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„IoT ist in den Kernprozessen der Energiewirtschaft angekommen“

Mit der IoT Plattform Niotix lassen sich auch die regulatorischen Vorgaben der FFVAV und des § 14a EnWG umsetzen, erklären Christopher Rath (oben), CEO von DIGIMONDO, und Jonas Thiel, Head of Business Development (unten). (Bilder: © DIGIMONDO)

§14a EnWG kosteneffizient und ohne teure Zusatzsoftware umsetzen

Die Energiewirtschaft befindet sich inmitten einer digitalen Transformation, getrieben von regulatorischen Anforderungen, technologischen Innovationen und einem wachsenden Bedarf an Effizienz aufgrund des Fachkräftemangels. Christopher Rath, Geschäftsführer von DIGIMONDO, und Jonas Thiel, Head of Business Development bei der DIGIMONDO GmbH, erläutern im Interview mit energie.blog, wie ihr Unternehmen hilft, diese Herausforderungen zu bewältigen – insbesondere bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben wie der FFVAV und § 14a EnWG, aber auch in klassischen Bereichen wie Metering und Asset Management.

Regulierungsdruck als Treiber der Digitalisierung

e.b: DIGIMONDO ist für IoT-Lösungen bekannt. Nun bieten Sie auch Lösungen für § 14a EnWG und die FFVAV an. Wie sind diese regulatorischen Anforderungen in die Digitalisierung von Netzen eingebettet?
Christopher Rath: Der IT-Fachkräftemangel, die Energiewende und der damit verbundene Druck aus den resultierenden Regulierungen sind – positiv betrachtet – wesentliche Treiber der Digitalisierung in der Energiewirtschaft. Ein Beispiel aus der Praxis: Vorschriften wie § 14a EnWG und die FFVAV stellen klare Anforderungen an Netzbetreiber. Natürlich sind diese Vorgaben Herausforderungen, können aber auch Chancen bieten: Sie wirken als Katalysatoren, um die Digitalisierung der Energienetze voranzutreiben und langfristig von Effizienzgewinnen zu profitieren. Wenn Netzbetreiber jedoch vergangene Fehler wiederholen – etwa durch den Einsatz proprietärer Systeme – riskieren sie, diese Chance zu verpassen.

Jonas Thiel: Genau. FFVAV und § 14a EnWG sind momentan die wesentlichen Hintergründe für entsprechende Projektanfragen von interessierten Netzbetreibern, aber auch bei Bestandskunden. In unseren Projekten versuchen wir jedoch immer, nicht nur die bloße Erfüllung gesetzlicher Vorschriften sicher zu stellen, sondern auch eine Basis für zukünftige Herausforderungen zu schaffen.

Was diese zwei Beispiel, aus komplett unterschiedlichen Sparten vereint, ist die Tatsache, dass Daten ein zentraler und notwendiger Lösungsbestandteil sind und bleiben werden. Ohne eine Strategie, wie ein Netzbetreiber Daten erhebt, speichert, kontextualisiert und in seine bestehenden Fachsysteme integriert, wird es zunehmend schwieriger und teurer, die aktuellen, aber auch zukünftigen Herausforderungen zu meistern.

e.b Sie haben bereits ein Pilotprojekt zum §14a EnWG laufen. Was genau wurde dabei umgesetzt?
Christopher Rath: Gemeinsam mit envelio und Enervie Vernetzt ist es uns gelungen, die Anforderungen des § 14a EnWG durch eine End-to-End-Lösung erfolgreich umzusetzen – allein durch die nahtlose Integration und den Aufbau effizienter Schnittstellen zwischen den Bestandssystemen.

Dabei werden die Echtzeitdaten aus den angebundenen Betriebsmitteln in unserer IoT-Plattform niotix gebündelt, kontextualisiert und an die Intelligent Grid Plattform von envelio weitergegeben, wo sie anschließend für die Netzberechnung genutzt werden, um die aktuelle Netzsituation darzustellen. Auf dieser Basis können bevorstehende oder tatsächliche Engpässe ermittelt und lokalisiert werden.

Damit konnten wir durch das Konzept der zentralen Datendrehscheibe sehr einfach und kostengünstig nur durch die Nutzung von Bestandssystemen die Anforderungen des §14a komplett erfüllen und haben sogar die gesamte Prozesskette bis zur Steuerung einer Ladesäule vollständig abgebildet.

Im DIGIMONDO-Webinar erhalten Sie einen Einblick in das Projekt und wie der §14a EnWG zu einem Innovationsvehikel für Sie werden kann.

Daten als Grundlage der Digitalisierung

e.b: Warum sind Daten so zentral für die Energiewende und die Digitalisierung der Netze?
Christopher Rath: Daten sind das Rückgrat einer erfolgreichen Energiewende. Sie ermöglichen es Netzbetreibern, fundierte Entscheidungen zu treffen, einen effizierten Netzbetrieb sicher zu stellen und werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Netzbetreibern benötigt. Die Herausforderungen, die mit Regulierungen wie der FFVAV oder § 14a EnWG einhergehen, lassen sich nur auf Basis einer soliden Datengrundlage bewältigen.

e.b: Mit welchen Hürden haben Ihre Kunden in der Praxis zu kämpfen, und wie unterstützen Sie sie?
Jonas Thiel: Eine der größten Herausforderungen ist die Heterogenität der Daten- und Messinfrastruktur. In der Praxis finden wir oft isolierte Systeme und damit verbunden potentielle und nicht erschlossene Datenquellen vor. Dadurch ist die Integration in bestehende und zukünftige Fachsysteme erschwert. Darüber hinaus können bestehende Systeme zur Betriebsführung, wie ein Workforce Management System oder eine Abrechnungsplattform im Kontext des Meterings, neue technische Anforderungen – wie etwa die erhöhte Schreiblast in den entsprechenden Datenbanken – häufig nicht erfüllen.

Hier kommt DIGIMONDO ins Spiel: Wir stellen unseren Kunden eine zentrale Datenplattform zur Verfügung, die Energiedaten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführt, harmonisiert und in Echtzeit bereitstellen kann. Damit können Netzbetreiber nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre internen Prozesse effizienter gestalten. Ein weiteres Problem sind proprietäre Lösungen. Unsere Kunden möchten weg von teuren, geschlossenen Systemen und hin zu interoperablen Ansätzen, bei denen Daten flexibel nutzbar sind. Mit den Standardfunktionen der DIGIMONDO-Plattform können Zähler aller Hersteller sowohl mit wM-Bus, LoRaWAN oder LTE digital ausgelesen und verarbeitet werden. Dabei fallen weder Zusatzkosten an, noch ist ein weiteres kostspieliges Portal erforderlich.“

Christopher Rath: Neben den technischen Herausforderungen gibt es auch strategische Aspekte. Netzbetreiber, die diese Hürden früh adressieren, profitieren langfristig von effizienteren Prozessen und deutlich geringeren Kosten für IT-Projekte und IT-Betrieb. Zudem unterstützen wir unsere Kunden mit erprobten Lösungen, die einfach implementiert werden können, und fördern den Austausch innerhalb unseres Netzwerks.

So funktioniert die Grid-Lösung von DIGIMONDO.

So ist die Grid-Lösung von DIGIMONDO aufgebaut.

niotix als Lösung für die Energiewirtschaft

e.b: Was wird Ihnen denn von Ihren Kunden gespiegelt aus welchen Gründen sie niotix einsetzen und was sie an der Lösung schätzen?
Christopher Rath: Unsere Kunden schätzen an unserer Lösung die Herstellerunabhängigkeit. Unsere Plattform lässt sich mit verschiedenster Hardware und Software integrieren. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Echtzeitdatenverarbeitung: Damit können unsere Kunden Entscheidungen auf Grundlage aktueller Informationen schneller treffen. Und nicht zu vergessen der hohe Automatisierungsgrad von niotix: Dadurch werden Prozesse wie das Auslesen von Zählern oder Messgeräten in Trafostationen deutlich vereinfacht. Für die Unternehmensleitung bedeutet das eine effizientere unternehmensweite Datenbereitstellung und die Möglichkeit, Ressourcen optimal einzusetzen.

Jonas Thiel: Noch eine kleine Ergänzung: In der Praxis sehen wir immer wieder, wie unsere Plattform nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, sondern innerhalb des Project auch abseits der eigentliche Ziele Mehrwerte generiert. So konnten wir beispielsweise Kunden dabei unterstützen, nicht nur die Abrechnung gemäß FFVAV sicherzustellen, sondern auch wichtige Netzdaten für einen effizientere Netzführung, angefangen bei der Erzeugung und der Vermeidung von Lastspitzen, zu verbessern.

„Die Energiewirtschaft steht an einem Wendepunkt. Wer jetzt nicht handelt, riskiert langfristig Wettbewerbsnachteile und möglicherweise empfindliche Bußgelder. Wir empfehlen, Projekte schrittweise umzusetzen und dabei auf interoperable Lösungen wie Niotix zu setzen.“

Blick in die Zukunft

e.b: Wenn Netzbetreiber bei Digitalisierungsprojekten noch zögern, was raten Sie?
Christopher Rath: Die Energiewirtschaft steht an einem Wendepunkt. Wer jetzt nicht handelt, riskiert langfristig Wettbewerbsnachteile und möglicherweise empfindliche Bußgelder. Wir empfehlen, Projekte schrittweise umzusetzen und dabei auf interoperable Lösungen wie Niotix zu setzen.

Jonas Thiel: Unsere Erfahrung zeigt, dass Pilotprojekte ein guter Einstieg sind. Sie ermöglichen es, praktische Erfahrungen zu sammeln und Risiken zu minimieren. Zudem erzeugen sie häufig unerwartete Mehrwerte, die über den ursprünglichen Projektumfang hinausgehen.

e.b: Wo können interessierte Leser Einblicke in Ihre Lösungen und Projekterfahrungen erhalten? Werden Sie auf der E-World vertreten sein?
Christopher Rath: Ja, wir präsentieren unsere neuesten Entwicklungen – unter anderem Dashboard-Visualisierungen und Rollout-Funktionalitäten, die den Umgang mit Daten und Sensorik noch einfacher machen. Besuchen Sie uns gerne in Halle 4, Stand D123 Vereinbaren Sie einen Gesprächstermin oder schauen Sie spontan vorbei, um mehr über unsere Lösungen zu erfahren. Wir freuen uns auf den Austausch!

 

Digimondo GmbH

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