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„Zählermanagement muss heute vor allem flexibel, digital und realistisch sein“

"In der Praxis sehen beim Zählermanagement wir leider immer wieder, dass sich Stadtwerke durch proprietäre Systeme einzelner Hersteller ungewollt in Abhängigkeiten begeben", sagt co.met-Geschäftsführer Thomas Hemmer. (Bilder: © co.met)

„Die besten Lösungen entstehen im engen Austausch mit der Praxis“

„Trotz des Rollouts intelligenter Messsysteme bleibt das klassische Ablesemanagement unverzichtbar“, sagt Thomas Hemmer. Im Interview mit energie.blog erklärt der Geschäftsführer von co.met, warum Stadtwerke insbesondere bei Wasser-, Gas- und Wärmezählern auf tragfähige Prozesse angewiesen sind – und wie Digitalisierung, Standardisierung und Kooperationen dabei helfen können. Entscheidend sei dabei, dass neue Lösungen eng mit der Praxis entwickelt werden, um echten Mehrwert für Versorger und ihre Kundinnen und Kunden zu schaffen.

Bedeutung des klassischen Ablesemanagements

e.b: Herr Hemmer, derzeit liegt der Rollout intelligenter Messsysteme und die Beschaffung der Messwerte stark im Fokus der Energiewirtschaft. Welche Bedeutung hat das klassische Ablesemanagement heute noch – etwa im Wasser- oder Wärmesektor?

Thomas Hemmer: Trotz des zunehmenden Rollouts intelligenter Messsysteme bleibt das klassische Ablesemanagement in vielen Bereichen unverzichtbar – insbesondere bei Wasser-, Gas- und Wärmezählern, aber auch bei Stromzählern unterhalb der 6.000-kWh-Grenze. In der Praxis sehen wir, dass Stadtwerke diese Sparten keineswegs vernachlässigen können. Im Gegenteil: Gerade hier entstehen aktuell viele Fragen rund um Digitalisierung, Standardisierung und effiziente Arbeitsprozesse.

Die Versorger stehen vor der Herausforderung, diese Aufgaben mit begrenzten Ressourcen zu bewältigen – und suchen deshalb nach Lösungen, die flexibel und skalierbar sind. Aus diesem Grund unterstützen wir im Strombereich unter anderem auch Initiativen wie „Simplify Smart Metering“. Solche Ansätze stellen unserer Meinung nach eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung hinsichtlich der digitalen Transformation des klassischen Ablesemanagements dar.

Fachkräftemangel beim Zählermanagement

e.b: Kommunalversorgern fällt es zunehmend schwerer, geeignetes Ablesepersonal zu finden. Welche Entwicklungen sehen Sie im Markt?

Thomas Hemmer: Der Fachkräftemangel trifft auch das Zählermanagement mit voller Wucht. Wir erleben derzeit eine klare Bewegung hin zu mehr Automatisierung und zu kooperativen Modellen. Einige Stadtwerke schließen sich zusammen oder gründen regionale Dienstleister, um Ablese- und Zählerwechselprozesse gemeinsam zu organisieren – wie etwa unser Kunde, die EWS im Main-Tauber-Kreis.

Hier hat sich das Stadtwerk Tauberfranken mit den Stadtwerken Wertheim zur Energie- und Wasser-Service Main-Tauber GmbH, kurz EWS, zusammengeschlossen um andere Werke und Kommunen zu unterstützen. Gleichzeitig beobachten wir, dass immer mehr Versorger ihre Prozesse so umstellen, dass sie mit weniger Personal auskommen – etwa durch Self-Services, drive-by-Ablesung oder eine gezielte Disposition über Workforce Management-Systeme.

Erfolgsfaktoren fürs Zählermanagement

e.b: Die Digitalisierung im Zählermanagement erfordert funktionierende Schnittstellen, Standardisierung und Praxisnähe. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren für tragfähige Prozesse – insbesondere bei kleineren und mittleren Stadtwerken?

Thomas Hemmer: Aus unserer Sicht braucht es vor allem realistische und anschlussfähige Lösungen: mandantenfähige Systeme, die verschiedene Medienarten abbilden können – und zwar unabhängig von der eingesetzten Hardware. Ein zentraler Erfolgsfaktor sind standardisierte Schnittstellen, etwa auf Basis des OMS-Standards. Sie ermöglichen es, auch bei wechselnden Hardware-Anbietern langfristig flexibel zu bleiben.

In der Praxis sehen wir leider immer wieder, dass sich Stadtwerke durch proprietäre Systeme einzelner Hersteller ungewollt in Abhängigkeiten begeben – das kann spätere Wechsel oder Erweiterungen unnötig erschweren. Wichtig ist zudem, dass Prozesse medienbruchfrei ablaufen – von der Terminplanung über die mobile Datenerfassung bis zur Rückmeldung ins Abrechnungssystem.

Was wir außerdem gelernt haben: Die besten Lösungen entstehen im engen Austausch mit der Praxis. Nur wenn Software und Abläufe gemeinsam mit den Anwendern weiterentwickelt werden, entsteht daraus ein echter Mehrwert – für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und nicht zuletzt für die Kundinnen und Kunden.

 

co.met – Partner der Stadtwerke

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