Aktuelle Herausforderungen im Messwesen
Die Agentur für Messwertqualität und Innovation (a:m+i) hat erneut ihre spartenübergreifende Prüfstellentagung veranstaltet, die Fachleute aus Elektrizität, Gas, Wasser und Wärme zusammenbringt. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Prüfstellen, Versorgungsunternehmen, Herstellern und Behörden diskutierten intensiv über aktuelle Entwicklungen im Messwesen. Die Veranstaltung zeigte einmal mehr, wie praxisnah und interdisziplinär die Branche heute arbeitet – und das Feedback war durchweg positiv.
DC-Ladestationen: Prüfungen bei großen Leistungen
Karsten Schröder (EMH Energie-Messtechnik) eröffnete die Tagung mit einem Blick auf E-Mobilität und DC-Ladesäulen. Er erklärte, welche Prüf- und Eichaufgaben auf Prüfstellen zukommen, wie rechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden und welche speziellen Anforderungen bei großen Ladeleistungen bestehen. Anhand von Beispielen zeigte er, wie Kalibrierlabore nach ISO 17025 solche Messungen zuverlässig durchführen.
Moderner Messstellenbetrieb und CLS-Management
Olaf Abbing, Frank Stefanski und Tobias Heyser (Stadtwerke Bochum) stellten die Ausrichtung des modernen Messstellenbetriebs vor. Sie erläuterten die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Herausforderungen für Messstellenbetreiber und das CLS-Management. Das CLS-Projekt der Stadtwerke Bochum startete im September 2024, erste Meilensteine sind erreicht, und der produktive Steuerungsrollout ist für September 2026 geplant. Auch Kommunikationslösungen für Gas, Wärme und Wasser – inklusive Datenschutz- und Sicherheitsaspekte – wurden präsentiert, speziell solche, die ohne Smart-Meter-Gateway auskommen.
Vom Mess- zum Steuerungsrollout
Tina Hadler (Metrify- Smart Metering) zeigte, wie sich ein interner Messstellenbetrieb bis hin zum eigenständigen und erfolgreichen wettbewerblichem Messtellenbetreiber entwickeln kann. Für 2025 plant Metrify bis zu 90.000 intelligente Messsysteme zu installieren. Hadler erläuterte die Komplexität des Betriebs an Netzanschlusspunkten, die Wertschöpfungskette eines idealen Messstellenbetreibers und die Herausforderungen der Marktkommunikation, etwa durch steigende Stammdatenänderungen und Abweichungen im Rahmen der Marktkommunikation. Zudem präsentierte sie erste Erfahrungen beim Übergang zum Steuerungsrollout, insbesondere bei der Nutzung der Tarifanwendungsfälle TAF 9 und TAF 10.
Steuerung über intelligente Messsysteme
Janosch Wagner (Power Plus Communication AG) erklärte, wie Steuerungen über intelligente Messsysteme funktionieren. Drei Varianten stehen zur Verfügung: Direkt über das Smart Meter Gateway (Smart Meter Gateway „Plus“) – mit CLS-Adapter – oder über eine voll interoperable Steuerbox. Wagner betonte: Für den Hochlauf des Rollouts sind alle drei Varianten erforderlich, das Ziel sei eine digitale, standardisierte Schnittstelle, z. B. über den EEBUS. Sein Fazit: Die Technik ist verfügbar – die Umsetzung muss jetzt erfolgen.
Eichstellen im Wandel der Zeit
Markus Flatt (Eichstelle 06, EWZ Zürich) gab einen Einblick in die Arbeit einer modernen Eichstelle in der Schweiz. Mit einem Zählerpark von über 300.000 Elektrizitätszählern führt die Eichstelle gesetzliche Aufgaben wie Erst- und Nacheichungen, Stichprobenprüfungen und Befundprüfungen durch. Gleichzeitig fungiert sie als interne Prüfstelle des Energieversorgers EWZ mit Genehmigung der METAS, in der Qualitätsprüfungen, Anwenderannahmeprüfungen und Kommunikationstests stattfinden. Für die deutschen Teilnehmer war besonders interessant, wie hoheitliche Aufgaben und interne Qualitätskontrollen kombiniert werden.
Unabhängigkeit bei funkenden Messgeräten aller Energiearten
Michael Rubenbauer und Ralf Sander (Baehren.i.o GmbH) zeigten, wie herstellerübergreifende Datenerfassung von funkenden Messgeräten umgesetzt wird. Über 1,6 Millionen Zähler- und Sensordaten werden bereits gemanagt. Die Herausforderung: verschiedene Hersteller, Funkprotokolle und gesetzliche Vorgaben. Ziel ist es, die Daten mit möglichst geringem Aufwand in ERP- und Abrechnungssysteme zu überführen. Die Lösung: eine Cloud-Plattform, die live den Teilnehmern demonstriert wurde.
Moderne Messeinrichtungen: Basis des Rollouts
Christoph Bujak (EBZ GmbH Bielefeld) betonte: „Die moderne Messeinrichtung ist und bleibt die Basis des Rollouts.“ Er präsentierte moderne Messgeräte „Made in Germany“, darunter Varianten mit integrierten Funklösungen, und erläuterte den Rollout-Status, Unterschiede zwischen Pflichtrollout moderner Messeinrichtungen und intelligenter Messsysteme sowie die technischen und wirtschaftlichen Aspekte zeigte er in seinem Vortrag auf. Anschaulich wurden die Unterschiede von einer mME zu einem FNN-Basiszähler dargestellt.
Funktechnik für rohgebundene Medien
May Schroth und Jürgen Frech (Netze BW GmbH) eröffneten ihren Vortrag mit einem Zitat von Jules Verne: „Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch den elektrischen Strom zerlegt worden ist.“ Sie zeigten in ihrem Vortrag die Herausforderungen bei rohgebundenen Medien (z. B. Wasser- oder Fernwärmenetze) und stellten verschiedene Funktechnologien mit Bewertungskriterien vor. Über Mentimeter wurden die Teilnehmer aktiv einbezogen. Zudem wurden OMS-Spezifikationen und ein Test-Tool der Netze BW erläutert.
Fazit: Technologien ändern sich schneller als die Metrologie und statische bzw. modulare Zähler bieten Vorteile für Planung und Betrieb.
Fazit der Tagung
Die Prüfstellentagung 2025 hat gezeigt, dass das Messwesen weit über die reine Verbrauchserfassung hinausgeht. Es ist Schlüssel für digitale Steuerung, Interoperabilität und die Energieversorgung der Zukunft.
Digitalisierung und Interoperabilität: Die Technik ist vorhanden; jetzt muss die Steuerung flächendeckend umgesetzt werden.
Neue Prüfanforderungen: DC-Ladestationen, komplexe Stammdatenprozesse und funkende Geräte erfordern neue Prüf- und Eichmethoden.
Rolle der Prüfstellen: Von den klassischen hoheitlichen Aufgaben hin zu Qualitäts- und Prozessmanagern.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht und es wurde intensiv diskutiert. Das Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv. Mit Spannung erwartet die Branche nun die einmalig in Deutschland stattfindende spartenübergreifende Prüfstellentagung 2026
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Agentur für Messwertqualität und Innovation e.V. (a:m+i)
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