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Lieferengpässe bei Chips, steigende Preise und Rechtsunsicherheiten belasten den iMSys-Rollout

Lieferengpässe
Lieferengpässe, steigende Preise und Rechtsunsicherheiten waren auch bei der Abendveranstaltung der Meetering-Tagung immer wieder Gesprächsgegenstand – aber selbstredend nicht nur, wenn man auf einer Barkasse wie der Til Abicht bei leckenen Speisen und bestem Wetter eine Elbe- und Hafenrundfahrt genießen darf. (Bilder: Andreas Rauschenberg)

MeterPan-Kundentage „Meetering 2022“ vermitteln wichtige aktuelle Einblicke und Erkenntnisse

Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundentage „Meetering 2022“ der MeterPan GmbH erfuhren es in Hamburg live und aus erster Hand: Die weltweite Beschaffungskrise bei elektronischen Bauteilen und Rohmaterialien sowie die jüngsten Entwicklungen rund um den Russland-Ukraine-Krieg lassen auch die Digitalisierung der Energiewende nicht kalt. Gerade hat ihr Kernstück, der Rollout intelligenter Messsysteme, Fahrt aufgenommen und klingt die Corona-Pandemie ab, da stehen Gerätehersteller und Messstellenbetreiber vor neuen, bislang nicht gekannten Herausforderungen. Knappheit sowie Lieferengpässe bei Chips und anderen Bauteilen verzögern Herstellung und Auslieferung von Smart Meter Gateways und Messgeräten und lassen die Gerätepreise in die Höhe schnellen. Unabhängig davon warten die Marktteilnehmer auf weitere rechtliche Klarstellungen und die überfällige Markterklärung durch das BSI.

Lieferengpässe

Endlich wieder ein Live-Treffen!

Trotzdem traten Gäste und Gastgeber die Heimreise mit einem guten Gefühl an: Erstmals seit mehr als zwei Jahren hatte man sich wieder physisch getroffen und persönlich untereinander und mit den Experten ausgetauscht. Die Freude über dieses Erleben stand allen ins Gesicht geschrieben. MeterPan-Geschäftsführer Steffen Heudtlaß zog ein zufriedenes Fazit: „Unsere Kundentage Meetering 2022 waren die richtige Veranstaltung zur rechten Zeit. Ein so lebhafter, intensiver und fruchtbarer Austausch – mit unmittelbaren Kontaktmöglichkeiten, wechselnden Gesprächspartnern und Zwischenfragen in den Vorträgen und kommunikativer Abendveranstaltung – ist virtuell nicht ansatzweise möglich. Genau darin besteht auch eine Kernaufgabe für uns als Digitalisierungsdienstleister: nicht nur energiewirtschaftlichen Lösungen bereitzustellen, sondern auch eine Plattform für den direkten fachlichen Austausch anzubieten.

Stockende Lieferketten, galoppierende Preise

LieferengpässeMichael Keller (Bild), Key Account Manager bei der Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH, beschrieb die Auswirkungen dysfunktionaler globaler Lieferketten in vielen Bereichen: Bei elektronischen Komponenten hätten sich die Lieferzeiten teilweise deutlich auf über ein Jahr verlängert. Knappheitsbedingt seien die Rohstoffpreise gestiegen, am stärksten bei Kunststoffen und Kunststoffbauteilen, aber auch bei Kupfer. Und im Bereich der Halbleitertechnologien wären in den letzten zwei Jahren kräftige Preisanstiege zu beobachten gewesen. Corona-bedingt kämen massive Herausforderungen in der weltweiten Logistik hinzu. Ungeachtet dieser Entwicklungen habe Sagemcom weiterhin das Ziel fest im Blick „die den Umständen entsprechend bestmögliche Produktions- und Lieferfähigkeit zu gewährleisten“, so Keller. Er empfahl, bislang nicht abgerufene Forecast-Mengen bereits jetzt zu bestellen, um Lieferengpässe zu entschärfen. Weiterhin positiv sieht er Produkte der RLM-Zählerfernauslesung mittels LTE: hier könnten in diesem Jahr weiterhin recht zuverlässig relevante Gerätemengen der ZDUE-Modemserie bei bislang gleichbleibendem Preisniveau ausgeliefert werden.

Rechtliche Unsicherheiten

LieferengpässeVor diesem Hintergrund war besonders spannend, wie Jan-Hendrik vom Wege (Bild) von der Kanzlei Becker Büttner Held die aktuellen rechtlichen Baustellen analysieren würde. Die ursprünglich für Januar 2022 in Aussicht gestellte neue Marktverfügbarkeitserklärung lässt bekanntlich weiter auf sich warten. Es gebe keine verbindlichen Äußerungen des BSI, der BNetzA oder des BMWK zum weiteren Vorgehen oder Zeitplan, was große Unsicherheit im Markt erzeuge – zumal die Drei-Jahres-Frist weiterläuft und Lieferengpässe das Erreichen der 10-%-Rollout-Quote bis Februar 2023 gefährden.  Sinnvoll wäre, wenn das BSI durch eine neue Markterklärung für alle Marktteilnehmer einen neuen Fristenlauf in Gang setzt.

Rollout hinter ursprünglichem Zeitplan

Mit vielen interessanten neuen Informationen wartete Carsten Tessmer (Bild) auf, Senior Manager bei EY, der u.a. einige vorläufige Auswertungen vorstellte, die in das finale Barometer zur Digitalisierung der Energiewende (Veröffentlichung Ende Juni geplant) einfließen sollen: Die Ziele des 2016 in Kraft getretenen Messstellenbetriebsgesetzes für intelligente Messsysteme seien noch nicht erreicht worden. Erst 63 % der Unternehmen seien mit dem Rollout gestartet. Insbesondere kleine Unternehmen hinkten noch hinterher, und es bestehe die Gefahr „weißer Flecken“. Durch die Nutzung von Kooperationsnetzwerken – wie u.a. MeterPan – können auch kleinere Unternehmen von den Erfahrungen vieler aus der Branche profitieren. Die Bewertung gegenwärtiger Mehrwertservices falle sehr konservativ aus, doch ließen sich in der Praxis erste belastbare Lösungen erkennen. Die beschleunigte Energiewende werde zu einer starken Veränderung der ursprünglichen Annahmen führen und der Rollout von iMSys perspektivisch den Rollout moderner Messeinrichtungen übersteigen. Durch die Verfügbarkeit von intelligenter Messinfrastruktur werde auch das Serviceangebot wachsen. Carsten Tessmer appellierte am Ende an die grundzuständigen Messstellenbetreiber (gMSB), ihre Rolle im Zuge der Digitalisierung zu festigen. Als potenzieller Infrastruktur-Dienstleister steht der gMSB bei Energiemarktteilnehmern hoch im Kurs. Ebenso müssten sich gMSB konsequenter mit ihren Kostenstrukturen auseinandersetzen: „Nur wer seine Kostentreiber kennt, versteht und optimieren will, kann über die Wirtschaftlichkeit klagen.“

Vertriebe in turbulenten Zeiten

Tobias Frevel (Bild) von der Energieforen Leipzig GmbH teilte in Hamburg u.a. taufrisch erste Ergebnisse einer Studie unter Energievertrieben zu Status Quo und Energiepreisentwicklung. Durch Insolvenzen und Kündigungen anderer Energieversorger hätten fast die Hälfte aller Stromgrundversorger im letzten halben Jahr mindestens 2,5 % neue Kunden aufgenommen, 15 % sogar mehr als 5,0 %. Bei fast 13 % der Grundversorger sei der Arbeitspreis um mehr als 100 % gestiegen, 75 % hätten eine Steigerung des Arbeitspreises von über 10 % vermeldet. Über die Hälfte der EVU schätzten die Wahrscheinlichkeit für Zahlungsschwierigkeiten ihrer Kunden im kommenden halben Jahr für hoch bis sehr hoch ein. Knapp 85 % der befragten Grundversorger stuften die Wahrscheinlichkeit von Insolvenzen weiterer Energieversorger im nächsten halben Jahr als hoch bzw. sehr hoch ein. Ein Großteil aller befragten EVU betreibe aktuell keine Neukundenakquise. Der Anteil der kleinen und mittelgroßen EVU sei dabei deutlich größer als der großen EVU. Dass Kunden zukünftig auf den Faktor Versorgungssicherheit beim EVU achten, halten 71 % der Nicht-Grundversorger und 43 % der Grundversorger für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich.

Mit MaaS wird alles einfach

Dass Versorger, die sich beim Rollout intelligenter Messsysteme MeterPan anvertraut haben, auf das richtige Pferd setzen, illustrierte Georg Baumgardt (Bild) in seiner Vorstellung der > Metering as a Service (MaaS)-Plattform. „Wir bauen eine Plattform, die sämtliche regulierten und nicht regulierten Metering-Anwendungsfälle so einfach wie möglich zugänglich macht und unseren Kunden jederzeit Zugang zu ihren Daten und Prozessen gewährt“, sagte Baumgardt. Bei der weiteren Ausgestaltung der Plattform orientiere sich MeterPan am Stufenmodell zur Weiterentwicklung der Standards für die Digitalisierung der Energiewende von BSI und heutigem BMWK. In einer Live-Demonstration mehrerer praktischer Anwendungsfälle wurde deutlich, wie MaaS aussieht, dass die Plattform sich einfach bedienen lässt und heute schon einiges kann.

Weitere aufschlussreiche Vorträge
  • Nicolas Restrepo Lopez von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg berichtete über das norddeutsche Reallabor, das einer schnellen Dekarbonisierung mittels Sektorenkopplung und Wasserstoffeinsatz den Weg ebnen möchte.
  • Thorsten Kohlsdorf, Senior Sales Manager bei der PPC AG, berichtete über den aktuellen Stand des Rollouts intelligenter Messsysteme und stellte u.a. vor, wie sein Unternehmen mit Kommunikation und Kooperation potentiellen Lieferengpässen entgegenwirkt.
  • Thorsten Meyer von den Stadtwerken Norderstedt berichtete über den aktuellen Entwicklungsstand beim Aufbau der Elektromobilität in Norderstedt, wobei er das Management von Ladevorgängen und die Netzauslastung in den Mittelpunkt stellte.
  • Nico Schellmann und Marc-Oliver Gries, ebenfalls Stadtwerke Norderstedt, erläuterten, welche Herausforderungen die Wärmewende in Norderstedt mit sich bringt und wie sie umgesetzt werden soll.
„Jede Menge Know-how für die Energiewende“

MeterPan-Chef Steffen Heudtlaß (Bild) resümierend: „So herausfordernd der Rollout intelligenter Messsysteme und die Energiewende auch sein mögen – ich bin begeistert, mit wie viel Know-how und Expertise wir das Thema Digitalisierung und Dekarbonisierung angehen. Ich fände es merkwürdig, wenn wir in Deutschland das nicht schaffen würden. Der Hemmschuh beim Smart Metering war bisher der klemmende Euro, weil wir gesagt haben, es muss sofort ein Geschäft sein. Heute ist klar: der iMSys-Rollout ist eine Investition in das Smart-Grid-System, die uns alle fordert und die gesamte Volkswirtschaft belastet. Aber wir können es richtig gut machen und sehr wahrscheinlich besser als andere Länder in Europa.“

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