Zähler, der auch an ein Smart-Meter-Gateway angeschlossen werden kann. Im Gegensatz zu einem intelligenten Messsystem mit einem Basiszähler, bei dem die Abrechnungswerte im Smart-Meter-Gateway gebildet werden, werden beim intelligenten RLM-Zähler die Abrechnungswerte im Zähler gebildet und über das Smart-Meter-Gateway lediglich übertragen. Das wünschen sich viele unserer Kunden. Ein Zähler wird dreiphasig versorgt, sprich, fällt eine Phase aus, misst er die Energie immer noch richtig. Das Gateway wird aber nur durch eine Phase versorgt. Sprich, fällt die aus, misst der Zähler zwar weiter, aber das Gateway eben nicht. Deswegen ist es eine der Anforderungen, man möchte gerne die Daten aus dem Zähler haben und das ist mit unserer Lösung möglich.

Unser intelligenter RLM-Zähler erfasst die Lastgänge. Diese werden dann entweder über CLS ausgelesen, oder über LMN an das Smart-Meter-Gateway übertragen und dort gespiegelt hinterlegt. Die ursprüngliche Quelle stammt also aus dem Zähler und nicht mehr aus dem Gateway. Wir erwarten zum 13. Dezember hierzu das neue Schutzprofil 2.0. An dem Tag soll es durch den Gateway-Standardisierungsausschuss der Bundesregierung gehen.

Tarifanwendungsfall 5 und digitaler Netzanschlusspunkt

e.b.: Sie sind ja ein großer Verfechter des Tarifanwendungsfalls, kurz TAF, 5. Wozu braucht man diesen nochmals?
Peter Heuell: Der große Wert des TAF 5, also des ereignisvariablen Tarifs, ergibt sich vor allem, wenn der Kunde ein nachgelagertes Energiemanagementsystem im Einsatz hat. Durch den TAF 5 habe ich die Preisinformationen direkt im Haus beim Verbraucher. Erst dann kann eigentlich das Energiemanagementsystem wissen, wann es welche Energieflüsse steuern soll, damit seine Fahrweise für den Kunden preisoptimal ist. Wenn es nur um die Abrechnung geht, brauche ich die Werte nicht beim Kunden, das kann ich auch im Backendsystem machen. Aber in Verbindung mit einem Energiemanagementsystem wird ein Schuh draus. Und das Interesse am TAF 5 ist groß, weil wir uns alle einig sind, dass die Zukunft des Energiemanagements der digitale Netzanschlusspunkt ist.

e.b.: Was hat es denn mit dem digitalen Netzanschlusspunkt auf sich?
Peter Heuell: Der digitale Netzanschlusspunkt ist die zentrale Schnittstelle zwischen Gebäude bzw. Prosumer und Energienetz. Steuerungseingriffe der Netzbetreiber gehen dann nicht mehr auf einzelne Anlagen hinter dem Netzanschluss, sondern auf den Netzanschlusspunkt selber. Der Endkunde entscheidet zum Beispiel über ein Energiemanagementsystem, wie und mit welcher Anlage hinter dem Netzanschluss die Vorgaben umgesetzt werden. Technisch realisiert wird der digitale Netzanschlusspunkt durch das Smart-Meter-Gateway. Der massenhafte Ausbau von Erneuerbaren-Anlagen, Wärmepumpen und Wallboxen ist ja das Nadelöhr für die Energiewende.

„Wir sind nicht unzufrieden mit dem Jahr 2024 – und es ist noch nicht zu Ende“

e.b.: Apropos, wie läuft es denn aktuell mit dem Rollout?
Peter Heuell: Noch gibt es ja keinen verpflichtenden Rollout, sondern den agilen. Der läuft und es werden intelligente Messsysteme eingebaut. Jetzt zum Jahresende sehen wir einen starken Anstieg der Bestellungen, weil sich die Messstellenbetreiber auf den 1. Januar vorbereiten, wenn der Rollout verpflichtend wird. Wir sind also nicht unzufrieden mit dem Jahr 2024 – und es ist noch nicht zu Ende.

e.b.: Thema Steuern, wie bewerten Sie das?
Peter Heuell: Bei EMH metering ist das selbstverständlich ein großes Thema. Es gibt für uns drei große Trends: das direkte Steuern mit Hilfe von FNN-Steuerboxen, das Steuern des digitalen Netzanschlusspunktes mit Hilfe von Energiemanagementsystemen und das Steuern aus dem Smart-Meter-Gateway heraus. Kurzfristig setzen wir auf die FNN-Steuerbox.

Die Herausforderung liegt weniger in der Gerätetechnik, als in den IT-Backend-Systemen. Hinzu kommt die Frage: Wie komme ich vom Gerät des Messstellenbetreibers in die Kundenanlage hinein, wie schließen wir die Steuerbox an die Wallbox oder Wärmepumpe an? Das funktioniert aktuell über Relais oder über EEBUS-Lösungen.

Kabinettsbeschluss EnWG

e.b.: In letzter Zeit haben sich ja die Ereignisse überschlagen, es gab den Referentenentwurf zum Energiewirtschaftsgesetz, dann kam das Aus der Ampel-Koalition und inzwischen hat der Referentenentwurf mit einigen Änderungen das Kabinett passiert. Wie finden Sie die aktuelle Novelle?
Peter Heuell: Das war wirklich ein guter Tag und kam ziemlich überraschend. Denn die meisten haben wohl nicht mehr damit gerechnet, dass es nach dem Aus der Ampel noch einen Kabinettsentwurf geben wird. Wir begrüßen sehr, dass die Einbaugrenze beim Schwellenwert 6.000 kWh Jahresverbrauch bleibt. Damit wird eine breite Digitalisierung sichergestellt und auch ein guter Weg hin zum Steuerungsrollout geebnet. Auch die Klärung der Preisobergrenzen ist ein wichtiger Schritt. Die Erhöhung macht den Rollout wirtschaftlicher – gleichwohl ist es jetzt besonders wichtig, den Verbraucherinnen und Verbrauchern den Nutzen eines intelligenten Messsystems zu vermitteln und attraktive Angebote anzubieten, damit das Interesse in der Bevölkerung nicht verloren geht. Insgesamt wurden im Entwurf viele Anregungen aus der Branche angenommen. Das Wichtigste ist jetzt aber, dass das Gesetz im Bundestag verabschiedet wird. Unabhängig davon, ob und wann das Gesetz vom Bundestag verabschiedet wird, haben wir einen Rolloutstart zum 1. Januar 2025.

 

 

 

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Terminhinweis: EMH metering-Geschäftsführer Dr. Peter Heuell wird auf den metering days am 20. November um 16:15 Uhr den LMN-Demonstrator in seinem Vortrag „Intelligente Messsysteme für neue Anwendungsfälle“ vorstellen

Über die EMH metering GmbH & Co. KG

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