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Erster Ende-zu-Ende-Steuernachweis über BDEW-API: metrify und ovag Netz setzen neue Maßstäbe im Steuerrollout

Freuen sich über den Durchbruch beim Steuern über BDEW-API
Freuen sich über den Durchbruch beim Steuern über BDEW-API (von links): Wim Drozak (metrify), Tina Hadler (metrify), Lukas Dörr (metrify), Maik Schröder (Advalju),David Tetz (OVAG), Tobias Linnenberg (Horizonte Group), Kai Hermann (Robotron). (Bild: © metrify)

Steuerungstechnischer Durchbruch im intelligenten Energienetz

Der metrify smart metering GmbH (metrify) und der ovag Netz GmbH (OVAG) gelingt der steuerungstechnische Durchbruch im intelligenten Energienetz: Erstmals wurde ein Steuerbefehl über die Web-API des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom Netzbetreiber OVAG an eine zertifizierte Steuerlösung bis in ein Energiemanagementsystem (HEMS) übertragen, welches eine Wallbox bzw. Ladeeinrichtung anbindet. metrify und OVAG zeigen damit, dass die Kooperation zwischen wettbewerblichem Messstellenbetreiber (wMSB) und Verteilnetzbetreiber funktioniert und der Steuerrollout keine Zukunft mehr ist.

Regulatorischer Rahmen: Steuerung als neuer Systemauftrag

Mit § 14a EnWG verankert der Gesetzgeber die Pflicht, steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur oder Heimspeicher aktiv in das Netzmanagement einzubinden, da die klassische Marktkommunikation über EDIFACT für die Echtzeitsteuerung nicht mehr ausreicht. Daher hat der BDEW eine Web-API eingeführt, die seit April 2024 verpflichtend von Netzbetreibern, Lieferanten und Messstellenbetreibern als digitale Schnittstelle für ad hoc Steuerbefehle implementiert werden muss.

Der erstmalige End-to-End-Nachweis zwischen metrify und OVAG ist daher mehr als ein technischer Erfolg. Er markiert den Einstieg in ein digitales Betriebsmodell unseres Energiesystems, in dem Flexibilität zur Netzressource wird. Mit jedem weiteren steuerbaren Punkt wächst die Fähigkeit des Systems, auf volatile Erzeugung und Lasten zu reagieren. Für Anlagenbetreiber und Kunden bedeutet dies: Wärmepumpen, Wallboxen und Speicher werden künftig nicht nur angeschlossen, sondern intelligent ins Netz integriert. Damit lässt sich auf Verbraucherseite Erzeugung und Verbrauch intelligent steuern und gleichzeitig die Netzstabilität verbessern.

Von Pilotierung zur kontrollierten Serienfähigkeit

Erstmals wurde nicht nur ein Befehl zur Leistungsreduktion am Netzanschlusspunkt gesendet (der sogenannte LPC Case von EEBUS), sondern der gesamte Steuerbefehl– inklusive Rückmeldung – in realer Feldumgebung geschlossen.

„Mit dem ersten Ende-zu-Ende-Steuernachweis über die BDEW-API zeigen wir, dass die Steuerung nicht länger Vision, sondern marktfähige Realität ist. Gemeinsam beweisen wir: Die Infrastruktur ist bereit – jetzt muss der Rollout folgen. Dafür braucht es gemeinsame Standards über alle Marktteilnehmer hinweg, denn erst diese machen die dringend benötigte flächendeckende Skalierung möglich.“

Dr. Wim Drozak, Geschäftsführer der metrify

„Für uns als Netzbetreiber ist es entscheidend, dass digitale Steuerung von der Netzleitwarte bis zur Anlage funktioniert – sicher, reproduzierbar und in Echtzeit. Dieser Test zeigt: Die Energiewende braucht Steuerbarkeit, und sie ist technisch möglich.“

David Tetz, Projektleiter bei OVAG

Nach dem Test ist metrify bereits dabei, den Übergang in den Serienbetrieb vorzubereiten und setzt zukünftig CLS-Gateways standardisiert bei allen ausstattungspflichtigen Messtellen ein. Für die OVAG ist dies der erste Schritt zur Ansteuerung von Steuerboxen in den Markt hinein.

Für die flächendeckende Skalierung im Energiesystem bedarf es aber weiterhin eine Harmonisierung gelebter Standards über alle Marktakteure hinweg. Diese weisen derzeit noch sehr unterschiedliche Implementierungsstände auf. So ist für die massenfähige Skalierung eine tiefe Softwareintegration in ERP-, Leit- und Backend-Systeme verschiedener Marktteilnehmer notwendig, um die vollständige Automatisierung zu ermöglichen. Ebenso müssen einheitliche Zugriffs- und Einwilligungsprozesse sicherstellen, dass nur autorisierte Befehle von korrekten Marktrollen ausgelöst werden. Dies ist unverzichtbar, wenn künftig tausende Steuerbefehle parallel verarbeitet werden sollen.

Details zum technischen Aufbau der Steuerungskette

Die Umsetzung des Tests folgte strikt der beschriebenen Steuerkette aus der BDEW-Web-API. Zum Einsatz kamen ein Smart Meter Gateway von metrify und das Mehrwertmodul der Theben Smart Energy GmbH. Die Tests wurden erstmals vollständig in der sogenannten Wirk-PKI, also unter realen Sicherheits- und Zertifikatsbedingungen, durchgeführt:

 

Abbildung: Systemskizze Ende-zu-Ende-Steuertest (Quelle: metrify, 2025)

Abbildung: Systemskizze Ende-zu-Ende-Steuertest (Quelle: metrify, 2025)

Der Steueraufruf wurde von zentraler Stelle der OVAG (mit Unterstützung der Avarto Systems) über die BDEW-Web-API ausgelöst. Der Steuerbefehl wurde über die IT-Systeme (GWA- und EMT-System) von Lackmann und advalju – mit technischer Unterstützung von Robotron – geprüft und anschließend über das Smart Meter Gateway an die Steuerungseinheit (CLS-Komponente) gesendet. Von dort gelangte er in das Energiemanagementsystem des Hauses und führte über die standardisierte EEBus-Kommunikation zu einer tatsächlichen Anpassung der Ladeleistung des angeschlossenen Elektroautos.

Die Besonderheiten:

  • Wirk-PKI aktiv für SMGW und CLS-Geräte
    Alle Kommunikation erfolgte verschlüsselt über die produktive Smart-Meter-Public Key Infrastruktur (PKI).
  • Steuerziel: Home Energy Management System
    Gesteuert wurde ein HEMS, das eine Wallbox bzw. Ladeeinrichtung anbindet.
  • Steuerhandlung: Leistungsreduktion
    Switching Command nach BDEW-API

Die Wirksamkeit der Steuerung wurde im Feldtest zunächst über ein Tarifanwendungsfall TAF 7 (15/15/15-Minuten-Sequenz) verifiziert. Bereits geplant ist, die Nachweisführung zeitnah auch über TAF 10 (Netzzustandsdaten) umzusetzen und das bestehende Setup hierfür gezielt weiterzuentwickeln.

 

Über die ovag Netz GmbH

Die ovag Netz GmbH ist ein Verteilnetz- und grundzuständiger Messstellenbetreiber im Unternehmensverbund der OVAG-Gruppe und verantwortet den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau des Energieversorgungsnetzes, welches sich über den Landkreis Gießen, den Vogelsbergkreis, den Wetteraukreis und den Main-Kinzig-Kreis erstreckt. Weitere Informationen finden sie unter www.ovag-netz.de

Über advalju

advalju ist ein Joint Venture von Lackmann und Theben Smart Energy für Steuerlösungen und Mehrwertanwendungen im Messstellenbetrieb. Die Plattform für intelligente Steuerung und CLS-Management.

 

Über metrify smart metering

Das Unternehmen ist ein führender wettbewerblicher Messstellenbetreiber, der deutschlandweit intelligente Messsysteme (iMSys) installiert und betreibt. Mit mehr als 65.000 installierten iMSys betreibt metrify mehr iMSys als jeder andere wettbewerbliche Messstellenbetreiber im deutschen Markt. Hervorgegangen aus Enpals Messstellengeschäft und ausgegründet im Jahr 2025, vereint das Unternehmen technologisches Know-how mit energiewirtschaftlicher Erfahrung. Ziel ist es, den Rollout intelligenter Messsysteme entscheidend zu beschleunigen und damit die Digitalisierung und Flexibilisierung des Energiemarkts aktiv voranzutreiben. Weitere Informationen finden Sie unter www.metrify.de

 

Enpal GmbH

Informationen zum Unternehmen finden Sie in der Company-Box.

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