Leuchtturmprojekt für die Energiewirtschaft
Ihre Netzgebiete liegen Hunderte Kilometer voneinander entfernt – und doch machen Harz Energie Netz, OsthessenNetz und WEMAG Netz bei einer wichtigen Investition gemeinsame Sache: Die drei Netzbetreiber stecken ihre gebündelte Expertise in ein Vorzeigeprojekt. Ziel ist es, vereint ein modernes Netzleitsystem zu beschaffen und es in Zukunft möglicherweise gemeinschaftlich zu betreiben. Das Projekt „Kooperation Leitsystem“ (KoopLeit) wird in der Branche mit großem Interesse verfolgt, wie Rückmeldungen an die Verantwortlichen zeigen.

Die Netzgesellschaften Wemag Netz, Harz Energie Netz und OsthessenNetz liegen Hunderte Kilometer voneinander entfernt – und doch entwickeln sie jetzt gemeinsam Pläne für ein Netzleitsystem. Grafik: RhönEnergie
Modernes, leistungsfähiges Mehrsparten-Netzleitsystem
Die drei Gesellschaften wollen ein modernes, leistungsfähiges Mehrsparten-Netzleitsystem implementieren, das den steigenden Anforderungen an Netzführung, Systemdienstleistungen und Versorgungssicherheit gerecht wird. Sie bündeln dafür ihre Expertise und setzen auf eine enge Zusammenarbeit: von der Systemauswahl über die Implementierung bis hin – möglicherweise – zur gemeinsamen Netzführung.

Thomas Murche ist Technischer Vorstand der WEMAG. Foto: WEMAG/ Marten Lange, SKRmedia
Das erste große Zwischenziel besteht darin, dass in Osterode, Fulda und Schwerin drei technisch identische Leitstellen entstehen. „Unsere Vision geht noch viel weiter, über die reine Kooperation hinaus. Wir möchten künftig auch anderen Netzbetreibern die Möglichkeit bieten, sich in unser Netzleitsystem zu integrieren und den Betrieb ihrer Leitstellen als Dienstleistung anzubieten. So schaffen wir nicht nur Synergien, sondern bieten auch einen echten Mehrwert für alle Beteiligten“, erklärt Thomas Murche, technischer Vorstand bei der WEMAG AG.
Vergabe an PSI Software SE
Jetzt haben die Netzbetreiber aus Osterode, Fulda und Schwerin einen wichtigen Meilenstein erreicht. Der Vergabeprozess für ein gemeinsames Netzleitsystem wurde erfolgreich abgeschlossen. Damit ist der Weg frei für die Umsetzung des zukunftsweisenden Kooperationsprojekts der drei Unternehmen aus der Thüga-Gruppe. Der Zuschlag des Konsortiums ging an die PSI Software SE. Das Unternehmen aus Berlin wird in den kommenden Projektphasen ein neues Leitsystem für die drei Häuser aufsetzen, das nicht nur heutigen, sondern auch zukünftigen Herausforderungen gewachsen sein soll.

Dirk Schaper ist Geschäftsführer der Geschäftsführer der Harz Energie Netz. Foto: Dietrich Kühne
Die Konzeptstudie hatte ein neunköpfiges Team aus den drei Unternehmen entwickelt – begleitet von einem externen Beratungsunternehmen. Sie spielten unterschiedliche Kooperationsszenarien durch und einigten sich dann darauf, das Design eines neuen Netzleitsystems und der Netzführung gemeinsam zu erarbeiten und vorerst getrennte, aber gleichartige Netzleitsysteme gemeinsam zu beschaffen. „Wir alle teilen die Vision, unsere Standorte zu einem späteren Zeitpunkt zu vernetzen und die Vorteile einer gemeinsamen Netzführung zu nutzen“, bekräftigt Dirk Schaper, Geschäftsführer der Harz Energie Netz.
Nächste Phase: Technische Umsetzung und Anpassung
Mit dem Abschluss der Vergabe beginnt nun die nächste Phase: die technische Umsetzung und Anpassung des Systems an die jeweiligen Anforderungen der Netzbetreiber. Die Entscheidung für PSI fiel nach einem intensiven Auswahlverfahren, das auf einer gemeinsamen Konzeptstudie und einer harmonisierten Netzführungsrichtlinie basierte. Diese Grundlagen ermöglichen es, trotz unterschiedlicher Netzstrukturen einheitliche Standards zu schaffen und Synergien zu nutzen. Die Inbetriebnahme des neuen Systems ist für das Jahr 2028 geplant.

Dr. Arnt Meyer ist Geschäftsführer der RhönEnergie Fulda, deren Tochter die OsthessenNetz ist. Foto: RhönEnergie
Dr. Arnt Meyer, Geschäftsführer der RhönEnergie Fulda, deren Tochter die OsthessenNetz ist, stellt die Bedeutung des Vorhabens für die Branche heraus: „Das Projekt ist ein Leuchtturm für die Zusammenarbeit in der Energiewirtschaft. Es zeigt, wie durch Kooperation Effizienz, Qualität und Resilienz gesteigert werden können. Eine langfristige Zusammenarbeit ist entschiedenes Ziel unserer Kooperation – weit über die gemeinsame Weiterentwicklung von Leitsystemkomponenten und Netzführungsprozessen hinaus.“
Über die WEMAG Netz GmbH
Die WEMAG Netz GmbH ist einer der größten deutschen Verteilnetzbetreiber mit über 8.000 km² Versorgungsfläche und mehr als 16.000 Kilometer Leitungen. Das Netzgebiet umfasst Westmecklenburg sowie Teile von Brandenburg und Niedersachsen. Das Unternehmen ist als Top-Arbeitgeber im Mittelstand (2023) ausgezeichnet. Hier arbeiten mehr als 350 Fachleute an einer zukunftsorientierten Energieinfrastruktur und der Integration erneuerbarer Energien. Die WEMAG Netz GmbH ist ein Tochterunternehmen der WEMAG AG, die sich seit Januar 2010 im Mehrheitsbesitz der Kommunen des Versorgungsgebietes befindet.
Über die Harz Energie Netz GmbH
Die Harz Energie Netz GmbH bewirtschaftet die Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmenetze in mehr als 100 Kommunen der Region Harz-, Harzvorland und Eichsfeld. 228 Mitarbeitende, darunter 23 Auszubildende, betreuen ein 11.000 Kilometer langes Netz. Als mehrfach ausgezeichneter TOP-Lokalversorger stehen Kundenorientierung und Versorgungssicherheit an erster Stelle. In den kommenden vier Jahren werden voraussichtlich 290 Mio. Euro in den Erhalt und Ausbau der Netze und Anlagen investiert. Die Harz Energie Netz GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Harz Energie GmbH & Co. KG.
Über die OsthessenNetz
Die OsthessenNetz GmbH unterhält in den drei osthessischen Landkreisen Fulda, Main-Kinzig und Hersfeld-Rotenburg sowie angrenzenden Teilen von Unterfranken und Westthüringen 6910 Kilometer Stromleitungen, 1175 Kilometer Gasleitungen und 864 Kilometer Trinkwasser-Leitungen. Die Versorgungssicherheit in ihrem Netzgebiet liegt weit über dem Bundesdurchschnitt. Die OsthessenNetz gehört zur RhönEnergie Gruppe, die mit einem Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro und knapp 1100 Mitarbeiter zu den 20 größten kommunalen Versorgern in Deutschland gehört. Bis 2029 plant die Gruppe Investitionen von fast 300 Millionen Euro, vorrangig in die Stromnetze und erneuerbare Energieanlagen.




