ESG-Berichterstattung: strategischer Hebel und zentrales Instrument in der ganzheitlichen Unternehmenssteuerung
Von:
Jasmin Werth,
Consultant Environment & Energy,
Lufthansa Industry Solutions
Stadtwerke stehen unter dem Druck, Nachhaltigkeitsvorgaben umzusetzen. Regulatorische Anforderungen, digitale Lösungen und Nachhaltigkeitsziele greifen dabei ineinander. Sie sollten deshalb Daten strategisch nutzen und in ihre Systeme integrieren.
Es ist also eine neue Geschäftsrealität entstanden, die von Unternehmen eine strategische Neuausrichtung erfordert. Ein Faktor ist dabei die gesetzliche Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Basis der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU. Für die Nachhaltigkeitsberichte gelten nachprüfbare Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, für die sich das Kürzel ESG (Environment, Social, Governance) etabliert hat.
Warum Stadtwerke jetzt handeln sollten
Losgelöst von einer gesetzlichen Pflicht im Kontext der CSRD und ob ein Stadtwerk davon zukünftig betroffen sein wird oder nicht, die ESG-Berichterstattung entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen strategischen Hebel und zentralen Instrument innerhalb der ganzheitlichen Unternehmenssteuerung.
Diese Faktoren verdeutlichen den Handlungsdruck:
- Finanzierungsrelevanz: Investoren und Kreditgeber bewerten zunehmend ESG-Kriterien. Eine belastbare ESG-Datenstrategie verbessert den Zugang zu Fördermitteln und Finanzierungsmöglichkeiten.
- Reputationswirkung: Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor. Wer glaubwürdig berichtet, stärkt das Vertrauen von Bürger:innen, Politik und Partnern.
- Effizienz- und Steuerungsgewinne: ESG-Daten schaffen die Grundlage für eine gezielte Steuerung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
Daten sind also nicht nur „Nice to have“, sondern ein wichtiges Mittel und Steuerungselement für kommunale Unternehmen, um die Anforderungen der Nachhaltigkeit zu erfüllen – losgelöst von jeglicher Regulatorik. Hierfür bedarf es einer robusten ESG-Datenstrategie. Diese definiert, wie Daten optimal gesammelt, gespeichert und analysiert werden, um geschäftlichen Mehrwert zu schaffen und fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
KPIs als Grundlage für Transparenz
Eine sinnvolle ESG-Datenstrategie legt unter anderem fest, welche KPIs (Key Performance Indicators) die Nachhaltigkeitsziele eines kommunalen Versorgers am besten transparent machen. So lassen sich aus den UN-Nachhaltigkeitszielen und ähnlichen Dokumenten insgesamt über 600 KPIs ableiten, die für die Geschäftstätigkeit von Stadtwerken relevant sein können.
Diese Daten zu erheben, zu analysieren, in die richtige Form zu bringen und langfristig zu speichern ist eine anspruchsvolle und ressourcenintensive Aufgabe, für die der Einsatz einer spezialisierten Software sinnvoll ist.
Die meisten Versorger besitzen bereits Lösungen, um beispielsweise Maschinen-, Prozess- und Verbrauchsdaten direkt auszulesen. Weitere Daten finden sich zum Beispiel in einer Software für das Energiemanagement. Besonders nützlich für Stadtwerke sind Verfahren wie Wesentlichkeitsanalysen, Fit-Gap-Analysen oder die Berechnung des Corporate Carbon Footprints (CCF). Doch wie in vielen anderen Fällen hilft es nicht, einfach eine Software zu installieren, um die Hürde ESG-Berichterstattung zu meistern.
Strukturierte Umsetzung der ESG-Projekte
ESG-Projekte erfordern eine gründliche Planung. Langfristig erhalten Stadtwerke dadurch individuelle, an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasste Prozesse. Ein typisches ESG-Projekt läuft in drei Schritten ab: von der Reifegradanalyse über die Definition relevanter KPIs und ESG-Zielbilder bis hin zur Integration in bestehende IT-Systeme und Reporting-Strukturen.
- Bestimmung des aktuellen Reifegrads: Hier wird analysiert, wie weit das Unternehmen bei Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung und Governance bereits ist. Das ESG-Reifegradmodell unterscheidet dabei mehrere Stufen – von der Erfüllung regulatorischer Mindestanforderungen bis hin zur vollständigen Transformation des Geschäftsmodells.
- Definition der ESG-KPIs und -Zielbilder: Die Auswahl der KPIs orientiert sich an Nachhaltigkeitsthemen, die gemeinsam mit Stakeholdern in einer Wesentlichkeitsanalyse ermittelt wurden. Zielbilder beschreiben, welche Verbesserungen das Unternehmen in welchem Zeitraum erreichen möchte – etwa eine CO₂-Reduktion oder die Nutzung erneuerbarer Energien.
- Integration in IT-Systeme und Reporting-Prozesse: Die Unternehmen sollten die manuelle Erfassung möglichst schnell durch moderne ESG-Reporting-Lösungen ersetzen. Sie ermöglichen die automatisierte Erfassung, Berechnung und Visualisierung der Kennzahlen und erleichtern die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben in Audits.
ESG als Teil der Unternehmenssteuerung
Der Aufbau einer belastbaren ESG-Strategie sollte für Stadtwerke kein einmaliger Kraftakt bleiben, sondern einen kontinuierlichen Veränderungsprozess starten. Die damit verbundene Arbeit an Datenqualität, IT-Integration und strategischer Ausrichtung ist anspruchsvoll, schafft aber zugleich klare Strukturen für eine zukunftsfähige Unternehmensführung.
ESG bleibt dadurch nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern wird zu einem Element der Steuerung und Weiterentwicklung kommunaler Unternehmen. Der Weg zur nachhaltigen Transformation ist kein Selbstläufer, doch er lässt sich mit einer durchdachten Datenstrategie und der schrittweisen Integration in bestehende Systeme erfolgreich gestalten.
Umsetzung von ESG-Datenstrategie und Data Governance
Mit der Lufthansa Industry Solutions begleiten wir Stadtwerke und kommunale Versorger ganzheitlich bei der Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen ESG-Datenstrategie. Mit einem tiefen Branchenverständnis und fundierter IT- und Datenexpertise schaffen interdisziplinäre Teams aus Nachhaltigkeitsberater:innen, Data Engineers, IT-Architekt:innen und Governance-Spezialist:innen die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für belastbare ESG-Datenprozesse.
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