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„Wir treiben aktuell die Digitalisierung des Niederspannungsnetzes voran“

n der Niederspannung haben die Stadtwerke Frankenthal 41.000 Haushalte, die sie über 251 Ortsnetzstationen in einem vermaschten Netz versorgen. Die Digitalisierung des Niederspannungsnetzes ist daher ein wichtiges Projekt.
In der Niederspannung haben die Stadtwerke Frankenthal 41.000 Haushalte, die sie über 251 Ortsnetzstationen in einem vermaschten Netz versorgen. Die Digitalisierung des Niederspannungsnetzes ist daher ein wichtiges Projekt. (Bilder © Stadtwerke Frankenthal und SMIGHT)

„Dieses Bauchgefühl mit echten Daten vergleichen zu können, schafft Sicherheit und fördert auch die Akzeptanz der Maßnahme“

Zwei Perspektiven, ein gemeinsamer Weg: Die Stadtwerke Frankenthal digitalisieren konsequent ihr Niederspannungsnetz mit SMIGHT: Andreas Gabriel, Bereichsleiter Technik bei der Stadtwerke Frankenthal GmbH, und Robin Rudat, Geschäftsführer der SMIGHT GmbH, sprechen im Interview mit energie.blog über den Wandel vom reaktiven zum proaktiven Netzmanagement. Gemeinsam setzen sie auf belastbare Daten als Basis für intelligente Infrastrukturentscheidungen – etwa bei der Planung neuer Umspannwerke, der automatisierten Bearbeitung von Netzanschlussanfragen oder dem Aufbau eines digitalen Zwillings. Wie kritisch einzelne Netzbereiche sind, zeigen oft erst die Daten. Beim Monitoring gab es zudem einige Überraschungen. Der Nutzen: mehr Sicherheit, bessere Planung und ein tieferes Verständnis für die Dynamik im Verteilnetz.

Digitalisierung des Niederspannungsnetzes

e.b: Herr Gabriel, Frankenthal erlebt aktuell eine Transformation hin zum digitalen, modernen Stadtwerk. Können Sie dazu etwas sagen?
Andreas Gabriel: Wir haben eine klare Agenda, was das Thema Digitalisierung betrifft. Neben vielen Digitalisierungsmaßnahmen innerhalb und außerhalb des Unternehmens – wie der Einführung von Sharepoint und Nutzung von Microsoft Teams, unserer eigenen App, mit der neben vielen anderen nützlichen Diensten das komplette Vertrags- und Zählerwesen digital abgewickelt werden kann und einer KI-Projektgruppe, legen wir vor allem großen Wert auf die Digitalisierung unserer Netze. Dazu gehört beispielsweise eine sehr moderne Netzleitwarte für Strom, Gas und Wasser. Aber wir haben auch bereits vor 40 Jahren damit begonnen, das gesamte Infrastrukturnetz in ein Geoinformationssystem (GIS) zu überführen, um die Netze digital vorzuhalten. In den letzten Monaten allerdings haben wir den Fokus auf die Digitalisierung des Niederspannungsnetzes mit der SMIGHT-Lösung gelegt und vorangetrieben.

Robin Rudat: Wir freuen uns sehr, die Stadtwerke Frankenthal konkret bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass für eine konsequente Ausrichtung auf Digitalisierung viele verschiedene Projekte notwendig sind. Und doch haben alle einzelnen Digitalprojekte eines gemeinsam: eine solide Datenbasis. Sie ist das A und O für den Erfolg. Für die Stromnetze bedeutet das ganz konkret, dass Stammdaten über Betriebsmittel sauber und digital vorliegen und Messdaten großflächig erhoben werden.

Die größten Herausforderungen in der Niederspannung

e.b: Wo sehen Sie gerade die größten Herausforderungen im Niederspannungsnetz?

Andreas Gabriel: Wir versorgen durch zwei große Umspannwerke rund 80.000 Menschen und die Industrie mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. In der Niederspannung sind das 41.000 Haushalte, die wir über 251 Ortsnetzstationen in einem vermaschten Netz versorgen. Die Ausgangsbasis ist gut, denn wir hatten immer ein sehr stabiles Netz. In den letzten Jahren haben wir durch den Zubau von PV und Wärmepumpen festgestellt, dass wir in gewissen Stadtgebieten an unsere Grenzen stoßen, was die Lasten betrifft. Daher sind zwei weitere Umspannwerke in Planung. Wir erhalten mittlerweile eine Vielzahl von Netzanschlussanfragen und müssen schauen, dass wir diese intern bearbeitet und (teil-)automatisiert bekommen. Es zeigt sich aber auch, dass an der ein oder anderen Stelle dadurch Engpasssituationen entstehen können und wir individuelle Lösungen finden müssen

Vor diesem Hintergrund haben wir verschiedene Digitalisierungsprojekte innerhalb des ganzen Unternehmens gestartet.

Robin Rudat: Das ist eine enorme Welle an neuen Anlagen, die auf die Verteilnetze zurollt. Viele unserer Kunden berichten uns, dass es ohne Digitalisierung personell einfach nicht mehr zu stemmen ist, dieser Flut Herr zu werden. Es ist ja auch nicht damit getan, die Anlagen im Netz anzuschließen. Die Dynamik der Netznutzung verändert sich in betroffenen Netzbereichen radikal. Auch wenn die Netze bei vielen Betreibern sehr gut ausgebaut sind, sehen wir, dass insbesondere PV-Anlagen durch ihre Einspeisung lokale Engpässe erzeugen können. Wo zum Beispiel früher eine Werkshalle hauptsächlich Last verursacht hat, wird diese jetzt über Erzeugung einer Dachanlage unter der Woche größtenteils ausgeglichen. Am Wochenende stehen dann die Maschinen still, aber die Sonne scheint weiter und erzeugt eine Rückspeisung.

Überraschungen haben wir auch erlebt. An der einen Stelle konnten wir genau sehen, wie ein größerer Restaurantbetrieb die Fritteusen in den Abendstunden startet oder ein großer Hof mehr PV-Strom einspeist als gedacht. Es hat uns ausdrücklich bestätigt, dass dieses Projekt und auch der Zeitpunkt genau richtig sind.

e.b: Wie gehen Sie mit den gewonnenen Daten aus der Niederspannung um. Was sind Ihre Erkenntnisse?

Andreas Gabriel: Sie geben uns erst einmal ein richtig gutes Gefühl. Die Ergebnisse der Daten waren aufschlussreich für uns. Wir haben die Messpunkte genau dort gesetzt, wo wir kritische Stellen vermutet hatten . Doch WIE kritisch die einzelnen Netzbereiche sind, das zeigen uns erst die Daten. Überraschungen haben wir auch erlebt. An der einen Stelle konnten wir genau sehen, wie ein größerer Restaurantbetrieb die Fritteusen in den Abendstunden startet oder ein großer Hof mehr PV-Strom einspeist als gedacht. Es hat uns ausdrücklich bestätigt, dass dieses Projekt und auch der Zeitpunkt genau richtig sind.

Robin Rudat: Aus unserer Sicht war das Vorgehen der Stadtwerke Frankenthal hier goldrichtig. In der Betriebsmannschaft ist oft ein gutes Gespür für den Zustand der Anlagen und deren Auslastung vorhanden. Dieses Bauchgefühl mit echten Daten vergleichen zu können, schafft Sicherheit und fördert auch die Akzeptanz der Maßnahme. Digitalisierung ist dann erfolgreich, wenn die Kollegen und Kolleginnen, die täglich am Netz arbeiten, direkten Zugang und Mehrwerte von z.B. Messdaten haben.

Vom reaktiven zum proaktiven Handeln

e.b: Es passiert aktuell viel im Markt. Die Gesetzeslage beginnt zu greifen und die Unternehmen selbst erleben einen Digitalisierungswandel. Wie nehmen Sie diese Veränderung wahr?

Andreas Gabriel: Wir erleben aktuell einen starken Wandel vom reaktiven in ein proaktives Handeln. Uns in Frankenthal ist es sehr wichtig, dass wir mit der Zeit gehen, nicht stehen bleiben und nicht an Altem festhalten, sondern immer schauen: Was können wir besser machen? Und dafür benötigen wir starke Partner wie SMIGHT, die kontinuierlich Systemverbesserungen und -Erweiterungen entwickeln und das System nicht nur funktioniert, sondern auch IT-seitig den Sicherheitsanforderungen im KRITIS-Bereich genügt. Von so einer Partnerschaft auf Augenhöhe können beide Parteien sehr gut voneinander profitieren.

Robin Rudat: Absolut. Um ein Beispiel zu nennen: Die Stadtwerke Frankenthal sind eine der ersten Kunden, die unseren Voltage Sensor zur dreiphasigen Spannungsmessung einsetzen. Uns war und ist es immer wichtig, dass unsere Kunden mit den Systemen genau das bekommen, was sie benötigen. Daher legen wir viel Wert auf Kundenfeedback – auch schon während der Entwicklung.

Aktuell nutzen wir die SMIGHT-Sensorik hauptsächlich im Netzbetrieb an kritischen Stellen im Netz, bei Problemen oder Verdachtsfällen. Stufenweise werden wir das aber weiter ausbauen. Nicht nur im Feld.

e.b: Wofür nutzen Sie SMIGHT?

Andreas Gabriel: Aktuell nutzen wir die SMIGHT-Sensorik hauptsächlich im Netzbetrieb an kritischen Stellen im Netz, bei Problemen oder Verdachtsfällen. Stufenweise werden wir das aber weiter ausbauen. Nicht nur im Feld: Dort planen wir im nächsten Jahr eine Ausstattungsquote von 50 % und den umfassenden Einsatz von SMIGHT-Technologie in allen 251 Ortsnetzstationen sowie ausgewählten Kabelverteilern in den nächsten 24-36 Monaten. Außerdem möchten wir in einem weiteren Schritt die SMIGHT-Daten mit unserer vorhandenen Netzberechnung abgleichen und planen die Umsetzung eines digitalen Zwillings als ein Abbild unseres Netzes für dynamische Netzberechnungsfälle.

Ebenfalls arbeiten wir darauf hin, dass wir zukünftig Netzanschlussanfragen systematisch bewerten und teilweise auch automatisiert abwickeln können. Unser klares Ziel ist es, manuelle Prozesse im Unternehmen zu verschlanken bzw. zu minimieren.

 

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Über die SMIGHT GmbH
Damit Verteilnetzbetreiber fit für Energiewende und E-Mobilität sind, macht SMIGHT das Verteilnetz im Retrofit intelligent. Mit Sitz in Karlsruhe und als Tochterunternehmen der EnBW AG hat SMIGHT passgenau für die Betriebsabläufe und Bestandsanlagen im Verteilnetz und mit viel Netz-Know-how SMIGHT Grid entwickelt. Die IoT-Lösung liefert mithilfe von patentierter Sensorik Echtzeitdaten und Analysen aus dem Verteilnetz und ermittelt den Effektivwert des Stroms, die jeweilige Flussrichtung sowie die Schienenspannung an Ortsnetzstationen und Verteilerschränken. Damit ermöglicht SMIGHT Grid einen zielgerichteten Netzausbau, erhöht die Versorgungssicherheit und schafft die Grundlage für den digitalen Netzbetrieb.

Kontakt SMIGHT GmbH
Eva Erler
Marketing & Kommunikation
E-Mail: e.erler@smight.com
Mobil: +49 1715474871